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Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

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Güldenes Schwerd.
ten/ und mit ihme den Ungerechten die
Thür der Kirchen versperren/ die er doch im
letzt angezogenen und von ihme approbir-
ten Spruch deß H. Augustini ohne Unter-
scheyd denen Schaaffen und Wölffen auff-
schliesset. Jtem/ den Streich besser abzu-
lehnen/ frage dich mein Calvinischer: War-
umb wilstu/ daß ich deiner Religion viel-
mehr/ als etwa einer anderer beyfallen und
schwören solle? Dan/ oder weistu/ daß deine
Kirch gewisser seye/ als andere/ oder weistu
es nicht: wan sagest/ daß du es wissest: ant-
worte darauff/ daß ja nit wissen könnest/ ob
du und deine Consorten praedestinirt und
außerwöhlet seyet/ folglich auch nit wissest/
ob du und die deinige die wahre Kirch ha-
bet. Wan aber sagest/ daß du es nit wis-
sest/ inferire ich recht wohl/ daß ein Blinder
den anderen führen/ und eine Kirch anwei-
sen will/ dessen Thürer selbst nit finden kan.
Bleibt also bey der Catholischen Wahr-
heit/ daß die Kirch seye eine Versamblung
aller Rechtglaubigen/ sie seyen gerecht oder
ungerecht/ fromm oder böß/ ja auch die
schwäreste Sünder/ mit dem Unterscheyd
gleich wohl/ daß die Gerechte/ lebendige und
vollkommene Glieder/ die Ungerechte aber

und

Guͤldenes Schwerd.
ten/ und mit ihme den Ungerechten die
Thuͤr der Kirchen verſperren/ die er doch im
letzt angezogenen und von ihme approbir-
ten Spruch deß H. Auguſtini ohne Unter-
ſcheyd denen Schaaffen und Woͤlffen auff-
ſchlieſſet. Jtem/ den Streich beſſer abzu-
lehnen/ frage dich mein Calviniſcher: War-
umb wilſtu/ daß ich deiner Religion viel-
mehr/ als etwa einer anderer beyfallen und
ſchwoͤren ſolle? Dan/ oder weiſtu/ daß deine
Kirch gewiſſer ſeye/ als andere/ oder weiſtu
es nicht: wan ſageſt/ daß du es wiſſeſt: ant-
worte darauff/ daß ja nit wiſſen koͤnneſt/ ob
du und deine Conſorten prædeſtinirt und
außerwoͤhlet ſeyet/ folglich auch nit wiſſeſt/
ob du und die deinige die wahre Kirch ha-
bet. Wan aber ſageſt/ daß du es nit wiſ-
ſeſt/ inferire ich recht wohl/ daß ein Blinder
den anderen fuͤhren/ und eine Kirch anwei-
ſen will/ deſſen Thürer ſelbſt nit finden kan.
Bleibt alſo bey der Catholiſchen Wahr-
heit/ daß die Kirch ſeye eine Verſamblung
aller Rechtglaubigen/ ſie ſeyen gerecht oder
ungerecht/ fromm oder boͤß/ ja auch die
ſchwaͤreſte Suͤnder/ mit dem Unterſcheyd
gleich wohl/ daß die Gerechte/ lebendige und
vollkommene Glieder/ die Ungerechte aber

und
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[4/0016] Guͤldenes Schwerd. ten/ und mit ihme den Ungerechten die Thuͤr der Kirchen verſperren/ die er doch im letzt angezogenen und von ihme approbir- ten Spruch deß H. Auguſtini ohne Unter- ſcheyd denen Schaaffen und Woͤlffen auff- ſchlieſſet. Jtem/ den Streich beſſer abzu- lehnen/ frage dich mein Calviniſcher: War- umb wilſtu/ daß ich deiner Religion viel- mehr/ als etwa einer anderer beyfallen und ſchwoͤren ſolle? Dan/ oder weiſtu/ daß deine Kirch gewiſſer ſeye/ als andere/ oder weiſtu es nicht: wan ſageſt/ daß du es wiſſeſt: ant- worte darauff/ daß ja nit wiſſen koͤnneſt/ ob du und deine Conſorten prædeſtinirt und außerwoͤhlet ſeyet/ folglich auch nit wiſſeſt/ ob du und die deinige die wahre Kirch ha- bet. Wan aber ſageſt/ daß du es nit wiſ- ſeſt/ inferire ich recht wohl/ daß ein Blinder den anderen fuͤhren/ und eine Kirch anwei- ſen will/ deſſen Thürer ſelbſt nit finden kan. Bleibt alſo bey der Catholiſchen Wahr- heit/ daß die Kirch ſeye eine Verſamblung aller Rechtglaubigen/ ſie ſeyen gerecht oder ungerecht/ fromm oder boͤß/ ja auch die ſchwaͤreſte Suͤnder/ mit dem Unterſcheyd gleich wohl/ daß die Gerechte/ lebendige und vollkommene Glieder/ die Ungerechte aber und

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Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/16>, abgerufen am 25.04.2024.