Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Rücken reiten. Auf jedem Gleichniss reitest du hier "Aufrecht und aufrichtig darfst du hier zu allen "Ein Anderes aber ist Verlassensein. Denn, weisst "-- als du sprachst: mögen mich meine Thiere "Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als du auf "-- bis du endlich durstig allein unter Trunkenen "Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als deine "-- als sie dir all dein Warten und Schweigen Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit! Wir fragen einander nicht, wir klagen einander Rücken reiten. Auf jedem Gleichniss reitest du hier „Aufrecht und aufrichtig darfst du hier zu allen „Ein Anderes aber ist Verlassensein. Denn, weisst „— als du sprachst: mögen mich meine Thiere „Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als du auf „— bis du endlich durstig allein unter Trunkenen „Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als deine „— als sie dir all dein Warten und Schweigen Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit! Wir fragen einander nicht, wir klagen einander <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="48"/> Rücken reiten. Auf jedem Gleichniss reitest du hier<lb/> zu jeder Wahrheit.</p><lb/> <p>„Aufrecht und aufrichtig darfst du hier zu allen<lb/> Dingen reden: und wahrlich, wie Lob klingt es ihren<lb/> Ohren, dass Einer mit allen Dingen — gerade redet!</p><lb/> <p>„Ein Anderes aber ist Verlassensein. Denn, weisst<lb/> du' noch, oh Zarathustra? Als damals dein Vogel über<lb/> dir schrie, als du im Walde standest, unschlüssig,<lb/> wohin? unkundig, einem Leichnam nahe: —</p><lb/> <p>„— als du sprachst: mögen mich meine Thiere<lb/> führen! Gefährlicher fand ich's unter Menschen, als<lb/> unter Thieren: — Das war Verlassenheit!</p><lb/> <p>„Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als du auf<lb/> deiner Insel sassest, unter leeren Eimern ein Brunnen<lb/> Weins, gebend und ausgebend, unter Durstigen<lb/> schenkend und ausschenkend:</p><lb/> <p>„— bis du endlich durstig allein unter Trunkenen<lb/> sassest und nächtlich klagtest „ist Nehmen nicht seliger<lb/> als Geben? Und Stehlen noch seliger als Nehmen?“<lb/> — <hi rendition="#g">Das</hi> war Verlassenheit!</p><lb/> <p>„Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als deine<lb/> stillste Stunde kam und dich von dir selber forttrieb,<lb/> als sie mit bösem Flüstern sprach: „Sprich und<lb/> zerbrich!“ —</p><lb/> <p>„— als sie dir all dein Warten und Schweigen<lb/> leid machte und deinen demüthigen Muth entmuthigte:<lb/> Das war Verlassenheit!“ —</p><lb/> <p>Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!<lb/> Wie selig und zärtlich redet deine Stimme zu mir!</p><lb/> <p>Wir fragen einander nicht, wir klagen einander<lb/> nicht, wir gehen offen mit einander durch offne Thüren.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [48/0058]
Rücken reiten. Auf jedem Gleichniss reitest du hier
zu jeder Wahrheit.
„Aufrecht und aufrichtig darfst du hier zu allen
Dingen reden: und wahrlich, wie Lob klingt es ihren
Ohren, dass Einer mit allen Dingen — gerade redet!
„Ein Anderes aber ist Verlassensein. Denn, weisst
du' noch, oh Zarathustra? Als damals dein Vogel über
dir schrie, als du im Walde standest, unschlüssig,
wohin? unkundig, einem Leichnam nahe: —
„— als du sprachst: mögen mich meine Thiere
führen! Gefährlicher fand ich's unter Menschen, als
unter Thieren: — Das war Verlassenheit!
„Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als du auf
deiner Insel sassest, unter leeren Eimern ein Brunnen
Weins, gebend und ausgebend, unter Durstigen
schenkend und ausschenkend:
„— bis du endlich durstig allein unter Trunkenen
sassest und nächtlich klagtest „ist Nehmen nicht seliger
als Geben? Und Stehlen noch seliger als Nehmen?“
— Das war Verlassenheit!
„Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als deine
stillste Stunde kam und dich von dir selber forttrieb,
als sie mit bösem Flüstern sprach: „Sprich und
zerbrich!“ —
„— als sie dir all dein Warten und Schweigen
leid machte und deinen demüthigen Muth entmuthigte:
Das war Verlassenheit!“ —
Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!
Wie selig und zärtlich redet deine Stimme zu mir!
Wir fragen einander nicht, wir klagen einander
nicht, wir gehen offen mit einander durch offne Thüren.
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/58>, abgerufen am 16.07.2024. |