Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.niemals, wenn es von grossen Menschen redete -- und Als Zarathustra so zu dem Bucklichten geredet Wahrlich, meine Freunde, ich wandle unter den Diess ist meinem Auge das Fürchterliche, dass ich Und flüchtet mein Auge vom Jetzt zum Ehemals: Das Jetzt und das Ehemals auf Erden -- ach! Ein Seher, ein Wollender, ein Schaffender, eine Und auch ihr fragtet euch oft: "wer ist uns Zara¬ Ist er ein Versprechender? Oder ein Erfüller? Ein niemals, wenn es von grossen Menschen redete — und Als Zarathustra so zu dem Bucklichten geredet Wahrlich, meine Freunde, ich wandle unter den Diess ist meinem Auge das Fürchterliche, dass ich Und flüchtet mein Auge vom Jetzt zum Ehemals: Das Jetzt und das Ehemals auf Erden — ach! Ein Seher, ein Wollender, ein Schaffender, eine Und auch ihr fragtet euch oft: „wer ist uns Zara¬ Ist er ein Versprechender? Oder ein Erfüller? Ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="87"/> niemals, wenn es von grossen Menschen redete — und<lb/> behielt meinen Glauben bei, dass es ein umgekehrter<lb/> Krüppel sei, der an Allem zu wenig und an Einem<lb/> zu viel habe.“</p><lb/> <p>Als Zarathustra so zu dem Bucklichten geredet<lb/> hatte und zu Denen, welchen er Mundstück und Für¬<lb/> sprecher war, wandte er sich mit tiefem Unmuthe zu<lb/> seinen Jüngern und sagte:</p><lb/> <p>Wahrlich, meine Freunde, ich wandle unter den<lb/> Menschen wie unter den Bruchstücken und Glied¬<lb/> maassen von Menschen!</p><lb/> <p>Diess ist meinem Auge das Fürchterliche, dass ich<lb/> den Menschen zertrümmert finde und zerstreuet wie<lb/> über ein Schlacht- und Schlächterfeld hin.</p><lb/> <p>Und flüchtet mein Auge vom Jetzt zum Ehemals:<lb/> es findet immer das Gleiche: Bruchstücke und Glied¬<lb/> maassen und grause Zufälle — aber keine Menschen!</p><lb/> <p>Das Jetzt und das Ehemals auf Erden — ach!<lb/> meine Freunde — das ist <hi rendition="#g">mein</hi> Unerträglichstes; und<lb/> ich wüsste nicht zu leben, wenn ich nicht noch ein<lb/> Seher wäre, dessen, was kommen muss.</p><lb/> <p>Ein Seher, ein Wollender, ein Schaffender, eine<lb/> Zukunft selber und eine Brücke zur Zukunft — und<lb/> ach, auch noch gleichsam ein Krüppel an dieser<lb/> Brücke: das Alles ist Zarathustra.</p><lb/> <p>Und auch ihr fragtet euch oft: „wer ist uns Zara¬<lb/> thustra? Wie soll er uns heissen?“ Und gleich mir<lb/> selber gabt ihr euch Fragen zur Antwort.</p><lb/> <p>Ist er ein Versprechender? Oder ein Erfüller? Ein<lb/> Erobernder? Oder ein Erbender? Ein Herbst? Oder<lb/> eine Pflugschar? Ein Arzt? Oder ein Genesener?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
niemals, wenn es von grossen Menschen redete — und
behielt meinen Glauben bei, dass es ein umgekehrter
Krüppel sei, der an Allem zu wenig und an Einem
zu viel habe.“
Als Zarathustra so zu dem Bucklichten geredet
hatte und zu Denen, welchen er Mundstück und Für¬
sprecher war, wandte er sich mit tiefem Unmuthe zu
seinen Jüngern und sagte:
Wahrlich, meine Freunde, ich wandle unter den
Menschen wie unter den Bruchstücken und Glied¬
maassen von Menschen!
Diess ist meinem Auge das Fürchterliche, dass ich
den Menschen zertrümmert finde und zerstreuet wie
über ein Schlacht- und Schlächterfeld hin.
Und flüchtet mein Auge vom Jetzt zum Ehemals:
es findet immer das Gleiche: Bruchstücke und Glied¬
maassen und grause Zufälle — aber keine Menschen!
Das Jetzt und das Ehemals auf Erden — ach!
meine Freunde — das ist mein Unerträglichstes; und
ich wüsste nicht zu leben, wenn ich nicht noch ein
Seher wäre, dessen, was kommen muss.
Ein Seher, ein Wollender, ein Schaffender, eine
Zukunft selber und eine Brücke zur Zukunft — und
ach, auch noch gleichsam ein Krüppel an dieser
Brücke: das Alles ist Zarathustra.
Und auch ihr fragtet euch oft: „wer ist uns Zara¬
thustra? Wie soll er uns heissen?“ Und gleich mir
selber gabt ihr euch Fragen zur Antwort.
Ist er ein Versprechender? Oder ein Erfüller? Ein
Erobernder? Oder ein Erbender? Ein Herbst? Oder
eine Pflugschar? Ein Arzt? Oder ein Genesener?
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/97>, abgerufen am 25.07.2024. |