Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Ja, wie solltet ihr glauben können, ihr Bunt¬ Wandelnde Widerlegungen seid ihr des Glaubens Alle Zeiten schwätzen wider einander in euren Unfruchtbare seid ihr: darum fehlt es euch an Halboffne Thore seid ihr, an denen Todtengräber Ach, wie ihr mir dasteht, ihr Unfruchtbaren, wie Und er sprach: "es hat wohl da ein Gott, als ich Wundersam ist die Armuth meiner Rippen!" also Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen! Und wehe mir, wenn ich nicht lachen könnte über Ja, wie solltet ihr glauben können, ihr Bunt¬ Wandelnde Widerlegungen seid ihr des Glaubens Alle Zeiten schwätzen wider einander in euren Unfruchtbare seid ihr: darum fehlt es euch an Halboffne Thore seid ihr, an denen Todtengräber Ach, wie ihr mir dasteht, ihr Unfruchtbaren, wie Und er sprach: „es hat wohl da ein Gott, als ich Wundersam ist die Armuth meiner Rippen!“ also Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen! Und wehe mir, wenn ich nicht lachen könnte über <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0068" n="58"/> <p>Ja, wie solltet ihr glauben <hi rendition="#g">können</hi>, ihr Bunt¬<lb/> gesprenkelten! — die ihr Gemälde seid von Allem,<lb/> was je geglaubt wurde!</p><lb/> <p>Wandelnde Widerlegungen seid ihr des Glaubens<lb/> selber, und aller Gedanken Gliederbrechen. <hi rendition="#g">Unglaub¬<lb/> würdige</hi>: also heisse ich euch, ihr Wirklichen!</p><lb/> <p>Alle Zeiten schwätzen wider einander in euren<lb/> Geistern; und aller Zeiten Träume und Geschwätz<lb/> waren wirklicher noch als euer Wachsein ist!</p><lb/> <p>Unfruchtbare seid ihr: <hi rendition="#g">darum</hi> fehlt es euch an<lb/> Glauben. Aber wer schaffen musste, der hatte auch<lb/> immer seine Wahr-Träume und Stern-Zeichen — und<lb/> glaubte an Glauben! —</p><lb/> <p>Halboffne Thore seid ihr, an denen Todtengräber<lb/> warten. Und das ist <hi rendition="#g">eure</hi> Wirklichkeit: „Alles ist werth,<lb/> dass es zu Grunde geht.“</p><lb/> <p>Ach, wie ihr mir dasteht, ihr Unfruchtbaren, wie<lb/> mager in den Rippen! Und Mancher von euch hatte<lb/> wohl dessen selber ein Einsehen.</p><lb/> <p>Und er sprach: „es hat wohl da ein Gott, als ich<lb/> schlief, mir heimlich Etwas entwendet? Wahrlich,<lb/> genug, sich ein Weibchen daraus zu bilden!</p><lb/> <p>Wundersam ist die Armuth meiner Rippen!“ also<lb/> sprach schon mancher Gegenwärtige.</p><lb/> <p>Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen!<lb/> Und sonderlich, wenn ihr euch über euch selber wundert!</p><lb/> <p>Und wehe mir, wenn ich nicht lachen könnte über<lb/> eure Verwunderung, und alles Widrige aus euren<lb/> Näpfen hinunter trinken müsste!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
Ja, wie solltet ihr glauben können, ihr Bunt¬
gesprenkelten! — die ihr Gemälde seid von Allem,
was je geglaubt wurde!
Wandelnde Widerlegungen seid ihr des Glaubens
selber, und aller Gedanken Gliederbrechen. Unglaub¬
würdige: also heisse ich euch, ihr Wirklichen!
Alle Zeiten schwätzen wider einander in euren
Geistern; und aller Zeiten Träume und Geschwätz
waren wirklicher noch als euer Wachsein ist!
Unfruchtbare seid ihr: darum fehlt es euch an
Glauben. Aber wer schaffen musste, der hatte auch
immer seine Wahr-Träume und Stern-Zeichen — und
glaubte an Glauben! —
Halboffne Thore seid ihr, an denen Todtengräber
warten. Und das ist eure Wirklichkeit: „Alles ist werth,
dass es zu Grunde geht.“
Ach, wie ihr mir dasteht, ihr Unfruchtbaren, wie
mager in den Rippen! Und Mancher von euch hatte
wohl dessen selber ein Einsehen.
Und er sprach: „es hat wohl da ein Gott, als ich
schlief, mir heimlich Etwas entwendet? Wahrlich,
genug, sich ein Weibchen daraus zu bilden!
Wundersam ist die Armuth meiner Rippen!“ also
sprach schon mancher Gegenwärtige.
Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen!
Und sonderlich, wenn ihr euch über euch selber wundert!
Und wehe mir, wenn ich nicht lachen könnte über
eure Verwunderung, und alles Widrige aus euren
Näpfen hinunter trinken müsste!
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/68>, abgerufen am 16.02.2025. |