Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.Also zu sterben ist das Beste; das Zweite aber Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: Mancher wird auch für seine Wahrheiten und Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn Saure Äpfel giebt es freilich, deren Loos will, Andern altert das Herz zuerst und Andern der Also zu sterben ist das Beste; das Zweite aber Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: Mancher wird auch für seine Wahrheiten und Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn Saure Äpfel giebt es freilich, deren Loos will, Andern altert das Herz zuerst und Andern der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" n="103"/> <p>Also zu sterben ist das Beste; das Zweite aber<lb/> ist: im Kampfe zu sterben und eine grosse Seele zu<lb/> verschwenden.</p><lb/> <p>Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem<lb/> Sieger ist euer grinsender Tod, der heranschleicht<lb/> wie ein Dieb — und doch als Herr kommt.</p><lb/> <p>Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der<lb/> mir kommt, weil <hi rendition="#g">ich</hi> will.</p><lb/> <p>Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel<lb/> hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten<lb/> Zeit für Ziel und Erben.</p><lb/> <p>Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er<lb/> keine dürren Kränze mehr im Heiligthum des Lebens<lb/> aufhängen.</p><lb/> <p>Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen:<lb/> sie ziehen ihren Faden in die Länge und gehen dabei<lb/> selber immer rückwärts.</p><lb/> <p>Mancher wird auch für seine Wahrheiten und<lb/> Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das<lb/> Recht zu jeder Wahrheit.</p><lb/> <p>Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei<lb/> Zeiten von der Ehre verabschieden und die schwere<lb/> Kunst üben, zur rechten Zeit zu — gehn.</p><lb/> <p>Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn<lb/> man am besten schmeckt: das wissen Die, welche lange<lb/> geliebt werden wollen.</p><lb/> <p>Saure Äpfel giebt es freilich, deren Loos will,<lb/> dass sie bis auf den letzten Tag des Herbstes warten:<lb/> und zugleich werden sie reif, gelb und runzelig.</p><lb/> <p>Andern altert das Herz zuerst und Andern der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0109]
Also zu sterben ist das Beste; das Zweite aber
ist: im Kampfe zu sterben und eine grosse Seele zu
verschwenden.
Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem
Sieger ist euer grinsender Tod, der heranschleicht
wie ein Dieb — und doch als Herr kommt.
Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der
mir kommt, weil ich will.
Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel
hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten
Zeit für Ziel und Erben.
Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er
keine dürren Kränze mehr im Heiligthum des Lebens
aufhängen.
Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen:
sie ziehen ihren Faden in die Länge und gehen dabei
selber immer rückwärts.
Mancher wird auch für seine Wahrheiten und
Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das
Recht zu jeder Wahrheit.
Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei
Zeiten von der Ehre verabschieden und die schwere
Kunst üben, zur rechten Zeit zu — gehn.
Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn
man am besten schmeckt: das wissen Die, welche lange
geliebt werden wollen.
Saure Äpfel giebt es freilich, deren Loos will,
dass sie bis auf den letzten Tag des Herbstes warten:
und zugleich werden sie reif, gelb und runzelig.
Andern altert das Herz zuerst und Andern der
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