Eben so kann man auch noch nach einer andern Ansicht sagen: da der Mensch sich nicht von die- ser Welt isoliren und sich eine Bestimmung für sich selbst geben könne, sondern zu dieser Welt in Beziehung stehe, und zum Handeln auf diese Welt bestimmt sey, in Rücksicht dieses Handelns aber eine große Verschie- denheit statt finde, und nicht jeder Einzelne alle Arten desselben thun könne, Verschiedne also Verschiednes thun müssen; so könne auch der Erzieher nicht Umgang nehmen, bei seinem Zögling vor allen Dingen darauf zu sehen, zu welcher Art des Handelns (Geschäs- tes, Berufes,) in dieser Welt er bestimmt sey, um darnach auch die ihm zu ertheilende Bildung zu be- messen, und die Art des Unterrichts zu de- stimmen.
Allein, so viel Gewicht man auch auf diese Argu- mentationen legen mag, so geben sie doch auch nur eine einseitige Auflösung des Problems, und begründen die Forderung nicht, die man daraus in der Anwen- dung auf den Erziehungsunterricht ableiten will.
Die eigentliche Differenz, um die sich die obigen Argumentationen drehen, betrifft das zweifache Verhält- niß des Individuums, inwiefern es einerseits als selbst- ständig und unabhängig, andrerseits aber doch nur als integrirender Theil nicht nur der Menschheit überhaupt, sondern des Universums im Ganzen, betrachtet werden muß. Nun ist aber bei der Frage: für welches jener beiden Verhältnisse der Erziehungsunterricht den Men-
Vierter Abſchnitt.
Eben ſo kann man auch noch nach einer andern Anſicht ſagen: da der Menſch ſich nicht von die- ſer Welt iſoliren und ſich eine Beſtimmung fuͤr ſich ſelbſt geben koͤnne, ſondern zu dieſer Welt in Beziehung ſtehe, und zum Handeln auf dieſe Welt beſtimmt ſey, in Ruͤckſicht dieſes Handelns aber eine große Verſchie- denheit ſtatt finde, und nicht jeder Einzelne alle Arten deſſelben thun koͤnne, Verſchiedne alſo Verſchiednes thun muͤſſen; ſo koͤnne auch der Erzieher nicht Umgang nehmen, bei ſeinem Zoͤgling vor allen Dingen darauf zu ſehen, zu welcher Art des Handelns (Geſchaͤſ- tes, Berufes,) in dieſer Welt er beſtimmt ſey, um darnach auch die ihm zu ertheilende Bildung zu be- meſſen, und die Art des Unterrichts zu de- ſtimmen.
Allein, ſo viel Gewicht man auch auf dieſe Argu- mentationen legen mag, ſo geben ſie doch auch nur eine einſeitige Aufloͤſung des Problems, und begruͤnden die Forderung nicht, die man daraus in der Anwen- dung auf den Erziehungsunterricht ableiten will.
Die eigentliche Differenz, um die ſich die obigen Argumentationen drehen, betrifft das zweifache Verhaͤlt- niß des Individuums, inwiefern es einerſeits als ſelbſt- ſtaͤndig und unabhaͤngig, andrerſeits aber doch nur als integrirender Theil nicht nur der Menſchheit uͤberhaupt, ſondern des Univerſums im Ganzen, betrachtet werden muß. Nun iſt aber bei der Frage: fuͤr welches jener beiden Verhaͤltniſſe der Erziehungsunterricht den Men-
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Vierter Abſchnitt.
Eben ſo kann man auch noch nach einer andern
Anſicht ſagen: da der Menſch ſich nicht von die-
ſer Welt iſoliren und ſich eine Beſtimmung fuͤr ſich
ſelbſt geben koͤnne, ſondern zu dieſer Welt in Beziehung
ſtehe, und zum Handeln auf dieſe Welt beſtimmt ſey,
in Ruͤckſicht dieſes Handelns aber eine große Verſchie-
denheit ſtatt finde, und nicht jeder Einzelne alle Arten
deſſelben thun koͤnne, Verſchiedne alſo Verſchiednes
thun muͤſſen; ſo koͤnne auch der Erzieher nicht Umgang
nehmen, bei ſeinem Zoͤgling vor allen Dingen darauf
zu ſehen, zu welcher Art des Handelns (Geſchaͤſ-
tes, Berufes,) in dieſer Welt er beſtimmt ſey, um
darnach auch die ihm zu ertheilende Bildung zu be-
meſſen, und die Art des Unterrichts zu de-
ſtimmen.
Allein, ſo viel Gewicht man auch auf dieſe Argu-
mentationen legen mag, ſo geben ſie doch auch nur
eine einſeitige Aufloͤſung des Problems, und begruͤnden
die Forderung nicht, die man daraus in der Anwen-
dung auf den Erziehungsunterricht ableiten will.
Die eigentliche Differenz, um die ſich die obigen
Argumentationen drehen, betrifft das zweifache Verhaͤlt-
niß des Individuums, inwiefern es einerſeits als ſelbſt-
ſtaͤndig und unabhaͤngig, andrerſeits aber doch nur als
integrirender Theil nicht nur der Menſchheit uͤberhaupt,
ſondern des Univerſums im Ganzen, betrachtet werden
muß. Nun iſt aber bei der Frage: fuͤr welches jener
beiden Verhaͤltniſſe der Erziehungsunterricht den Men-
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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