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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808.

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Von d. Grunds. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
grammatische Studium, wenn es an der Muttersprache
erlernt werden soll; so daß selbst nach der philanthro-
pinischen Methode häufig vorgezogen wird, mit den
Lehrlingen, die irgend eine andre lebende Sprache er-
lernen sollen, die grammatischen Uebungen lieber an
dieser letztern anzustellen. Bei den Lehrlingen also,
die eine oder die andre alte Sprache zu erlernen ha-
ben, wird man diese mit um so mehr Recht auch zur
Grundlage der grammatischen Uebungen machen dürfen,
da man dabei nichts verlieren sondern nur gewinnen
kann. Man darf aber unbedenklich noch um einen
Schritt weiter gehen, und fordern, daß nicht nur die
zum eigentlichen gelehrten Studium geeigneten Lehr-
linge, sondern auch diejenigen, die zum wenigsten
Eine neuere fremde Sprache zu lernen haben, die auf
die alte lateinische gepfropft ist, dem alten Grundsatze
der Gründlichkeit gemäß im Lateinischen wenigstens
einen Grund legen, und deshalb auch ihre Grammatik
an jener alten Sprache erlernen sollen.

Endlich, will man denn für nichts rechnen, daß
die alten Sprachen nicht nur das Vorbild aller neueren
cultivirten Sprachen und ihre schriftstellerischen Werke
das Muster für die Classiker aller neuen cultivirten
Nationen sind, sondern daß sie auch das einzige ge-
meinschaftliche Band ausmachen, das die Cultur aller
neueren Völker umschlingt, nicht nur die gemeinschaft-
liche Quelle, aus der sie alle geschöpft haben, son-
dern auch den einzigen gemeinschaftlichen Grund und
Boden, auf dem sie alle unmittelbar sich erkennen und

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Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
grammatiſche Studium, wenn es an der Mutterſprache
erlernt werden ſoll; ſo daß ſelbſt nach der philanthro-
piniſchen Methode haͤufig vorgezogen wird, mit den
Lehrlingen, die irgend eine andre lebende Sprache er-
lernen ſollen, die grammatiſchen Uebungen lieber an
dieſer letztern anzuſtellen. Bei den Lehrlingen alſo,
die eine oder die andre alte Sprache zu erlernen ha-
ben, wird man dieſe mit um ſo mehr Recht auch zur
Grundlage der grammatiſchen Uebungen machen duͤrfen,
da man dabei nichts verlieren ſondern nur gewinnen
kann. Man darf aber unbedenklich noch um einen
Schritt weiter gehen, und fordern, daß nicht nur die
zum eigentlichen gelehrten Studium geeigneten Lehr-
linge, ſondern auch diejenigen, die zum wenigſten
Eine neuere fremde Sprache zu lernen haben, die auf
die alte lateiniſche gepfropft iſt, dem alten Grundſatze
der Gruͤndlichkeit gemaͤß im Lateiniſchen wenigſtens
einen Grund legen, und deshalb auch ihre Grammatik
an jener alten Sprache erlernen ſollen.

Endlich, will man denn fuͤr nichts rechnen, daß
die alten Sprachen nicht nur das Vorbild aller neueren
cultivirten Sprachen und ihre ſchriftſtelleriſchen Werke
das Muſter fuͤr die Claſſiker aller neuen cultivirten
Nationen ſind, ſondern daß ſie auch das einzige ge-
meinſchaftliche Band ausmachen, das die Cultur aller
neueren Voͤlker umſchlingt, nicht nur die gemeinſchaft-
liche Quelle, aus der ſie alle geſchoͤpft haben, ſon-
dern auch den einzigen gemeinſchaftlichen Grund und
Boden, auf dem ſie alle unmittelbar ſich erkennen und

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[227/0239] Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem. grammatiſche Studium, wenn es an der Mutterſprache erlernt werden ſoll; ſo daß ſelbſt nach der philanthro- piniſchen Methode haͤufig vorgezogen wird, mit den Lehrlingen, die irgend eine andre lebende Sprache er- lernen ſollen, die grammatiſchen Uebungen lieber an dieſer letztern anzuſtellen. Bei den Lehrlingen alſo, die eine oder die andre alte Sprache zu erlernen ha- ben, wird man dieſe mit um ſo mehr Recht auch zur Grundlage der grammatiſchen Uebungen machen duͤrfen, da man dabei nichts verlieren ſondern nur gewinnen kann. Man darf aber unbedenklich noch um einen Schritt weiter gehen, und fordern, daß nicht nur die zum eigentlichen gelehrten Studium geeigneten Lehr- linge, ſondern auch diejenigen, die zum wenigſten Eine neuere fremde Sprache zu lernen haben, die auf die alte lateiniſche gepfropft iſt, dem alten Grundſatze der Gruͤndlichkeit gemaͤß im Lateiniſchen wenigſtens einen Grund legen, und deshalb auch ihre Grammatik an jener alten Sprache erlernen ſollen. Endlich, will man denn fuͤr nichts rechnen, daß die alten Sprachen nicht nur das Vorbild aller neueren cultivirten Sprachen und ihre ſchriftſtelleriſchen Werke das Muſter fuͤr die Claſſiker aller neuen cultivirten Nationen ſind, ſondern daß ſie auch das einzige ge- meinſchaftliche Band ausmachen, das die Cultur aller neueren Voͤlker umſchlingt, nicht nur die gemeinſchaft- liche Quelle, aus der ſie alle geſchoͤpft haben, ſon- dern auch den einzigen gemeinſchaftlichen Grund und Boden, auf dem ſie alle unmittelbar ſich erkennen und 15*

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Zitationshilfe: Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/239>, abgerufen am 27.11.2024.