Lehren erquickt wurden? Wie zahllos mögen die seyn, die bey ihm fanden, was keine Lust der Welt, keine Weisheit der Erde, kein Ueberfluß an den Gü- tern dieses Lebens, keine von allen den Glückselig- keiten, die der Wahn der Menschen dafür hält, ih- nen geben konnte; die, müde der Eitelkeiten und Zerstreuungen, müde der Thorheiten dieser Welt, zu seinen Füßen, wie seine fromme Schülerin Maria, lernten, was dem Geist seinen wahren Frieden giebt; die, geängstigt von den Vorwürfen eines erwachten Gewissens, sich selbst eine Last, satt der Täuschungen eines falschen Trostes, bey ihm den wahren, allein beruhigenden fanden, sich Gott als einen versöhn- lichen Vater denken zu dürfen, der keinen, der zu ihm kömmt, hinausstößt! -- Sollte das nicht ein Festtag, ein Tag der innigsten Freude seyn, an dem der unter die Menschen trat, der sie durch diese Ruhe so unaussprechlich gesegnet hat?
Guter Gott! Was hast du uns in deinem Ge- liebten gegeben! Welchen Beseliger! Welchen Führer! Welchen Beruhiger! Unsre Freude sey dein Dank. Das sey die Beschäfftigung unsers Geistes, das sey unsre vernünftige Festfeyer, es mit stiller Sammlung unsrer Seele zu überlegen, was uns alles mit Jhm, den du auch uns gabst, geboren ist, und wie du
an
Erste Abth. F
Lehren erquickt wurden? Wie zahllos mögen die ſeyn, die bey ihm fanden, was keine Luſt der Welt, keine Weisheit der Erde, kein Ueberfluß an den Gü- tern dieſes Lebens, keine von allen den Glückſelig- keiten, die der Wahn der Menſchen dafür hält, ih- nen geben konnte; die, müde der Eitelkeiten und Zerſtreuungen, müde der Thorheiten dieſer Welt, zu ſeinen Füßen, wie ſeine fromme Schülerin Maria, lernten, was dem Geiſt ſeinen wahren Frieden giebt; die, geängſtigt von den Vorwürfen eines erwachten Gewiſſens, ſich ſelbſt eine Laſt, ſatt der Täuſchungen eines falſchen Troſtes, bey ihm den wahren, allein beruhigenden fanden, ſich Gott als einen verſöhn- lichen Vater denken zu dürfen, der keinen, der zu ihm kömmt, hinausſtößt! — Sollte das nicht ein Feſttag, ein Tag der innigſten Freude ſeyn, an dem der unter die Menſchen trat, der ſie durch dieſe Ruhe ſo unausſprechlich geſegnet hat?
Guter Gott! Was haſt du uns in deinem Ge- liebten gegeben! Welchen Beſeliger! Welchen Führer! Welchen Beruhiger! Unſre Freude ſey dein Dank. Das ſey die Beſchäfftigung unſers Geiſtes, das ſey unſre vernünftige Feſtfeyer, es mit ſtiller Sammlung unſrer Seele zu überlegen, was uns alles mit Jhm, den du auch uns gabſt, geboren iſt, und wie du
an
Erſte Abth. F
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Lehren erquickt wurden? Wie zahllos mögen die
ſeyn, die bey ihm fanden, was keine Luſt der Welt,
keine Weisheit der Erde, kein Ueberfluß an den Gü-
tern dieſes Lebens, keine von allen den Glückſelig-
keiten, die der Wahn der Menſchen dafür hält, ih-
nen geben konnte; die, müde der Eitelkeiten und
Zerſtreuungen, müde der Thorheiten dieſer Welt, zu
ſeinen Füßen, wie ſeine fromme Schülerin Maria,
lernten, was dem Geiſt ſeinen wahren Frieden giebt;
die, geängſtigt von den Vorwürfen eines erwachten
Gewiſſens, ſich ſelbſt eine Laſt, ſatt der Täuſchungen
eines falſchen Troſtes, bey ihm den wahren, allein
beruhigenden fanden, ſich Gott als einen verſöhn-
lichen Vater denken zu dürfen, der keinen, der zu
ihm kömmt, hinausſtößt! — Sollte das nicht ein
Feſttag, ein Tag der innigſten Freude ſeyn, an dem
der unter die Menſchen trat, der ſie durch dieſe
Ruhe ſo unausſprechlich geſegnet hat?
Guter Gott! Was haſt du uns in deinem Ge-
liebten gegeben! Welchen Beſeliger! Welchen Führer!
Welchen Beruhiger! Unſre Freude ſey dein Dank.
Das ſey die Beſchäfftigung unſers Geiſtes, das ſey
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 81[93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/97>, abgerufen am 18.06.2024.
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