Wir wollen würken, weil es Tag ist, -- wollen die guten Tage, die uns Gott giebt, die vie- len Aufmunterungen, die mancherley Freuden des Lebens uns nicht einschläfern lassen, zu glauben, daß es immer so seyn müsse. Es kann die Macht der Leiden kommen, wo es nur dem leicht wird doch unverrückt seinen Pfad fortzuwandeln, der in guten Tagen sich Kraft und Festigkeit erworben hat. Wen die Lust der Welt nicht von der geraden Bahn der Frömmigkeit und Tugend abzog, der ist wenigstens sichrer, daß ihn auch die Leiden dieser Zeit nicht wankend machen. Und Leiden gehen nicht leicht vor einem von uns vorüber.
Ganz laß uns dir leben, von dem wir unser Leben haben! Ganz laß dir den neuen Anfang unsrer irdischen Geschäffte an dem morgenden Tage geheiligt seyn. Laß uns den Gedanken, daß jede gute That Dank für deine Liebe sey, auch die schwe- rere Pflicht leicht und uns zu jeder Handlung, auch der, bey welcher wir uns überwinden müssen, willig machen.
Der
Wir wollen würken, weil es Tag iſt, — wollen die guten Tage, die uns Gott giebt, die vie- len Aufmunterungen, die mancherley Freuden des Lebens uns nicht einſchläfern laſſen, zu glauben, daß es immer ſo ſeyn müſſe. Es kann die Macht der Leiden kommen, wo es nur dem leicht wird doch unverrückt ſeinen Pfad fortzuwandeln, der in guten Tagen ſich Kraft und Feſtigkeit erworben hat. Wen die Luſt der Welt nicht von der geraden Bahn der Frömmigkeit und Tugend abzog, der iſt wenigſtens ſichrer, daß ihn auch die Leiden dieſer Zeit nicht wankend machen. Und Leiden gehen nicht leicht vor einem von uns vorüber.
Ganz laß uns dir leben, von dem wir unſer Leben haben! Ganz laß dir den neuen Anfang unſrer irdiſchen Geſchäffte an dem morgenden Tage geheiligt ſeyn. Laß uns den Gedanken, daß jede gute That Dank für deine Liebe ſey, auch die ſchwe- rere Pflicht leicht und uns zu jeder Handlung, auch der, bey welcher wir uns überwinden müſſen, willig machen.
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[38[50]/0054]
Wir wollen würken, weil es Tag iſt, —
wollen die guten Tage, die uns Gott giebt, die vie-
len Aufmunterungen, die mancherley Freuden des
Lebens uns nicht einſchläfern laſſen, zu glauben, daß
es immer ſo ſeyn müſſe. Es kann die Macht der
Leiden kommen, wo es nur dem leicht wird doch
unverrückt ſeinen Pfad fortzuwandeln, der in guten
Tagen ſich Kraft und Feſtigkeit erworben hat. Wen
die Luſt der Welt nicht von der geraden Bahn der
Frömmigkeit und Tugend abzog, der iſt wenigſtens
ſichrer, daß ihn auch die Leiden dieſer Zeit nicht
wankend machen. Und Leiden gehen nicht leicht vor
einem von uns vorüber.
Ganz laß uns dir leben, von dem wir unſer
Leben haben! Ganz laß dir den neuen Anfang
unſrer irdiſchen Geſchäffte an dem morgenden Tage
geheiligt ſeyn. Laß uns den Gedanken, daß jede
gute That Dank für deine Liebe ſey, auch die ſchwe-
rere Pflicht leicht und uns zu jeder Handlung, auch
der, bey welcher wir uns überwinden müſſen, willig
machen.
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 38[50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/54>, abgerufen am 18.06.2024.
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