Zustimmung in seinem Herzen empfindet, und im- mer die übergeht, von denen ein, wenn auch nicht überdachtes, doch dunkles Gefühl uns sagt, daß sie uns zu sehr treffen, und manche unangenehme Wahr- heit sagen würden. Dies ist nicht der Fall bey der öffentlichen Predigt. Ein andrer wählt da für uns, und wenn er "von der Gerechtigkeit, Keuschheit und dem künftigen Gericht redet," so können wir ihn nicht, wie Felix den Apostel, auf eine gelegnere Zeit wiederbestellen, oder das Blatt umschlagen, son- dern sind genöthigt, ihn, was es uns auch für Herz- klopfen koste, auszuhören. Und dies wird uns oft sehr wohl thun!
Laßt uns ferner jeden Besuch unsrer Kirchen. zum freudigsten Dank aufmuntern, daß auch wir zu denen gehören, die Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten können; die nicht mehr voll blin- des Aberglaubens einem Wesen dienen, das sie nicht, oder nur von der Seite einer fürchterlichen Macht kennen; auch nicht mit so viel äußeren Gebräuchen, unter denen leicht der Geist einer wahren herzlichen Andacht erliegt, uns ihm nahen müssen, sondern durch unsern Herrn und Mittler mit Freudigkeit hin- zu treten können zu dem Thron des Vaters, der uns selbst lieb hat, wo wir ohnfehlbar Barmherzigkeit
empfan-
Zuſtimmung in ſeinem Herzen empfindet, und im- mer die übergeht, von denen ein, wenn auch nicht überdachtes, doch dunkles Gefühl uns ſagt, daß ſie uns zu ſehr treffen, und manche unangenehme Wahr- heit ſagen würden. Dies iſt nicht der Fall bey der öffentlichen Predigt. Ein andrer wählt da für uns, und wenn er „von der Gerechtigkeit, Keuſchheit und dem künftigen Gericht redet,“ ſo können wir ihn nicht, wie Felix den Apoſtel, auf eine gelegnere Zeit wiederbeſtellen, oder das Blatt umſchlagen, ſon- dern ſind genöthigt, ihn, was es uns auch für Herz- klopfen koſte, auszuhören. Und dies wird uns oft ſehr wohl thun!
Laßt uns ferner jeden Beſuch unſrer Kirchen. zum freudigſten Dank aufmuntern, daß auch wir zu denen gehören, die Gott im Geiſt und in der Wahrheit anbeten können; die nicht mehr voll blin- des Aberglaubens einem Weſen dienen, das ſie nicht, oder nur von der Seite einer fürchterlichen Macht kennen; auch nicht mit ſo viel äußeren Gebräuchen, unter denen leicht der Geiſt einer wahren herzlichen Andacht erliegt, uns ihm nahen müſſen, ſondern durch unſern Herrn und Mittler mit Freudigkeit hin- zu treten können zu dem Thron des Vaters, der uns ſelbſt lieb hat, wo wir ohnfehlbar Barmherzigkeit
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[27[39]/0043]
Zuſtimmung in ſeinem Herzen empfindet, und im-
mer die übergeht, von denen ein, wenn auch nicht
überdachtes, doch dunkles Gefühl uns ſagt, daß ſie
uns zu ſehr treffen, und manche unangenehme Wahr-
heit ſagen würden. Dies iſt nicht der Fall bey der
öffentlichen Predigt. Ein andrer wählt da für uns,
und wenn er „von der Gerechtigkeit, Keuſchheit
und dem künftigen Gericht redet,“ ſo können wir
ihn nicht, wie Felix den Apoſtel, auf eine gelegnere
Zeit wiederbeſtellen, oder das Blatt umſchlagen, ſon-
dern ſind genöthigt, ihn, was es uns auch für Herz-
klopfen koſte, auszuhören. Und dies wird uns oft
ſehr wohl thun!
Laßt uns ferner jeden Beſuch unſrer Kirchen.
zum freudigſten Dank aufmuntern, daß auch wir zu
denen gehören, die Gott im Geiſt und in der
Wahrheit anbeten können; die nicht mehr voll blin-
des Aberglaubens einem Weſen dienen, das ſie nicht,
oder nur von der Seite einer fürchterlichen Macht
kennen; auch nicht mit ſo viel äußeren Gebräuchen,
unter denen leicht der Geiſt einer wahren herzlichen
Andacht erliegt, uns ihm nahen müſſen, ſondern
durch unſern Herrn und Mittler mit Freudigkeit hin-
zu treten können zu dem Thron des Vaters, der uns
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 27[39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/43>, abgerufen am 16.02.2025.
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