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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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ihrer Handlungen kennen als Bereicherung, und die
sich das schreckliche Recht angemaßt haben, freyge-
bohrne Menschen zu Sclaven, und beynah zu Thie-
ren herabzuwürdigen, -- was könnte sie wohl bewe-
gen, diesen Unglücklichen einen Tag von der Arbeit,
die an sich fast über ihre Kräfte geht, zu erlassen,
als dieses Ansehen? So wenig sonst die Religion
über sie vermag, so müssen sie doch in der Gesell-
schaft, in der sie leben, diesem ihnen vielleicht sehr
unangenehmen, aber für ihre Sclaven desto wohl-
thätigern Gesetz nachgeben.

Auch wir wollen es allen, die unter uns stehen,
gönnen, daß sie dieser Ruhe genießen, und selbst das
unvernüftige Thier sey von unsrer Menschlichkeit
nicht ausgeschlossen.



Die Fürbitte.

Auch unsern Brüdern und Schwestern gehöre ein
Theil dieses Tages der Ruhe und Erhebung des
Herzens zu Gott! Wir sollen ja vor allen Din-
gen Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung
thun für alle Menschen:
und wenn unter den
täglichen Zerstreuungen und Geschäfften uns oft nur

ein

ihrer Handlungen kennen als Bereicherung, und die
ſich das ſchreckliche Recht angemaßt haben, freyge-
bohrne Menſchen zu Sclaven, und beynah zu Thie-
ren herabzuwürdigen, — was könnte ſie wohl bewe-
gen, dieſen Unglücklichen einen Tag von der Arbeit,
die an ſich faſt über ihre Kräfte geht, zu erlaſſen,
als dieſes Anſehen? So wenig ſonſt die Religion
über ſie vermag, ſo müſſen ſie doch in der Geſell-
ſchaft, in der ſie leben, dieſem ihnen vielleicht ſehr
unangenehmen, aber für ihre Sclaven deſto wohl-
thätigern Geſetz nachgeben.

Auch wir wollen es allen, die unter uns ſtehen,
gönnen, daß ſie dieſer Ruhe genießen, und ſelbſt das
unvernüftige Thier ſey von unſrer Menſchlichkeit
nicht ausgeſchloſſen.



Die Fürbitte.

Auch unſern Brüdern und Schweſtern gehöre ein
Theil dieſes Tages der Ruhe und Erhebung des
Herzens zu Gott! Wir ſollen ja vor allen Din-
gen Bitte, Gebet, Fürbitte und Dankſagung
thun für alle Menſchen:
und wenn unter den
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[11[23]/0027] ihrer Handlungen kennen als Bereicherung, und die ſich das ſchreckliche Recht angemaßt haben, freyge- bohrne Menſchen zu Sclaven, und beynah zu Thie- ren herabzuwürdigen, — was könnte ſie wohl bewe- gen, dieſen Unglücklichen einen Tag von der Arbeit, die an ſich faſt über ihre Kräfte geht, zu erlaſſen, als dieſes Anſehen? So wenig ſonſt die Religion über ſie vermag, ſo müſſen ſie doch in der Geſell- ſchaft, in der ſie leben, dieſem ihnen vielleicht ſehr unangenehmen, aber für ihre Sclaven deſto wohl- thätigern Geſetz nachgeben. Auch wir wollen es allen, die unter uns ſtehen, gönnen, daß ſie dieſer Ruhe genießen, und ſelbſt das unvernüftige Thier ſey von unſrer Menſchlichkeit nicht ausgeſchloſſen. Die Fürbitte. Auch unſern Brüdern und Schweſtern gehöre ein Theil dieſes Tages der Ruhe und Erhebung des Herzens zu Gott! Wir ſollen ja vor allen Din- gen Bitte, Gebet, Fürbitte und Dankſagung thun für alle Menſchen: und wenn unter den täglichen Zerſtreuungen und Geſchäfften uns oft nur ein

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 11[23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/27>, abgerufen am 03.06.2024.