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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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kehrt, nach der Ruhe, mit gestärkter Kraft zu der
Arbeit zurück. Der Geist unzähliger Christen ist
den größten Theil der Zeit mit Gegenständen be-
schäfftigt, die wenig oder keine Beziehung auf die
ersten und größesten seiner Angelegenheiten haben.
Die Sorgen dieses Lebens, die Gedanken und Pflich-
ten des äußern Berufs, die Erfüllung dessen, was
die Gesellschaft von uns erwartet, verdrängen, je we-
niger sie sich meist aufschieben lassen, die Beschäffti-
gung mit dem, was keine Eil zu haben und man
immer noch zeitig genug thun zu können scheint.
Auch der, welcher Gottes nicht ganz vergißt, findet
ihn höchstens mit einem flüchtigen Gedanken, oder
mit einem gedankenlosen Gebet am Morgen und
Abend ab, und ist nun zufrieden mit sich selbst.
Wie oft -- wie oft war dies auch unser Fall! Wie
nahmen uns oft so kleine Sorgen, so unbedeutende
Vorsätze und Entwürfe ganz hin! Wie oft vergaf-
sen wir über den Spielwerken der Eitelkeit, oder den
Kleinigkeiten der Erde die viel höhere Bestimmung
unsers Geistes; und wie viel war uns der Tag der
Ruhe werth, der wie ein treuer Freund kam, uns
auf einen andern Standpunkt führte, und uns selbst
wiedergab!

Zwar
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kehrt, nach der Ruhe, mit geſtärkter Kraft zu der
Arbeit zurück. Der Geiſt unzähliger Chriſten iſt
den größten Theil der Zeit mit Gegenſtänden be-
ſchäfftigt, die wenig oder keine Beziehung auf die
erſten und größeſten ſeiner Angelegenheiten haben.
Die Sorgen dieſes Lebens, die Gedanken und Pflich-
ten des äußern Berufs, die Erfüllung deſſen, was
die Geſellſchaft von uns erwartet, verdrängen, je we-
niger ſie ſich meiſt aufſchieben laſſen, die Beſchäffti-
gung mit dem, was keine Eil zu haben und man
immer noch zeitig genug thun zu können ſcheint.
Auch der, welcher Gottes nicht ganz vergißt, findet
ihn höchſtens mit einem flüchtigen Gedanken, oder
mit einem gedankenloſen Gebet am Morgen und
Abend ab, und iſt nun zufrieden mit ſich ſelbſt.
Wie oft — wie oft war dies auch unſer Fall! Wie
nahmen uns oft ſo kleine Sorgen, ſo unbedeutende
Vorſätze und Entwürfe ganz hin! Wie oft vergaf-
ſen wir über den Spielwerken der Eitelkeit, oder den
Kleinigkeiten der Erde die viel höhere Beſtimmung
unſers Geiſtes; und wie viel war uns der Tag der
Ruhe werth, der wie ein treuer Freund kam, uns
auf einen andern Standpunkt führte, und uns ſelbſt
wiedergab!

Zwar
A 2
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[3[15]/0019] kehrt, nach der Ruhe, mit geſtärkter Kraft zu der Arbeit zurück. Der Geiſt unzähliger Chriſten iſt den größten Theil der Zeit mit Gegenſtänden be- ſchäfftigt, die wenig oder keine Beziehung auf die erſten und größeſten ſeiner Angelegenheiten haben. Die Sorgen dieſes Lebens, die Gedanken und Pflich- ten des äußern Berufs, die Erfüllung deſſen, was die Geſellſchaft von uns erwartet, verdrängen, je we- niger ſie ſich meiſt aufſchieben laſſen, die Beſchäffti- gung mit dem, was keine Eil zu haben und man immer noch zeitig genug thun zu können ſcheint. Auch der, welcher Gottes nicht ganz vergißt, findet ihn höchſtens mit einem flüchtigen Gedanken, oder mit einem gedankenloſen Gebet am Morgen und Abend ab, und iſt nun zufrieden mit ſich ſelbſt. Wie oft — wie oft war dies auch unſer Fall! Wie nahmen uns oft ſo kleine Sorgen, ſo unbedeutende Vorſätze und Entwürfe ganz hin! Wie oft vergaf- ſen wir über den Spielwerken der Eitelkeit, oder den Kleinigkeiten der Erde die viel höhere Beſtimmung unſers Geiſtes; und wie viel war uns der Tag der Ruhe werth, der wie ein treuer Freund kam, uns auf einen andern Standpunkt führte, und uns ſelbſt wiedergab! Zwar A 2

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 3[15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/19>, abgerufen am 27.11.2024.