Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.den er thut, jedes Wort, das er spricht, immer nur Und so ist gewiß nicht jede lebhafte Vorstellung zu
den er thut, jedes Wort, das er ſpricht, immer nur Und ſo iſt gewiß nicht jede lebhafte Vorſtellung zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="143[155]"/> den er thut, jedes Wort, das er ſpricht, immer nur<lb/> für ſie gethan und geſprochen iſt — wer könnte noch<lb/> zweifeln, ob Gott auch bereit ſey, dieſem Geſchlecht<lb/> wohlzuwollen? Wer muß nicht, voll des lebendigſten<lb/> und froheſien Glaubens, mit dem Apoſtel ausrufen;<lb/> Er, der ſeines Geliebten nicht verſchont, ſondern,<lb/> obgleich ſeine Allwiſſenheit alle Leiden vorherſah, die<lb/> ſeiner in der Welt warteten, ihn dennoch in dieſe<lb/> Welt geſandt und dem Tode dahin gegeben hat; —<lb/> ſollte er uns mit ihm nicht alle ſeine Gnade ſchen-<lb/> ken? Und iſt denn Gott für uns, wer kann wider<lb/> uns ſeyn? Wenn wir mit ihm verſöhnt ſind, wenn<lb/> ſich ängſtliche Furcht vor ihm in herzliches Zutrauen<lb/> zu ſeiner ſchonenden Erbarmung verwandeln darf,<lb/> was kann uns zu unſrer Gemüthsruhe und Freudig-<lb/> keit fehlen?</p><lb/> <p>Und ſo iſt gewiß nicht jede lebhafte Vorſtellung<lb/> des leidenden und ſterbenden Erlöſers Schwärme-<lb/> rey. Es giebt Stunden, wo unſrer Seele ſehr<lb/> bange um ihr Schickſal, und der Gedanke, wie ſie<lb/> mit Gott ſtehe, höchſt beunruhigend werden kann;<lb/> Stunden, wo wir nicht mehr Stärke genug haben,<lb/> wenn wir auch ſonſt dazu fähig geweſen wären,<lb/> aus dem Zuſammenhange und der Verbindung<lb/> vieler Wahrheiten auch die, deren wir gerade dann<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143[155]/0159]
den er thut, jedes Wort, das er ſpricht, immer nur
für ſie gethan und geſprochen iſt — wer könnte noch
zweifeln, ob Gott auch bereit ſey, dieſem Geſchlecht
wohlzuwollen? Wer muß nicht, voll des lebendigſten
und froheſien Glaubens, mit dem Apoſtel ausrufen;
Er, der ſeines Geliebten nicht verſchont, ſondern,
obgleich ſeine Allwiſſenheit alle Leiden vorherſah, die
ſeiner in der Welt warteten, ihn dennoch in dieſe
Welt geſandt und dem Tode dahin gegeben hat; —
ſollte er uns mit ihm nicht alle ſeine Gnade ſchen-
ken? Und iſt denn Gott für uns, wer kann wider
uns ſeyn? Wenn wir mit ihm verſöhnt ſind, wenn
ſich ängſtliche Furcht vor ihm in herzliches Zutrauen
zu ſeiner ſchonenden Erbarmung verwandeln darf,
was kann uns zu unſrer Gemüthsruhe und Freudig-
keit fehlen?
Und ſo iſt gewiß nicht jede lebhafte Vorſtellung
des leidenden und ſterbenden Erlöſers Schwärme-
rey. Es giebt Stunden, wo unſrer Seele ſehr
bange um ihr Schickſal, und der Gedanke, wie ſie
mit Gott ſtehe, höchſt beunruhigend werden kann;
Stunden, wo wir nicht mehr Stärke genug haben,
wenn wir auch ſonſt dazu fähig geweſen wären,
aus dem Zuſammenhange und der Verbindung
vieler Wahrheiten auch die, deren wir gerade dann
zu
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