Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.gehasset würden / daß sie das Gesetze Mosi hinten ansetzeten / sondern vielmehr aller / der Juden und Christen Liebe und Freundschafft haben / und sich von dem Fleische derer rühmen möchten / die sich zu der Beschneidunge und Haltunge des Gesetzes Mosi bereden und zwingen liessen. Diesen sich fleischlich rühmenden falschen Lehrern wiederspricht und wiedersetzet sich der Apostel mit diesen Worten: Es sey aber ferne von mir rühmen / denn allein von dem Creutze unsers HErrn JEsu Christi. Das Wort es sey ferne / ist dem Heil. Apostel sehr gebräuchlich / und nichts anders als eine Ausdrückunge eines an einem Dinge habenden grossen Greuels / wie er vor jenen nichtigen fleischlichen Ruhm einen Abscheu hat / und als einen Greuel hält und verfluchet / wo man in der Predigt und in dem Geschäffte unsers Heyls einiges andern Werckes oder Dinges sich rühmet / ohn alleinPhil. 3. v. 3. Christi und seines Creutzes. Wie er auch bezeuget Philip. III, 3. seqq. Vor den Ruhm eigener Gerechtigkeit / Weißheit und alles fleischlichen Vorzuges einen solchen Abscheu zu haben / wie man vor einen stinckenden Dreck hat / dafür man die Nase zuhält / wenn er sagt: Wir rühmen uns von Christo JEsu / und verlassen uns nicht auf Fleisch / wiewol ich auch habe / daß ich mich Fleisches rühmen möchte. So ein ander sich düncken lässet / er möge sich Fleisches rühmen / ich vielmehr / der ich am achten Tage beschnitten bin / einer aus dem Volcke Israel / des Geschlechts Benjamin, ein Hebraeer aus den Hebraeern / und nach dem Gesetz ein Pharisäer / nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine / nach der Gerechtigkeit im Gesetze gewesen unsträfflich. Aber was mir Gewinn war / das habe ich um Christi Willen für Schaden geachtet / denn ich achte es alles für Schaden gegen der überschwenglichen Erkänntniß CHristi JESU meines HErren / um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet / und achte es für Dreck / auf daß ich Christum gewinne. Also ist und bleibet der einige und höchste Christen-Ruhm Christus: Nicht nur der erhöhete / herrliche und zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel sitzende / sondern auch der verschmähete und an dem verfluchten Creutz-Holtze hangende JEsus ist der Christen Ruhm / also daß wir nicht allein uns rühmen der Hoffnunge der zukünfftigen Herrlichkeit die GOtt geben soll / sondern wir rühmen uns auch der Trübsaalen.Rom. 5. v. 2. Nun wird das Creutz Christi / des wir uns rühmen / auf zweyerley Weise angesehen / erstlich / wie es CHRISTUS un- gehasset würden / daß sie das Gesetze Mosi hinten ansetzeten / sondern vielmehr aller / der Juden und Christen Liebe und Freundschafft haben / und sich von dem Fleische derer rühmen möchten / die sich zu der Beschneidunge und Haltunge des Gesetzes Mosi bereden und zwingen liessen. Diesen sich fleischlich rühmenden falschen Lehrern wiederspricht und wiedersetzet sich der Apostel mit diesen Worten: Es sey aber ferne von mir rühmen / denn allein von dem Creutze unsers HErrn JEsu Christi. Das Wort es sey ferne / ist dem Heil. Apostel sehr gebräuchlich / und nichts anders als eine Ausdrückunge eines an einem Dinge habenden grossen Greuels / wie er vor jenen nichtigen fleischlichen Ruhm einen Abscheu hat / und als einen Greuel hält und verfluchet / wo man in der Predigt und in dem Geschäffte unsers Heyls einiges andern Werckes oder Dinges sich rühmet / ohn alleinPhil. 3. v. 3. Christi und seines Creutzes. Wie er auch bezeuget Philip. III, 3. seqq. Vor den Ruhm eigener Gerechtigkeit / Weißheit und alles fleischlichen Vorzuges einen solchen Abscheu zu haben / wie man vor einen stinckenden Dreck hat / dafür man die Nase zuhält / wenn er sagt: Wir rühmen uns von Christo JEsu / und verlassen uns nicht auf Fleisch / wiewol ich auch habe / daß ich mich Fleisches rühmen möchte. So ein ander sich düncken lässet / er möge sich Fleisches rühmen / ich vielmehr / der ich am achten Tage beschnitten bin / einer aus dem Volcke Israel / des Geschlechts Benjamin, ein Hebraeer aus den Hebraeern / und nach dem Gesetz ein Pharisäer / nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine / nach der Gerechtigkeit im Gesetze gewesen unsträfflich. Aber was mir Gewinn war / das habe ich um Christi Willen für Schaden geachtet / denn ich achte es alles für Schaden gegen der überschwenglichen Erkänntniß CHristi JESU meines HErren / um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet / und achte es für Dreck / auf daß ich Christum gewinne. Also ist und bleibet der einige und höchste Christen-Ruhm Christus: Nicht nur der erhöhete / herrliche und zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel sitzende / sondern auch der verschmähete und an dem verfluchten Creutz-Holtze hangende JEsus ist der Christen Ruhm / also daß wir nicht allein uns rühmen der Hoffnunge der zukünfftigen Herrlichkeit die GOtt geben soll / sondern wir rühmen uns auch der Trübsaalen.Rom. 5. v. 2. Nun wird das Creutz Christi / des wir uns rühmen / auf zweyerley Weise angesehen / erstlich / wie es CHRISTUS un- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0009" n="5"/> gehasset würden / daß sie das Gesetze Mosi hinten ansetzeten / sondern vielmehr aller / der Juden und Christen Liebe und Freundschafft haben / und sich von dem Fleische derer rühmen möchten / die sich zu der Beschneidunge und Haltunge des Gesetzes Mosi bereden und zwingen liessen. Diesen sich fleischlich rühmenden falschen Lehrern wiederspricht und wiedersetzet sich der Apostel mit diesen Worten: Es sey aber ferne von mir rühmen / denn allein von dem Creutze unsers HErrn JEsu Christi. Das Wort es sey ferne / ist dem Heil. Apostel sehr gebräuchlich / und nichts anders als eine Ausdrückunge eines an einem Dinge habenden grossen Greuels / wie er vor jenen nichtigen fleischlichen Ruhm einen Abscheu hat / und als einen Greuel hält und verfluchet / wo man in der Predigt und in dem Geschäffte unsers Heyls einiges andern Werckes oder Dinges sich rühmet / ohn allein<note place="right">Phil. 3. v. 3.</note> Christi und seines Creutzes. Wie er auch bezeuget Philip. III, 3. seqq. Vor den Ruhm eigener Gerechtigkeit / Weißheit und alles fleischlichen Vorzuges einen solchen Abscheu zu haben / wie man vor einen stinckenden Dreck hat / dafür man die Nase zuhält / wenn er sagt: Wir rühmen uns von Christo JEsu / und verlassen uns nicht auf Fleisch / wiewol ich auch habe / daß ich mich Fleisches rühmen möchte. So ein ander sich düncken lässet / er möge sich Fleisches rühmen / ich vielmehr / der ich am achten Tage beschnitten bin / einer aus dem Volcke Israel / des Geschlechts Benjamin, ein Hebraeer aus den Hebraeern / und nach dem Gesetz ein Pharisäer / nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine / nach der Gerechtigkeit im Gesetze gewesen unsträfflich. Aber was mir Gewinn war / das habe ich um Christi Willen für Schaden geachtet / denn ich achte es alles für Schaden gegen der überschwenglichen Erkänntniß CHristi JESU meines HErren / um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet / und achte es für Dreck / auf daß ich Christum gewinne. Also ist und bleibet der einige und höchste Christen-Ruhm Christus: Nicht nur der erhöhete / herrliche und zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel sitzende / sondern auch der verschmähete und an dem verfluchten Creutz-Holtze hangende JEsus ist der Christen Ruhm / also daß wir nicht allein uns rühmen der Hoffnunge der zukünfftigen Herrlichkeit die GOtt geben soll / sondern wir rühmen uns auch der Trübsaalen.<note place="right">Rom. 5. v. 2.</note></p> <p>Nun wird das Creutz Christi / des wir uns rühmen / auf zweyerley Weise angesehen / erstlich / wie es CHRISTUS un- </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0009]
gehasset würden / daß sie das Gesetze Mosi hinten ansetzeten / sondern vielmehr aller / der Juden und Christen Liebe und Freundschafft haben / und sich von dem Fleische derer rühmen möchten / die sich zu der Beschneidunge und Haltunge des Gesetzes Mosi bereden und zwingen liessen. Diesen sich fleischlich rühmenden falschen Lehrern wiederspricht und wiedersetzet sich der Apostel mit diesen Worten: Es sey aber ferne von mir rühmen / denn allein von dem Creutze unsers HErrn JEsu Christi. Das Wort es sey ferne / ist dem Heil. Apostel sehr gebräuchlich / und nichts anders als eine Ausdrückunge eines an einem Dinge habenden grossen Greuels / wie er vor jenen nichtigen fleischlichen Ruhm einen Abscheu hat / und als einen Greuel hält und verfluchet / wo man in der Predigt und in dem Geschäffte unsers Heyls einiges andern Werckes oder Dinges sich rühmet / ohn allein Christi und seines Creutzes. Wie er auch bezeuget Philip. III, 3. seqq. Vor den Ruhm eigener Gerechtigkeit / Weißheit und alles fleischlichen Vorzuges einen solchen Abscheu zu haben / wie man vor einen stinckenden Dreck hat / dafür man die Nase zuhält / wenn er sagt: Wir rühmen uns von Christo JEsu / und verlassen uns nicht auf Fleisch / wiewol ich auch habe / daß ich mich Fleisches rühmen möchte. So ein ander sich düncken lässet / er möge sich Fleisches rühmen / ich vielmehr / der ich am achten Tage beschnitten bin / einer aus dem Volcke Israel / des Geschlechts Benjamin, ein Hebraeer aus den Hebraeern / und nach dem Gesetz ein Pharisäer / nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeine / nach der Gerechtigkeit im Gesetze gewesen unsträfflich. Aber was mir Gewinn war / das habe ich um Christi Willen für Schaden geachtet / denn ich achte es alles für Schaden gegen der überschwenglichen Erkänntniß CHristi JESU meines HErren / um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet / und achte es für Dreck / auf daß ich Christum gewinne. Also ist und bleibet der einige und höchste Christen-Ruhm Christus: Nicht nur der erhöhete / herrliche und zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel sitzende / sondern auch der verschmähete und an dem verfluchten Creutz-Holtze hangende JEsus ist der Christen Ruhm / also daß wir nicht allein uns rühmen der Hoffnunge der zukünfftigen Herrlichkeit die GOtt geben soll / sondern wir rühmen uns auch der Trübsaalen.
Phil. 3. v. 3.
Rom. 5. v. 2. Nun wird das Creutz Christi / des wir uns rühmen / auf zweyerley Weise angesehen / erstlich / wie es CHRISTUS un-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/9 |
Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/9>, abgerufen am 27.07.2024. |