Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.niemand auf / so wird sie ihm gegeben werden. Wenn / sage ich / wir solches nicht wüsten und bedächten / so würde man sagen / es sey kein Wunder / daß eines weisen / und hochverständigen Vaters / des Durchlaucht. AUGUSTI glorwürdigsten Andenckens / Durchl. Sohn darinne patrissiret habe. Da beyde diese Durchlauchtigste Herrn / Vater und Sohn das väterliche Expende! Alles mit Bedacht! stets vor Augen gehabt / und die zu Ihren hohen Regenten- und Richter-Ambte gehörige Sache weißlich erforschet und untersuchet haben. GOttes Gnade ist es allein / der wir Unterthanen es zu dancken und lediglich zuzuschreiben haben / daß er uns Regenten gibt / die er mit dem Geiste der Weißheit ausrüstet. Daß er uns Regenten gibt / die er mit der Liebe der Gerechtigkeit schmücket / als mit einen kostbaren Kleide und Fürsten-Hut. Daß er uns Regenten gibt / deren Hertz er mit Christ-Fürstlicher Milde / Clemenz, Mitleiden und Barmhertzigkeit so reichlich erfüllet hat / daß es auch in andern Landen von denselben so rühmlich und lieblich klinget / als dorten von den Königen in Israel. Wir haben gehöret daß die Könige des Hauses Israel (die Hertzoge des Hauses Braunschweig-Wolffenbüttel) barmhertzige Könige / und gnädige Herren seyn. Wenn nun jemand von denselben durch1. B. der Könige 20. v. 31. den Tod uns entrissen wird / so beklaget man billig den Verlust. So rühmet man billig die Gnade des himmlischen Vaters / und alle Christ-Fürstliche Tugenden / mit welchen sie von der Gnade GOttes zu Ihrer Lande und Unterthanen Schutz und Heyl sind gezieret und begabet gewesen. Man führet ihm auch billig dabey zu Gemüthe die Sünden des Landes / damit der Verlust dieser Gnade verdienet wird / und ruffet Gott demüthigst und bußfertig an / daß er nicht nach solchen Sünden mit uns handeln / sondern nach seiner Barmhertzigkeit uns fort und fort tüchtige / gerechte / milde / und weise Regenten lassen und geben wolle! Daß ist der Inhalt und die Absicht dieser Fürstlichen Leich-Predigt. Das war auch der Inhalt der Gedächtnüß-Predigt / welche die Propheten Jesaias und Jeremias dem tüchtigen Regenten und hochlöblichen Könige Josiae hielten Dessen Ruhm auch der Schluß seyn soll / des bißher betrachteten Ruhms eines tüchtigen Regenten. Hielt / Josias, nicht über Recht und Gerechtigkeit / und gieng ihm wol? Er halff (ja) den Elenden und Armen zu recht / und ging ihm wol. Ists nichtJer. 22. v. 15. 16. also / daß solches heisse mich recht erkennen? spricht der HErr. niemand auf / so wird sie ihm gegeben werden. Wenn / sage ich / wir solches nicht wüsten und bedächten / so würde man sagen / es sey kein Wunder / daß eines weisen / und hochverständigen Vaters / des Durchlaucht. AUGUSTI glorwürdigsten Andenckens / Durchl. Sohn darinne patrissiret habe. Da beyde diese Durchlauchtigste Herrn / Vater und Sohn das väterliche Expende! Alles mit Bedacht! stets vor Augen gehabt / und die zu Ihren hohen Regenten- und Richter-Ambte gehörige Sache weißlich erforschet und untersuchet haben. GOttes Gnade ist es allein / der wir Unterthanen es zu dancken und lediglich zuzuschreiben haben / daß er uns Regenten gibt / die er mit dem Geiste der Weißheit ausrüstet. Daß er uns Regenten gibt / die er mit der Liebe der Gerechtigkeit schmücket / als mit einen kostbaren Kleide und Fürsten-Hut. Daß er uns Regenten gibt / deren Hertz er mit Christ-Fürstlicher Milde / Clemenz, Mitleiden und Barmhertzigkeit so reichlich erfüllet hat / daß es auch in andern Landen von denselben so rühmlich und lieblich klinget / als dorten von den Königen in Israel. Wir haben gehöret daß die Könige des Hauses Israel (die Hertzoge des Hauses Braunschweig-Wolffenbüttel) barmhertzige Könige / und gnädige Herren seyn. Wenn nun jemand von denselben durch1. B. der Könige 20. v. 31. den Tod uns entrissen wird / so beklaget man billig den Verlust. So rühmet man billig die Gnade des himmlischen Vaters / und alle Christ-Fürstliche Tugenden / mit welchen sie von der Gnade GOttes zu Ihrer Lande und Unterthanen Schutz und Heyl sind gezieret und begabet gewesen. Man führet ihm auch billig dabey zu Gemüthe die Sünden des Landes / damit der Verlust dieser Gnade verdienet wird / und ruffet Gott demüthigst und bußfertig an / daß er nicht nach solchen Sünden mit uns handeln / sondern nach seiner Barmhertzigkeit uns fort und fort tüchtige / gerechte / milde / und weise Regenten lassen und geben wolle! Daß ist der Inhalt und die Absicht dieser Fürstlichen Leich-Predigt. Das war auch der Inhalt der Gedächtnüß-Predigt / welche die Propheten Jesaias und Jeremias dem tüchtigen Regenten und hochlöblichen Könige Josiae hielten Dessen Ruhm auch der Schluß seyn soll / des bißher betrachteten Ruhms eines tüchtigen Regenten. Hielt / Josias, nicht über Recht und Gerechtigkeit / und gieng ihm wol? Er halff (ja) den Elenden und Armen zu recht / und ging ihm wol. Ists nichtJer. 22. v. 15. 16. also / daß solches heisse mich recht erkennen? spricht der HErr. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0035" n="31"/> niemand auf / so wird sie ihm gegeben werden. 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Daß er uns Regenten gibt / deren Hertz er mit Christ-Fürstlicher Milde / Clemenz, Mitleiden und Barmhertzigkeit so reichlich erfüllet hat / daß es auch in andern Landen von denselben so rühmlich und lieblich klinget / als dorten von den Königen in Israel. Wir haben gehöret daß die Könige des Hauses Israel (die Hertzoge des Hauses Braunschweig-Wolffenbüttel) barmhertzige Könige / und gnädige Herren seyn. Wenn nun jemand von denselben durch<note place="right">1. B. der Könige 20. v. 31.</note> den Tod uns entrissen wird / so beklaget man billig den Verlust. 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niemand auf / so wird sie ihm gegeben werden. Wenn / sage ich / wir solches nicht wüsten und bedächten / so würde man sagen / es sey kein Wunder / daß eines weisen / und hochverständigen Vaters / des Durchlaucht. AUGUSTI glorwürdigsten Andenckens / Durchl. Sohn darinne patrissiret habe. Da beyde diese Durchlauchtigste Herrn / Vater und Sohn das väterliche Expende! Alles mit Bedacht! stets vor Augen gehabt / und die zu Ihren hohen Regenten- und Richter-Ambte gehörige Sache weißlich erforschet und untersuchet haben. GOttes Gnade ist es allein / der wir Unterthanen es zu dancken und lediglich zuzuschreiben haben / daß er uns Regenten gibt / die er mit dem Geiste der Weißheit ausrüstet. Daß er uns Regenten gibt / die er mit der Liebe der Gerechtigkeit schmücket / als mit einen kostbaren Kleide und Fürsten-Hut. Daß er uns Regenten gibt / deren Hertz er mit Christ-Fürstlicher Milde / Clemenz, Mitleiden und Barmhertzigkeit so reichlich erfüllet hat / daß es auch in andern Landen von denselben so rühmlich und lieblich klinget / als dorten von den Königen in Israel. Wir haben gehöret daß die Könige des Hauses Israel (die Hertzoge des Hauses Braunschweig-Wolffenbüttel) barmhertzige Könige / und gnädige Herren seyn. Wenn nun jemand von denselben durch den Tod uns entrissen wird / so beklaget man billig den Verlust. So rühmet man billig die Gnade des himmlischen Vaters / und alle Christ-Fürstliche Tugenden / mit welchen sie von der Gnade GOttes zu Ihrer Lande und Unterthanen Schutz und Heyl sind gezieret und begabet gewesen.
1. B. der Könige 20. v. 31. Man führet ihm auch billig dabey zu Gemüthe die Sünden des Landes / damit der Verlust dieser Gnade verdienet wird / und ruffet Gott demüthigst und bußfertig an / daß er nicht nach solchen Sünden mit uns handeln / sondern nach seiner Barmhertzigkeit uns fort und fort tüchtige / gerechte / milde / und weise Regenten lassen und geben wolle! Daß ist der Inhalt und die Absicht dieser Fürstlichen Leich-Predigt. Das war auch der Inhalt der Gedächtnüß-Predigt / welche die Propheten Jesaias und Jeremias dem tüchtigen Regenten und hochlöblichen Könige Josiae hielten Dessen Ruhm auch der Schluß seyn soll / des bißher betrachteten Ruhms eines tüchtigen Regenten. Hielt / Josias, nicht über Recht und Gerechtigkeit / und gieng ihm wol? Er halff (ja) den Elenden und Armen zu recht / und ging ihm wol. Ists nicht also / daß solches heisse mich recht erkennen? spricht der HErr.
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/35>, abgerufen am 27.07.2024. |