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Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.

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auch eure beharrliche Verachtunge des H. Abendmahls und andere herrschende Sünde mit solcher Schwachheit nicht / bemäntelt nicht eure Boßheit mit dergleichen Nachläßigkeit und Versäumnüße; Redet nur euren tödtlichen Seelen-Schlaff nicht das Wort mit diesem Schlummer der Frommen. O wenn zwey einerley thun / so ist es nicht so fort einerley: Denn es ist nicht einerley Hertz. Aaron und Miriam redeten beyde 4. Buch. M. 12 / 1. 1. Buch. Mos. 17. und 18. 4. Buch Mos. 1. 2. Sam. 24. 1. Chron. 30. v. 17.wider Mosen; Abraham und Sara lachten beyde. Moses und David zehleten beyde das Volck. Paulus und die falsche Apostel beliebten die Beschneidunge beyderseits u. s. w. Da thun immer zwey einerley / und ist doch nicht einerley; Warum aber ist es nicht einerley! Weil das Hertz derer die es thun nicht einerley ist. Ich weiß mein GOtt / daß du das Hertze prüfest / und Auffrichtigkeit ist dir angenehm. Auffrichtigkeit kan seyn bey dem was die Kinder GOttes unrecht thun / und Gottlosigkeit kan seyn bey dem was die Sünder vor den Augen der Menschen recht thun. Ein Mensch siehet was vor Augen ist / 1. Sam. 16. v. 7.der HErr aber siehet das Hertze an. GOtt mag wol eine ihren JEsum auffrichtig-suchende Seele / etwas ferne / wie eine Mutter ihr Kind / von sich gehen lassen: Aber er lässet sie nicht aus seinen Augen / vielweniger aus seinem Hertzen / da er doch geschehen lässet / daß die unnütze Knechte und Heuchler ihm aus Matth. 25. v. 12. Matth. 7. v. 23.seinen Gnaden-Augen / und aus dem Sinn kommen / von und zu welchen er saget: Warlich ich sage euch / ich kenne euer nicht. Ich habe euch noch nie erkannt / weichet alle von mir ihr Ubelthäter! Der Fluch wird auff die Schlange / und Verführer / hingegen der Seegen Christi auff Adam und die Verführte geleget.

Wie nun der Teuffel selbst unserm theuerstem Landes-Vater den Ruhm der gemeinen Christen-Gerechtigkeit nicht nehmen können. So wird die Welt ihm den Ruhm der besondern Regenten-Gerechtigkeit auch lassen müssen. Solte auch hier dann und wann warhafftig gefehlet seyn / wie alle Menschen Jac. 3, 2./ auch die Heiligen / mannigfaltig fehlen: Oder nur von jemande bevorab in seiner eigenen Sache / darinne er aber nicht wol Richter sein kan / dafür also angesehen werden; So nimmt doch ein und ander vermeynter oder auch warhafftiger Fehler dem Ruhm der richterlichen Gerechtigkeit so wenig / als wenig die Fehltritte des Lebens dem Ruhm der allgemeinen Gerechtigkeit abbrechen. Wird denn der Hochseeligste in Ansehunge

auch eure beharrliche Verachtunge des H. Abendmahls und andere herrschende Sünde mit solcher Schwachheit nicht / bemäntelt nicht eure Boßheit mit dergleichen Nachläßigkeit und Versäumnüße; Redet nur euren tödtlichen Seelen-Schlaff nicht das Wort mit diesem Schlummer der Frommen. O wenn zwey einerley thun / so ist es nicht so fort einerley: Denn es ist nicht einerley Hertz. Aaron und Miriam redeten beyde 4. Buch. M. 12 / 1. 1. Buch. Mos. 17. und 18. 4. Buch Mos. 1. 2. Sam. 24. 1. Chron. 30. v. 17.wider Mosen; Abraham und Sara lachten beyde. Moses und David zehleten beyde das Volck. Paulus und die falsche Apostel beliebten die Beschneidunge beyderseits u. s. w. Da thun immer zwey einerley / und ist doch nicht einerley; Warum aber ist es nicht einerley! Weil das Hertz derer die es thun nicht einerley ist. Ich weiß mein GOtt / daß du das Hertze prüfest / und Auffrichtigkeit ist dir angenehm. Auffrichtigkeit kan seyn bey dem was die Kinder GOttes unrecht thun / und Gottlosigkeit kan seyn bey dem was die Sünder vor den Augen der Menschen recht thun. Ein Mensch siehet was vor Augen ist / 1. Sam. 16. v. 7.der HErr aber siehet das Hertze an. GOtt mag wol eine ihren JEsum auffrichtig-suchende Seele / etwas ferne / wie eine Mutter ihr Kind / von sich gehen lassen: Aber er lässet sie nicht aus seinen Augen / vielweniger aus seinem Hertzen / da er doch geschehen lässet / daß die unnütze Knechte und Heuchler ihm aus Matth. 25. v. 12. Matth. 7. v. 23.seinen Gnaden-Augen / und aus dem Sinn kommen / von und zu welchen er saget: Warlich ich sage euch / ich kenne euer nicht. Ich habe euch noch nie erkannt / weichet alle von mir ihr Ubelthäter! Der Fluch wird auff die Schlange / und Verführer / hingegen der Seegen Christi auff Adam und die Verführte geleget.

Wie nun der Teuffel selbst unserm theuerstem Landes-Vater den Ruhm der gemeinen Christen-Gerechtigkeit nicht nehmen können. So wird die Welt ihm den Ruhm der besondern Regenten-Gerechtigkeit auch lassen müssen. Solte auch hier dann und wann warhafftig gefehlet seyn / wie alle Menschen Jac. 3, 2./ auch die Heiligen / mannigfaltig fehlen: Oder nur von jemande bevorab in seiner eigenen Sache / darinne er aber nicht wol Richter sein kan / dafür also angesehen werden; So nimmt doch ein und ander vermeynter oder auch warhafftiger Fehler dem Ruhm der richterlichen Gerechtigkeit so wenig / als wenig die Fehltritte des Lebens dem Ruhm der allgemeinen Gerechtigkeit abbrechen. Wird denn der Hochseeligste in Ansehunge

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[28/0032] auch eure beharrliche Verachtunge des H. Abendmahls und andere herrschende Sünde mit solcher Schwachheit nicht / bemäntelt nicht eure Boßheit mit dergleichen Nachläßigkeit und Versäumnüße; Redet nur euren tödtlichen Seelen-Schlaff nicht das Wort mit diesem Schlummer der Frommen. O wenn zwey einerley thun / so ist es nicht so fort einerley: Denn es ist nicht einerley Hertz. Aaron und Miriam redeten beyde wider Mosen; Abraham und Sara lachten beyde. Moses und David zehleten beyde das Volck. Paulus und die falsche Apostel beliebten die Beschneidunge beyderseits u. s. w. Da thun immer zwey einerley / und ist doch nicht einerley; Warum aber ist es nicht einerley! Weil das Hertz derer die es thun nicht einerley ist. Ich weiß mein GOtt / daß du das Hertze prüfest / und Auffrichtigkeit ist dir angenehm. Auffrichtigkeit kan seyn bey dem was die Kinder GOttes unrecht thun / und Gottlosigkeit kan seyn bey dem was die Sünder vor den Augen der Menschen recht thun. Ein Mensch siehet was vor Augen ist / der HErr aber siehet das Hertze an. GOtt mag wol eine ihren JEsum auffrichtig-suchende Seele / etwas ferne / wie eine Mutter ihr Kind / von sich gehen lassen: Aber er lässet sie nicht aus seinen Augen / vielweniger aus seinem Hertzen / da er doch geschehen lässet / daß die unnütze Knechte und Heuchler ihm aus seinen Gnaden-Augen / und aus dem Sinn kommen / von und zu welchen er saget: Warlich ich sage euch / ich kenne euer nicht. Ich habe euch noch nie erkannt / weichet alle von mir ihr Ubelthäter! Der Fluch wird auff die Schlange / und Verführer / hingegen der Seegen Christi auff Adam und die Verführte geleget. 4. Buch. M. 12 / 1. 1. Buch. Mos. 17. und 18. 4. Buch Mos. 1. 2. Sam. 24. 1. Chron. 30. v. 17. 1. Sam. 16. v. 7. Matth. 25. v. 12. Matth. 7. v. 23. Wie nun der Teuffel selbst unserm theuerstem Landes-Vater den Ruhm der gemeinen Christen-Gerechtigkeit nicht nehmen können. So wird die Welt ihm den Ruhm der besondern Regenten-Gerechtigkeit auch lassen müssen. Solte auch hier dann und wann warhafftig gefehlet seyn / wie alle Menschen / auch die Heiligen / mannigfaltig fehlen: Oder nur von jemande bevorab in seiner eigenen Sache / darinne er aber nicht wol Richter sein kan / dafür also angesehen werden; So nimmt doch ein und ander vermeynter oder auch warhafftiger Fehler dem Ruhm der richterlichen Gerechtigkeit so wenig / als wenig die Fehltritte des Lebens dem Ruhm der allgemeinen Gerechtigkeit abbrechen. Wird denn der Hochseeligste in Ansehunge Jac. 3, 2.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/32>, abgerufen am 20.04.2024.