Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.Ende. Und ist eben so viel als was beym Jesaia der HErr Jes. 44, 6.sagt: Ich bin der erste und bin der letzte / und ausser mir ist kein GOtt. Und weil dieß die eigentliche Beschreibunge des wahren / und ewigen GOttes ist / so wird auch wol dem / welchem diese Beschreibunge zukömmt / das Definitum, und daß er der wahre und ewige GOtt sey / nicht können genommen werden. Dieser aber ist JEsus von Nazareth unser Heyland: wie aus Apoc. 1. v. 17.den Worten zu erkennen ist / ich bin der erste und der letzte / und der Lebendige / ich war todt / und siehe / ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und diß ist wider die Socinianer / und alle die wol zu mercken / welche des Sohns GOttes Wesen-gleiche und einerley Gottheit mit den Vater leugnen. Er ist aber nach seiner göttlichen Herrlichkeit nicht in dem Verstande der Anfang und das Ende / daß er einen Anfang genommen habe / und ein Ende nehmen werde: Nein. Ehe denn die Berge worden / und die Erde / und die Welt geschaffen Ps. 90, 3.worden / bist du GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Deine Jahre wären für und für / du hast vorhin die Erde gegründet / und die Himmel sind deiner Hände Wercke / sie werden vergehen / aber du bleibest / sie werden alle veralten wie ein Gewand / sie werden verwandelt wie ein Kleid / wenn du sie verwandeln wirst / Ps. 102. v. 25. 28.du aber bleibest / wie du bist / und deine Jahre nehmen kein Ende: Sondern er heisset und ist der Anfang und das Ende darum daß alles was seinen Anfang und Ende hat / das hat durch und in ihm seinen Anfang und Ende. Wenn man in Schulen und unter lauter Gelährten wäre / würde man es mit diesen Schul-Worten geben: Der Sohn GOttes ist nicht Principium Principiatum, nicht terminus terminatus, sondern principium principians & terminus terminans universa. So aber ist der HErr unser Heyland der Anfang und das Ende in Ansehunge aller Wercke / nahmentlich der drey Haupt-Wercke / der Schöpffunge / der Erlösunge / und der Heiligunge. Er ist der Anfang und das Ende der Schöpffunge / denn es ist Col. 1. v. 17.alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Alle Geschöpffe haben ihren Anfang von ihm / und sind alle zu ihm als ihrem Ende und Zweck gerichtet. Durch ihn und um seinet willen sind alle Dinge. Was auch sein Ende nimmt / das nimmt sein Ende Hebr. 2. v. 10.in ihm / und durch ihn. Von ihm / durch ihn und in ihm sind Rom. 11. v. 36.alle Dinge / ihm sey Ehre in Ewigkeit! Amen! Er ist auch der Ende. Und ist eben so viel als was beym Jesaia der HErr Jes. 44, 6.sagt: Ich bin der erste und bin der letzte / und ausser mir ist kein GOtt. Und weil dieß die eigentliche Beschreibunge des wahren / und ewigen GOttes ist / so wird auch wol dem / welchem diese Beschreibunge zukömmt / das Definitum, und daß er der wahre und ewige GOtt sey / nicht können genommen werden. Dieser aber ist JEsus von Nazareth unser Heyland: wie aus Apoc. 1. v. 17.den Worten zu erkennen ist / ich bin der erste und der letzte / und der Lebendige / ich war todt / und siehe / ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und diß ist wider die Socinianer / und alle die wol zu mercken / welche des Sohns GOttes Wesen-gleiche und einerley Gottheit mit den Vater leugnen. Er ist aber nach seiner göttlichen Herrlichkeit nicht in dem Verstande der Anfang und das Ende / daß er einen Anfang genommen habe / und ein Ende nehmen werde: Nein. Ehe denn die Berge worden / und die Erde / und die Welt geschaffen Ps. 90, 3.worden / bist du GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Deine Jahre wären für und für / du hast vorhin die Erde gegründet / und die Himmel sind deiner Hände Wercke / sie werden vergehen / aber du bleibest / sie werden alle veralten wie ein Gewand / sie werden verwandelt wie ein Kleid / wenn du sie verwandeln wirst / Ps. 102. v. 25. 28.du aber bleibest / wie du bist / und deine Jahre nehmen kein Ende: Sondern er heisset und ist der Anfang und das Ende darum daß alles was seinen Anfang und Ende hat / das hat durch und in ihm seinen Anfang und Ende. Wenn man in Schulen und unter lauter Gelährten wäre / würde man es mit diesen Schul-Worten geben: Der Sohn GOttes ist nicht Principium Principiatum, nicht terminus terminatus, sondern principium principians & terminus terminans universa. So aber ist der HErr unser Heyland der Anfang und das Ende in Ansehunge aller Wercke / nahmentlich der drey Haupt-Wercke / der Schöpffunge / der Erlösunge / und der Heiligunge. Er ist der Anfang und das Ende der Schöpffunge / denn es ist Col. 1. v. 17.alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Alle Geschöpffe haben ihren Anfang von ihm / und sind alle zu ihm als ihrem Ende und Zweck gerichtet. Durch ihn und um seinet willen sind alle Dinge. Was auch sein Ende nim̃t / das nim̃t sein Ende Hebr. 2. v. 10.in ihm / und durch ihn. Von ihm / durch ihn und in ihm sind Rom. 11. v. 36.alle Dinge / ihm sey Ehre in Ewigkeit! Amen! Er ist auch der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> Ende. Und ist eben so viel als was beym Jesaia der HErr <note place="left">Jes. 44, 6.</note>sagt: Ich bin der erste und bin der letzte / und ausser mir ist kein GOtt. 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Ende. Und ist eben so viel als was beym Jesaia der HErr sagt: Ich bin der erste und bin der letzte / und ausser mir ist kein GOtt. Und weil dieß die eigentliche Beschreibunge des wahren / und ewigen GOttes ist / so wird auch wol dem / welchem diese Beschreibunge zukömmt / das Definitum, und daß er der wahre und ewige GOtt sey / nicht können genommen werden. Dieser aber ist JEsus von Nazareth unser Heyland: wie aus den Worten zu erkennen ist / ich bin der erste und der letzte / und der Lebendige / ich war todt / und siehe / ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und diß ist wider die Socinianer / und alle die wol zu mercken / welche des Sohns GOttes Wesen-gleiche und einerley Gottheit mit den Vater leugnen. Er ist aber nach seiner göttlichen Herrlichkeit nicht in dem Verstande der Anfang und das Ende / daß er einen Anfang genommen habe / und ein Ende nehmen werde: Nein. Ehe denn die Berge worden / und die Erde / und die Welt geschaffen worden / bist du GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Deine Jahre wären für und für / du hast vorhin die Erde gegründet / und die Himmel sind deiner Hände Wercke / sie werden vergehen / aber du bleibest / sie werden alle veralten wie ein Gewand / sie werden verwandelt wie ein Kleid / wenn du sie verwandeln wirst / du aber bleibest / wie du bist / und deine Jahre nehmen kein Ende: Sondern er heisset und ist der Anfang und das Ende darum daß alles was seinen Anfang und Ende hat / das hat durch und in ihm seinen Anfang und Ende. Wenn man in Schulen und unter lauter Gelährten wäre / würde man es mit diesen Schul-Worten geben: Der Sohn GOttes ist nicht Principium Principiatum, nicht terminus terminatus, sondern principium principians & terminus terminans universa.
Jes. 44, 6.
Apoc. 1. v. 17.
Ps. 90, 3.
Ps. 102. v. 25. 28. So aber ist der HErr unser Heyland der Anfang und das Ende in Ansehunge aller Wercke / nahmentlich der drey Haupt-Wercke / der Schöpffunge / der Erlösunge / und der Heiligunge. Er ist der Anfang und das Ende der Schöpffunge / denn es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Alle Geschöpffe haben ihren Anfang von ihm / und sind alle zu ihm als ihrem Ende und Zweck gerichtet. Durch ihn und um seinet willen sind alle Dinge. Was auch sein Ende nim̃t / das nim̃t sein Ende in ihm / und durch ihn. Von ihm / durch ihn und in ihm sind alle Dinge / ihm sey Ehre in Ewigkeit! Amen! Er ist auch der
Col. 1. v. 17.
Hebr. 2. v. 10.
Rom. 11. v. 36.
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/26>, abgerufen am 16.07.2024. |