Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.nunge von einem 1000. jährigen / und zwar jüdischen leiblichen Reiche sich seiner Gewohnheit und Complexion nach / hin und wieder / gar hefftig widersetzet / doch dennoch gar bedencklich an einem Orte also davon urtheilet: Ob wir schon solcher Meynunge (daß Jerusalem wieder gebauet / daselbst wieder geopffert / und des Heylandes Reich auff Erden angerichtet werden soll) nicht folgen noch Beyfall geben / so können wir sie doch nicht verdammen / weil viel Kirchen-Lehrer und Märtyrer solcher Lehre und Meynunge gewesen sind. Man lasse einem jeglichen seine Gedancken / und überlasse alles dem Gerichte GOttes. So gelinde und bescheidentlich urtheilet der liebe Kirchen-Vater von dieser ihm sonst sehr verhasseten Lehre / um einiger Heil. Lehrer willen. Doch wie dem allen / die Lehrer sind darinne eines / daß unser Text von der zukünfftigen Seeligkeit handele. An dieser Seeligkeit gibt uns unser Text zweyerley zu betrachten. 1. Den Geber derselben / welcher der ist / der sich also hören läst: Ich bin das A und das O der Anfang und das Ende. Daß das A oder Alpha, und das grosse O oder Omega, der erst- und letzte Buchstabe sey in der Griegischen Sprache / in welcher das N. Testament uhrsprünglich geschrieben ist / ist auch den Schülern bekannt. Und damit es auch die verstehen könten / welche diese Sprache nicht verstehen / und doch diese Schrifft in ihrer Mutter-Sprache lesen / so ist die Erklärunge hinzu gethan / der Anfang und das nunge von einem 1000. jährigen / und zwar jüdischen leiblichen Reiche sich seiner Gewohnheit und Complexion nach / hin und wieder / gar hefftig widersetzet / doch dennoch gar bedencklich an einem Orte also davon urtheilet: Ob wir schon solcher Meynunge (daß Jerusalem wieder gebauet / daselbst wieder geopffert / und des Heylandes Reich auff Erden angerichtet werden soll) nicht folgen noch Beyfall geben / so können wir sie doch nicht verdammen / weil viel Kirchen-Lehrer und Märtyrer solcher Lehre und Meynunge gewesen sind. Man lasse einem jeglichen seine Gedancken / und überlasse alles dem Gerichte GOttes. So gelinde und bescheidentlich urtheilet der liebe Kirchen-Vater von dieser ihm sonst sehr verhasseten Lehre / um einiger Heil. Lehrer willen. Doch wie dem allen / die Lehrer sind darinne eines / daß unser Text von der zukünfftigen Seeligkeit handele. An dieser Seeligkeit gibt uns unser Text zweyerley zu betrachten. 1. Den Geber derselben / welcher der ist / der sich also hören läst: Ich bin das A und das O der Anfang und das Ende. Daß das A oder Alpha, und das grosse O oder Omega, der erst- und letzte Buchstabe sey in der Griegischen Sprache / in welcher das N. Testament uhrsprünglich geschrieben ist / ist auch den Schülern bekannt. Und damit es auch die verstehen könten / welche diese Sprache nicht verstehen / und doch diese Schrifft in ihrer Mutter-Sprache lesen / so ist die Erklärunge hinzu gethan / der Anfang und das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0025" n="17"/> nunge von einem 1000. jährigen / und zwar jüdischen leiblichen Reiche sich seiner Gewohnheit und Complexion nach / hin und wieder / gar hefftig widersetzet / doch dennoch gar bedencklich an einem Orte also davon urtheilet: Ob wir schon solcher Meynunge (daß Jerusalem wieder gebauet / daselbst wieder geopffert / und des Heylandes Reich auff Erden angerichtet werden soll) nicht folgen noch Beyfall geben / so können wir sie doch nicht verdammen / weil viel Kirchen-Lehrer und Märtyrer solcher Lehre und Meynunge gewesen sind. Man lasse einem jeglichen seine Gedancken / und überlasse alles dem Gerichte GOttes. So gelinde und bescheidentlich urtheilet der liebe Kirchen-Vater von dieser ihm sonst sehr verhasseten Lehre / um einiger Heil. Lehrer willen. Doch wie dem allen / die Lehrer sind darinne eines / daß unser Text von der zukünfftigen Seeligkeit handele.</p> <p>An dieser Seeligkeit gibt uns unser Text zweyerley zu betrachten. 1. Den Geber derselben / welcher der ist / der sich also hören läst: Ich bin das A und das O der Anfang und das Ende. Daß das A oder Alpha, und das grosse O oder Omega, der erst- und letzte Buchstabe sey in der Griegischen Sprache / in welcher das N. Testament uhrsprünglich geschrieben ist / ist auch den Schülern bekannt. Und damit es auch die verstehen könten / welche diese Sprache nicht verstehen / und doch diese Schrifft in ihrer Mutter-Sprache lesen / so ist die Erklärunge hinzu gethan / der Anfang und das </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0025]
nunge von einem 1000. jährigen / und zwar jüdischen leiblichen Reiche sich seiner Gewohnheit und Complexion nach / hin und wieder / gar hefftig widersetzet / doch dennoch gar bedencklich an einem Orte also davon urtheilet: Ob wir schon solcher Meynunge (daß Jerusalem wieder gebauet / daselbst wieder geopffert / und des Heylandes Reich auff Erden angerichtet werden soll) nicht folgen noch Beyfall geben / so können wir sie doch nicht verdammen / weil viel Kirchen-Lehrer und Märtyrer solcher Lehre und Meynunge gewesen sind. Man lasse einem jeglichen seine Gedancken / und überlasse alles dem Gerichte GOttes. So gelinde und bescheidentlich urtheilet der liebe Kirchen-Vater von dieser ihm sonst sehr verhasseten Lehre / um einiger Heil. Lehrer willen. Doch wie dem allen / die Lehrer sind darinne eines / daß unser Text von der zukünfftigen Seeligkeit handele.
An dieser Seeligkeit gibt uns unser Text zweyerley zu betrachten. 1. Den Geber derselben / welcher der ist / der sich also hören läst: Ich bin das A und das O der Anfang und das Ende. Daß das A oder Alpha, und das grosse O oder Omega, der erst- und letzte Buchstabe sey in der Griegischen Sprache / in welcher das N. Testament uhrsprünglich geschrieben ist / ist auch den Schülern bekannt. Und damit es auch die verstehen könten / welche diese Sprache nicht verstehen / und doch diese Schrifft in ihrer Mutter-Sprache lesen / so ist die Erklärunge hinzu gethan / der Anfang und das
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/25>, abgerufen am 16.07.2024. |