nennen, und die Strafe von einem oder zwey Schaafen traf den Armen fühlbar; andern diente sie als Warnung; daher die Consuln die Mult steigernd aussprachen, von einem Schaaf beginnend. Gehorsam, dann noch gelei- stet, schützte gegen fernere Strafe.
Alle Notizen verdienen sorgfältige Aufbewahrung, die sich außer den vollständigen Geschichten und unver- einbar mit ihnen aus dem früheren Reichthum von Sa- gen erhalten haben, welcher dem Bestreben aufgeopfert ist zusammenhängende Annalen zu bilden. Dieser Art ist eine Erzählung bey Valerius Maximus und Zonaras, denn es ist nicht zu bezweifeln daß beyde von demselben Vorfall reden. Valerius 73) rühmt unter andern Bey- spielen alter Strenge, daß ein Volkstribun P. Mucius seine neun Collegen im Feuer hingerichtet habe, weil sie, verleitet von Sp. Cassius, die Magistratswahlen gehin- dert hätten. Zonaras erzählt 74), nachdem er den In- halt der publilischen Gesetze berichtet, so wenig die meuch- lerischen Ermordungen kühner Plebejer hätten andere er- schreckt, als daß einst das Volk neun Tribunen lebendig habe verbrennen lassen: dahin hätten die Patricier sie ge- trieben.
Die Erzählung des Valerius gehört zu einer Ge- schichte welche Sp. Cassius bestimmter hochverrätheri- scher Unternehmungen anklagte, die aber selbst Dionystus
73)VI. c. 3. n. 2.
74) Zonaras VII. c. 17. Oute tou~to tou`s loipous epeskhen, ou"th oti pote ennea demarkhoi puri upo tou~ demou paredothesan. Ou monon gar oi meta tauta demar- khountes ouk emblunonto, alla mallon kai ethrasunonto; eis tou~to upo ton Eupatridon proekhthe o omilos.
nennen, und die Strafe von einem oder zwey Schaafen traf den Armen fuͤhlbar; andern diente ſie als Warnung; daher die Conſuln die Mult ſteigernd ausſprachen, von einem Schaaf beginnend. Gehorſam, dann noch gelei- ſtet, ſchuͤtzte gegen fernere Strafe.
Alle Notizen verdienen ſorgfaͤltige Aufbewahrung, die ſich außer den vollſtaͤndigen Geſchichten und unver- einbar mit ihnen aus dem fruͤheren Reichthum von Sa- gen erhalten haben, welcher dem Beſtreben aufgeopfert iſt zuſammenhaͤngende Annalen zu bilden. Dieſer Art iſt eine Erzaͤhlung bey Valerius Maximus und Zonaras, denn es iſt nicht zu bezweifeln daß beyde von demſelben Vorfall reden. Valerius 73) ruͤhmt unter andern Bey- ſpielen alter Strenge, daß ein Volkstribun P. Mucius ſeine neun Collegen im Feuer hingerichtet habe, weil ſie, verleitet von Sp. Caſſius, die Magiſtratswahlen gehin- dert haͤtten. Zonaras erzaͤhlt 74), nachdem er den In- halt der publiliſchen Geſetze berichtet, ſo wenig die meuch- leriſchen Ermordungen kuͤhner Plebejer haͤtten andere er- ſchreckt, als daß einſt das Volk neun Tribunen lebendig habe verbrennen laſſen: dahin haͤtten die Patricier ſie ge- trieben.
Die Erzaͤhlung des Valerius gehoͤrt zu einer Ge- ſchichte welche Sp. Caſſius beſtimmter hochverraͤtheri- ſcher Unternehmungen anklagte, die aber ſelbſt Dionyſtus
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0087"n="71"/>
nennen, und die Strafe von einem oder zwey Schaafen<lb/>
traf den Armen fuͤhlbar; andern diente ſie als Warnung;<lb/>
daher die Conſuln die Mult ſteigernd ausſprachen, von<lb/>
einem Schaaf beginnend. Gehorſam, dann noch gelei-<lb/>ſtet, ſchuͤtzte gegen fernere Strafe.</p><lb/><p>Alle Notizen verdienen ſorgfaͤltige Aufbewahrung,<lb/>
die ſich außer den vollſtaͤndigen Geſchichten und unver-<lb/>
einbar mit ihnen aus dem fruͤheren Reichthum von Sa-<lb/>
gen erhalten haben, welcher dem Beſtreben aufgeopfert<lb/>
iſt zuſammenhaͤngende Annalen zu bilden. Dieſer Art iſt<lb/>
eine Erzaͤhlung bey Valerius Maximus und Zonaras,<lb/>
denn es iſt nicht zu bezweifeln daß beyde von demſelben<lb/>
Vorfall reden. Valerius <noteplace="foot"n="73)"><hirendition="#aq">VI. c. 3. n.</hi> 2.</note> ruͤhmt unter andern Bey-<lb/>ſpielen alter Strenge, daß ein Volkstribun P. Mucius<lb/>ſeine neun Collegen im Feuer hingerichtet habe, weil ſie,<lb/>
verleitet von Sp. Caſſius, die Magiſtratswahlen gehin-<lb/>
dert haͤtten. Zonaras erzaͤhlt <noteplace="foot"n="74)">Zonaras <hirendition="#aq">VII. c.</hi> 17. Οὔτετȣ῀τοτȣ`ς<lb/>λοιποὺςἐπέσχεν, ȣ῎ϑ̕ὅτιποτὲἐννέαδήμαρχοιπυρὶὑπὸτȣ῀<lb/>δήμȣπαρεδόϑησαν. Οὐμόνονγὰροἱμετὰταῦταδημαρ-<lb/>χοῦντεςοὐκἠμβλύνοντο, ἀλλὰμᾶλλονκαὶἐϑρασύνοντο·εἰς<lb/>τȣ῀τοὑπὸτῶνΕὐπατριδῶνπροήχϑηὁὅμιλος.</note>, nachdem er den In-<lb/>
halt der publiliſchen Geſetze berichtet, ſo wenig die meuch-<lb/>
leriſchen Ermordungen kuͤhner Plebejer haͤtten andere er-<lb/>ſchreckt, als daß einſt das Volk neun Tribunen lebendig<lb/>
habe verbrennen laſſen: dahin haͤtten die Patricier ſie ge-<lb/>
trieben.</p><lb/><p>Die Erzaͤhlung des Valerius gehoͤrt zu einer Ge-<lb/>ſchichte welche Sp. Caſſius beſtimmter hochverraͤtheri-<lb/>ſcher Unternehmungen anklagte, die aber ſelbſt Dionyſtus<lb/></p></div></body></text></TEI>
[71/0087]
nennen, und die Strafe von einem oder zwey Schaafen
traf den Armen fuͤhlbar; andern diente ſie als Warnung;
daher die Conſuln die Mult ſteigernd ausſprachen, von
einem Schaaf beginnend. Gehorſam, dann noch gelei-
ſtet, ſchuͤtzte gegen fernere Strafe.
Alle Notizen verdienen ſorgfaͤltige Aufbewahrung,
die ſich außer den vollſtaͤndigen Geſchichten und unver-
einbar mit ihnen aus dem fruͤheren Reichthum von Sa-
gen erhalten haben, welcher dem Beſtreben aufgeopfert
iſt zuſammenhaͤngende Annalen zu bilden. Dieſer Art iſt
eine Erzaͤhlung bey Valerius Maximus und Zonaras,
denn es iſt nicht zu bezweifeln daß beyde von demſelben
Vorfall reden. Valerius 73) ruͤhmt unter andern Bey-
ſpielen alter Strenge, daß ein Volkstribun P. Mucius
ſeine neun Collegen im Feuer hingerichtet habe, weil ſie,
verleitet von Sp. Caſſius, die Magiſtratswahlen gehin-
dert haͤtten. Zonaras erzaͤhlt 74), nachdem er den In-
halt der publiliſchen Geſetze berichtet, ſo wenig die meuch-
leriſchen Ermordungen kuͤhner Plebejer haͤtten andere er-
ſchreckt, als daß einſt das Volk neun Tribunen lebendig
habe verbrennen laſſen: dahin haͤtten die Patricier ſie ge-
trieben.
Die Erzaͤhlung des Valerius gehoͤrt zu einer Ge-
ſchichte welche Sp. Caſſius beſtimmter hochverraͤtheri-
ſcher Unternehmungen anklagte, die aber ſelbſt Dionyſtus
73) VI. c. 3. n. 2.
74) Zonaras VII. c. 17. Οὔτε τȣ῀το τȣ`ς
λοιποὺς ἐπέσχεν, ȣ῎ϑ̕ ὅτι ποτὲ ἐννέα δήμαρχοι πυρὶ ὑπὸ τȣ῀
δήμȣ παρεδόϑησαν. Οὐ μόνον γὰρ οἱ μετὰ ταῦτα δημαρ-
χοῦντες οὐκ ἠμβλύνοντο, ἀλλὰ μᾶλλον καὶ ἐϑρασύνοντο· εἰς
τȣ῀το ὑπὸ τῶν Εὐπατριδῶν προήχϑη ὁ ὅμιλος.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/87>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.