Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

4. Im Jahr 1554 ließen P. Gallandius und A. Tur-
nebus, in der Druckerey des letzten, den Text einer Hand-
schrift abdrucken welche sie zu St. Omer in der Biblio-
thek des Klosters St. Bertin entdeckt hatten. Sie nennen
sie vetustissimum exemplar, venerandae vetustatis
monumentum:
und offenbar war sie auch uralt.

5. Zu einem Theil von Siculus Flaccus, zum Hy-
genus de limitib., dem Plebiscit, und dem Pandecten-
titel, gaben sie Varianten aus einem Codex, den Gen-
tianus Hervetus
aus Italien gebracht hatte (p. 256.
ed. Turneb.
); man sieht nicht ob ein Original oder eine
Abschrift. Daß Rigaltius ihn beyläufig ein Pergament
nennt (p. 262. not. ed. G.), kann unser Urtheil nicht
entscheiden: denn was er daraus anführt hat er alles
aus Turnebus entlehnt.

6. Eben so melden sie an einem andern Ort von
einer Handschrift, ohne zu sagen ob sie alt gewesen,
welche, an ungedruckten Schriften, Stücke unter den
Nahmen Vitruvius, Epaphroditus, Balbus, Simpli-
cius und den Hyginus von der Castrametation enthielt
(dedic. ed. Turneb.): der Text schien ihnen für einen
Abdruck gar zu heillos zerrüttet. Es kann eben der
Codex des Hervetus gewesen seyn, denn wie diesem,
nach der Collation, außer dem Pandectentitel, alle Stücke
fehlen welche die Turnebische Sammlung mehr hat als
die vorher mit dem Nahmen der ersten bezeichnete, näm-
lich der Commentar des Aggenus, der theodosianische
Titel und die Excerpte über die eigentliche Gränzschei-
dekunst, so würden dagegen die Schriften aus denen

4. Im Jahr 1554 ließen P. Gallandius und A. Tur-
nebus, in der Druckerey des letzten, den Text einer Hand-
ſchrift abdrucken welche ſie zu St. Omer in der Biblio-
thek des Kloſters St. Bertin entdeckt hatten. Sie nennen
ſie vetustissimum exemplar, venerandæ vetustatis
monumentum:
und offenbar war ſie auch uralt.

5. Zu einem Theil von Siculus Flaccus, zum Hy-
genus de limitib., dem Plebiſcit, und dem Pandecten-
titel, gaben ſie Varianten aus einem Codex, den Gen-
tianus Hervetus
aus Italien gebracht hatte (p. 256.
ed. Turneb.
); man ſieht nicht ob ein Original oder eine
Abſchrift. Daß Rigaltius ihn beylaͤufig ein Pergament
nennt (p. 262. not. ed. G.), kann unſer Urtheil nicht
entſcheiden: denn was er daraus anfuͤhrt hat er alles
aus Turnebus entlehnt.

6. Eben ſo melden ſie an einem andern Ort von
einer Handſchrift, ohne zu ſagen ob ſie alt geweſen,
welche, an ungedruckten Schriften, Stuͤcke unter den
Nahmen Vitruvius, Epaphroditus, Balbus, Simpli-
cius und den Hyginus von der Caſtrametation enthielt
(dedic. ed. Turneb.): der Text ſchien ihnen fuͤr einen
Abdruck gar zu heillos zerruͤttet. Es kann eben der
Codex des Hervetus geweſen ſeyn, denn wie dieſem,
nach der Collation, außer dem Pandectentitel, alle Stuͤcke
fehlen welche die Turnebiſche Sammlung mehr hat als
die vorher mit dem Nahmen der erſten bezeichnete, naͤm-
lich der Commentar des Aggenus, der theodoſianiſche
Titel und die Excerpte uͤber die eigentliche Graͤnzſchei-
dekunſt, ſo wuͤrden dagegen die Schriften aus denen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0565" n="549"/>
          <p>4. Im Jahr 1554 ließen P. Gallandius und A. Tur-<lb/>
nebus, in der Druckerey des letzten, den Text einer Hand-<lb/>
&#x017F;chrift abdrucken welche &#x017F;ie zu <hi rendition="#g">St. Omer</hi> in der Biblio-<lb/>
thek des Klo&#x017F;ters St. Bertin entdeckt hatten. Sie nennen<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#aq">vetustissimum exemplar, venerandæ vetustatis<lb/>
monumentum:</hi> und offenbar war &#x017F;ie auch uralt.</p><lb/>
          <p>5. Zu einem Theil von Siculus Flaccus, zum Hy-<lb/>
genus <hi rendition="#aq">de limitib.,</hi> dem Plebi&#x017F;cit, und dem Pandecten-<lb/>
titel, gaben &#x017F;ie Varianten aus einem Codex, den <hi rendition="#g">Gen-<lb/>
tianus Hervetus</hi> aus Italien gebracht hatte (<hi rendition="#aq">p. 256.<lb/>
ed. Turneb.</hi>); man &#x017F;ieht nicht ob ein Original oder eine<lb/>
Ab&#x017F;chrift. Daß Rigaltius ihn beyla&#x0364;ufig ein Pergament<lb/>
nennt (<hi rendition="#aq">p. 262. not. ed. G.</hi>), kann un&#x017F;er Urtheil nicht<lb/>
ent&#x017F;cheiden: denn was er daraus anfu&#x0364;hrt hat er alles<lb/>
aus Turnebus entlehnt.</p><lb/>
          <p>6. Eben &#x017F;o melden &#x017F;ie an einem andern Ort von<lb/>
einer Hand&#x017F;chrift, ohne zu &#x017F;agen ob &#x017F;ie alt gewe&#x017F;en,<lb/>
welche, an <hi rendition="#g">ungedruckten</hi> Schriften, Stu&#x0364;cke unter den<lb/>
Nahmen Vitruvius, Epaphroditus, Balbus, Simpli-<lb/>
cius und den Hyginus von der Ca&#x017F;trametation enthielt<lb/>
(<hi rendition="#aq">dedic. ed. Turneb.</hi>): der Text &#x017F;chien ihnen fu&#x0364;r einen<lb/>
Abdruck gar zu heillos zerru&#x0364;ttet. Es kann eben der<lb/>
Codex des Hervetus gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, denn wie die&#x017F;em,<lb/>
nach der Collation, außer dem Pandectentitel, alle Stu&#x0364;cke<lb/>
fehlen welche die Turnebi&#x017F;che Sammlung mehr hat als<lb/>
die vorher mit dem Nahmen der er&#x017F;ten bezeichnete, na&#x0364;m-<lb/>
lich der Commentar des Aggenus, der theodo&#x017F;iani&#x017F;che<lb/>
Titel und die Excerpte u&#x0364;ber die eigentliche Gra&#x0364;nz&#x017F;chei-<lb/>
dekun&#x017F;t, &#x017F;o wu&#x0364;rden dagegen die Schriften aus denen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0565] 4. Im Jahr 1554 ließen P. Gallandius und A. Tur- nebus, in der Druckerey des letzten, den Text einer Hand- ſchrift abdrucken welche ſie zu St. Omer in der Biblio- thek des Kloſters St. Bertin entdeckt hatten. Sie nennen ſie vetustissimum exemplar, venerandæ vetustatis monumentum: und offenbar war ſie auch uralt. 5. Zu einem Theil von Siculus Flaccus, zum Hy- genus de limitib., dem Plebiſcit, und dem Pandecten- titel, gaben ſie Varianten aus einem Codex, den Gen- tianus Hervetus aus Italien gebracht hatte (p. 256. ed. Turneb.); man ſieht nicht ob ein Original oder eine Abſchrift. Daß Rigaltius ihn beylaͤufig ein Pergament nennt (p. 262. not. ed. G.), kann unſer Urtheil nicht entſcheiden: denn was er daraus anfuͤhrt hat er alles aus Turnebus entlehnt. 6. Eben ſo melden ſie an einem andern Ort von einer Handſchrift, ohne zu ſagen ob ſie alt geweſen, welche, an ungedruckten Schriften, Stuͤcke unter den Nahmen Vitruvius, Epaphroditus, Balbus, Simpli- cius und den Hyginus von der Caſtrametation enthielt (dedic. ed. Turneb.): der Text ſchien ihnen fuͤr einen Abdruck gar zu heillos zerruͤttet. Es kann eben der Codex des Hervetus geweſen ſeyn, denn wie dieſem, nach der Collation, außer dem Pandectentitel, alle Stuͤcke fehlen welche die Turnebiſche Sammlung mehr hat als die vorher mit dem Nahmen der erſten bezeichnete, naͤm- lich der Commentar des Aggenus, der theodoſianiſche Titel und die Excerpte uͤber die eigentliche Graͤnzſchei- dekunſt, ſo wuͤrden dagegen die Schriften aus denen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/565
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/565>, abgerufen am 23.11.2024.