dem jeder sich den ihm gebührenden Platz erwerben konnte, und ein freyes Bauernerbe besaß.
Es darf nicht täuschen daß die Geschichtschreiber von den gallischen Kriegen reden als wären sie unmittelbar ge- gen Rom gerichtet gewesen: die Chroniken hatten sich auf den noch sehr engen Kreis einheimischer Begebenheiten be- schränkt, und der Späteren Sorglosigkeit übersah Ita- liens allgemeines Schicksal. Denn die Gallier suchten nicht Rom, manchen Tagemarsch von ihren Wohnsitzen entfernt, und durch andre Völker getrennt, sondern auch das römische Gebiet und Latium verwüsteten sie auf den verheerenden Zügen womit sie bis in die entferntesten Ge- genden unwiderstehlich vordrangen. Wahrscheinlich wur- den diese gewöhnlich von Schwärmen neuer Einwanderer unternommen, welche die schon angesiedelten Stämme aufregten, oder von ihnen selbst, um nicht ihre Wohnsitze theilen zu müssen, weiter zu ziehen bewogen wurden. Diese Völkerwanderung ist die erste Stufe der Zerstörung und des Verfalls der ursprünglichen Blüthe Italiens: nur um weniges später als Griechenlands innere Verwü- stung, und beynahe gleichzeitig mit der nie hergestellten Zertrümmerung Siciliens und Großgriechenlands. Durch sie wurden unstreitig Roms Eroberungen vorbereitet und erleichtert: weit umher muß alles geschwächt und ermat- tet gewesen seyn, und viele Völker waren den Galliern unterthan 35).
Zu zwey Zeitpunkten ward Rom in diesen Jahren durch der Gallier Annäherung in Schrecken gesetzt. Die-
35) Polybius II. c. 18.
dem jeder ſich den ihm gebuͤhrenden Platz erwerben konnte, und ein freyes Bauernerbe beſaß.
Es darf nicht taͤuſchen daß die Geſchichtſchreiber von den galliſchen Kriegen reden als waͤren ſie unmittelbar ge- gen Rom gerichtet geweſen: die Chroniken hatten ſich auf den noch ſehr engen Kreis einheimiſcher Begebenheiten be- ſchraͤnkt, und der Spaͤteren Sorgloſigkeit uͤberſah Ita- liens allgemeines Schickſal. Denn die Gallier ſuchten nicht Rom, manchen Tagemarſch von ihren Wohnſitzen entfernt, und durch andre Voͤlker getrennt, ſondern auch das roͤmiſche Gebiet und Latium verwuͤſteten ſie auf den verheerenden Zuͤgen womit ſie bis in die entfernteſten Ge- genden unwiderſtehlich vordrangen. Wahrſcheinlich wur- den dieſe gewoͤhnlich von Schwaͤrmen neuer Einwanderer unternommen, welche die ſchon angeſiedelten Staͤmme aufregten, oder von ihnen ſelbſt, um nicht ihre Wohnſitze theilen zu muͤſſen, weiter zu ziehen bewogen wurden. Dieſe Voͤlkerwanderung iſt die erſte Stufe der Zerſtoͤrung und des Verfalls der urſpruͤnglichen Bluͤthe Italiens: nur um weniges ſpaͤter als Griechenlands innere Verwuͤ- ſtung, und beynahe gleichzeitig mit der nie hergeſtellten Zertruͤmmerung Siciliens und Großgriechenlands. Durch ſie wurden unſtreitig Roms Eroberungen vorbereitet und erleichtert: weit umher muß alles geſchwaͤcht und ermat- tet geweſen ſeyn, und viele Voͤlker waren den Galliern unterthan 35).
Zu zwey Zeitpunkten ward Rom in dieſen Jahren durch der Gallier Annaͤherung in Schrecken geſetzt. Die-
35) Polybius II. c. 18.
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dem jeder ſich den ihm gebuͤhrenden Platz erwerben konnte,
und ein freyes Bauernerbe beſaß.
Es darf nicht taͤuſchen daß die Geſchichtſchreiber von
den galliſchen Kriegen reden als waͤren ſie unmittelbar ge-
gen Rom gerichtet geweſen: die Chroniken hatten ſich auf
den noch ſehr engen Kreis einheimiſcher Begebenheiten be-
ſchraͤnkt, und der Spaͤteren Sorgloſigkeit uͤberſah Ita-
liens allgemeines Schickſal. Denn die Gallier ſuchten
nicht Rom, manchen Tagemarſch von ihren Wohnſitzen
entfernt, und durch andre Voͤlker getrennt, ſondern auch
das roͤmiſche Gebiet und Latium verwuͤſteten ſie auf den
verheerenden Zuͤgen womit ſie bis in die entfernteſten Ge-
genden unwiderſtehlich vordrangen. Wahrſcheinlich wur-
den dieſe gewoͤhnlich von Schwaͤrmen neuer Einwanderer
unternommen, welche die ſchon angeſiedelten Staͤmme
aufregten, oder von ihnen ſelbſt, um nicht ihre Wohnſitze
theilen zu muͤſſen, weiter zu ziehen bewogen wurden.
Dieſe Voͤlkerwanderung iſt die erſte Stufe der Zerſtoͤrung
und des Verfalls der urſpruͤnglichen Bluͤthe Italiens:
nur um weniges ſpaͤter als Griechenlands innere Verwuͤ-
ſtung, und beynahe gleichzeitig mit der nie hergeſtellten
Zertruͤmmerung Siciliens und Großgriechenlands. Durch
ſie wurden unſtreitig Roms Eroberungen vorbereitet und
erleichtert: weit umher muß alles geſchwaͤcht und ermat-
tet geweſen ſeyn, und viele Voͤlker waren den Galliern
unterthan 35).
Zu zwey Zeitpunkten ward Rom in dieſen Jahren
durch der Gallier Annaͤherung in Schrecken geſetzt. Die-
35) Polybius II. c. 18.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/470>, abgerufen am 24.11.2024.
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