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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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nen waren vollständig vom Volk beschlossen: es fehlte ih-
nen nur die Sanction des Senats. Diese war[d] verwei-
gert, und Camillus noch einmal zum Dictator gegen das
Volk ernannt. Daß er es auch diesesmal durch Aushe-
bung eines Heeres von der Ausübung seiner Rechte bey
den annahenden Wahlen abzuhalten suchte, ist nicht zwei-
felhaft; daß es die Absicht war, wie einst unter Cincin-
natus, das Heer aus der Stadt zu führen, und die be-
schlossenen Gesetze durch dictatorisch gebotene Beschlüsse
in einer Scheinversammlung der Centurien wieder aufzu-
heben, ist wenigstens höchst wahrscheinlich. Aber auch
diesesmal versagte der Dictatur die Macht, die zu bösen
Zwecken entweiht werden sollte. Hieher müßte Plutarchs
Erzählung gehören 65), daß die Tribunen in der Erbitte-
rung des Streits Camillus auf dem Forum zu verhaften
befohlen hätten: er drängt in wenige Tage zusammen was
Monate erfüllt zu haben scheint.

Endlich waren die Gesetze vom Senat bestätigt, und
die Comitien zur Consulwahl versammelt. L. Sextius
Lateranus ward als plebejischer Consul erwählt. Aber
die Patricier, in den Curien versammelt, versagten dieser
Ernennung ihre Zustimmung. An dieser unsinnigen Wei-
gerung entzündete sich die kaum gedämpfte Flamme fürch-
terlicher als je. Livius sagt nur, es wäre zu schreck-
lichen Drohungen, und nahe an eine Secession des
Volks gekommen: Ovidius, in den Fasten ein sorg-
fältig belesener Kenner alter Erzählungen, und über hi-
storische Dinge einem historischen Zeugen gleich zu ach-

65) Plutarch Camill. p. 151. D.

nen waren vollſtaͤndig vom Volk beſchloſſen: es fehlte ih-
nen nur die Sanction des Senats. Dieſe war[d] verwei-
gert, und Camillus noch einmal zum Dictator gegen das
Volk ernannt. Daß er es auch dieſesmal durch Aushe-
bung eines Heeres von der Ausuͤbung ſeiner Rechte bey
den annahenden Wahlen abzuhalten ſuchte, iſt nicht zwei-
felhaft; daß es die Abſicht war, wie einſt unter Cincin-
natus, das Heer aus der Stadt zu fuͤhren, und die be-
ſchloſſenen Geſetze durch dictatoriſch gebotene Beſchluͤſſe
in einer Scheinverſammlung der Centurien wieder aufzu-
heben, iſt wenigſtens hoͤchſt wahrſcheinlich. Aber auch
dieſesmal verſagte der Dictatur die Macht, die zu boͤſen
Zwecken entweiht werden ſollte. Hieher muͤßte Plutarchs
Erzaͤhlung gehoͤren 65), daß die Tribunen in der Erbitte-
rung des Streits Camillus auf dem Forum zu verhaften
befohlen haͤtten: er draͤngt in wenige Tage zuſammen was
Monate erfuͤllt zu haben ſcheint.

Endlich waren die Geſetze vom Senat beſtaͤtigt, und
die Comitien zur Conſulwahl verſammelt. L. Sextius
Lateranus ward als plebejiſcher Conſul erwaͤhlt. Aber
die Patricier, in den Curien verſammelt, verſagten dieſer
Ernennung ihre Zuſtimmung. An dieſer unſinnigen Wei-
gerung entzuͤndete ſich die kaum gedaͤmpfte Flamme fuͤrch-
terlicher als je. Livius ſagt nur, es waͤre zu ſchreck-
lichen Drohungen, und nahe an eine Seceſſion des
Volks gekommen: Ovidius, in den Faſten ein ſorg-
faͤltig beleſener Kenner alter Erzaͤhlungen, und uͤber hi-
ſtoriſche Dinge einem hiſtoriſchen Zeugen gleich zu ach-

65) Plutarch Camill. p. 151. D.
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[413/0429] nen waren vollſtaͤndig vom Volk beſchloſſen: es fehlte ih- nen nur die Sanction des Senats. Dieſe ward verwei- gert, und Camillus noch einmal zum Dictator gegen das Volk ernannt. Daß er es auch dieſesmal durch Aushe- bung eines Heeres von der Ausuͤbung ſeiner Rechte bey den annahenden Wahlen abzuhalten ſuchte, iſt nicht zwei- felhaft; daß es die Abſicht war, wie einſt unter Cincin- natus, das Heer aus der Stadt zu fuͤhren, und die be- ſchloſſenen Geſetze durch dictatoriſch gebotene Beſchluͤſſe in einer Scheinverſammlung der Centurien wieder aufzu- heben, iſt wenigſtens hoͤchſt wahrſcheinlich. Aber auch dieſesmal verſagte der Dictatur die Macht, die zu boͤſen Zwecken entweiht werden ſollte. Hieher muͤßte Plutarchs Erzaͤhlung gehoͤren 65), daß die Tribunen in der Erbitte- rung des Streits Camillus auf dem Forum zu verhaften befohlen haͤtten: er draͤngt in wenige Tage zuſammen was Monate erfuͤllt zu haben ſcheint. Endlich waren die Geſetze vom Senat beſtaͤtigt, und die Comitien zur Conſulwahl verſammelt. L. Sextius Lateranus ward als plebejiſcher Conſul erwaͤhlt. Aber die Patricier, in den Curien verſammelt, verſagten dieſer Ernennung ihre Zuſtimmung. An dieſer unſinnigen Wei- gerung entzuͤndete ſich die kaum gedaͤmpfte Flamme fuͤrch- terlicher als je. Livius ſagt nur, es waͤre zu ſchreck- lichen Drohungen, und nahe an eine Seceſſion des Volks gekommen: Ovidius, in den Faſten ein ſorg- faͤltig beleſener Kenner alter Erzaͤhlungen, und uͤber hi- ſtoriſche Dinge einem hiſtoriſchen Zeugen gleich zu ach- 65) Plutarch Camill. p. 151. D.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/429>, abgerufen am 24.11.2024.