diese Beschränkungen sind es die uns zur Kenntniß der ur- sprünglichen Verfassung zurückführen.
Geldbußen sprachen die Consuln noch während eines großen Theils dieses Zeitraums ohne Appellation an das Volk aus: und auch das valerische Gesetz wird richtiger mit Dionysius auf die richterliche neben der souverai- nen Gewalt der Consuln, als auf die letzte allein ge- deutet werden. Noch immer blieb so das consularische Gericht die erste Instanz für die Plebejer: ihre eigene Gemeinde richtete nur auf Appellation: doch war da- durch, und durch den geheiligten tribunicischen Schutz der Blutbann über Plebejer der Gemeinde der Tribus übergeben. Alle Rechte welche das Volk allmählich erwarb waren schon früher, ja gleich alt mit Rom, in der Patricier Besitz: nur auf der Plebs lasten Dictatur und Consulat, nur sie bedingt sich die Provocation, sie strebt bis in das fünfte Jahrhundert nur nach Erlan- gung derselben Rechte, durch welche der erste Stand von jeher frey war: und so wurden die Patricier ohne Zweifel nur von ihren Standesgenossen in der Gemeinde der Curien gerichtet, und waren gegen Einkerkerung und Verurtheilung zum Tode in dem Sinn gesichert wie es in den goldenen Zeiten der Verfassung jeder Qui- rite war.
In der Verfassung und Unabhängigkeit der Gerichte, darin daß jeder von Gleichen gerichtet werde, setzten die alten Völker, wie die germanischen, das Wesen der Freyheit. Daher konnten die Makedonier sich frey nen- nen, wiewohl sie Königen gehorchten deren Macht in
dieſe Beſchraͤnkungen ſind es die uns zur Kenntniß der ur- ſpruͤnglichen Verfaſſung zuruͤckfuͤhren.
Geldbußen ſprachen die Conſuln noch waͤhrend eines großen Theils dieſes Zeitraums ohne Appellation an das Volk aus: und auch das valeriſche Geſetz wird richtiger mit Dionyſius auf die richterliche neben der ſouverai- nen Gewalt der Conſuln, als auf die letzte allein ge- deutet werden. Noch immer blieb ſo das conſulariſche Gericht die erſte Inſtanz fuͤr die Plebejer: ihre eigene Gemeinde richtete nur auf Appellation: doch war da- durch, und durch den geheiligten tribuniciſchen Schutz der Blutbann uͤber Plebejer der Gemeinde der Tribus uͤbergeben. Alle Rechte welche das Volk allmaͤhlich erwarb waren ſchon fruͤher, ja gleich alt mit Rom, in der Patricier Beſitz: nur auf der Plebs laſten Dictatur und Conſulat, nur ſie bedingt ſich die Provocation, ſie ſtrebt bis in das fuͤnfte Jahrhundert nur nach Erlan- gung derſelben Rechte, durch welche der erſte Stand von jeher frey war: und ſo wurden die Patricier ohne Zweifel nur von ihren Standesgenoſſen in der Gemeinde der Curien gerichtet, und waren gegen Einkerkerung und Verurtheilung zum Tode in dem Sinn geſichert wie es in den goldenen Zeiten der Verfaſſung jeder Qui- rite war.
In der Verfaſſung und Unabhaͤngigkeit der Gerichte, darin daß jeder von Gleichen gerichtet werde, ſetzten die alten Voͤlker, wie die germaniſchen, das Weſen der Freyheit. Daher konnten die Makedonier ſich frey nen- nen, wiewohl ſie Koͤnigen gehorchten deren Macht in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0029"n="13"/>
dieſe Beſchraͤnkungen ſind es die uns zur Kenntniß der ur-<lb/>ſpruͤnglichen Verfaſſung zuruͤckfuͤhren.</p><lb/><p>Geldbußen ſprachen die Conſuln noch waͤhrend eines<lb/>
großen Theils dieſes Zeitraums ohne Appellation an das<lb/>
Volk aus: und auch das valeriſche Geſetz wird richtiger<lb/>
mit Dionyſius auf die richterliche neben der ſouverai-<lb/>
nen Gewalt der Conſuln, als auf die letzte allein ge-<lb/>
deutet werden. Noch immer blieb ſo das conſulariſche<lb/>
Gericht die erſte Inſtanz fuͤr die Plebejer: ihre eigene<lb/>
Gemeinde richtete nur auf Appellation: doch war da-<lb/>
durch, und durch den geheiligten tribuniciſchen Schutz<lb/>
der Blutbann uͤber Plebejer der Gemeinde der Tribus<lb/>
uͤbergeben. Alle Rechte welche das Volk allmaͤhlich<lb/>
erwarb waren ſchon fruͤher, ja gleich alt mit Rom, in<lb/>
der Patricier Beſitz: nur auf der Plebs laſten Dictatur<lb/>
und Conſulat, nur ſie bedingt ſich die Provocation, ſie<lb/>ſtrebt bis in das fuͤnfte Jahrhundert nur nach Erlan-<lb/>
gung derſelben Rechte, durch welche der erſte Stand<lb/>
von jeher frey war: und ſo wurden die Patricier ohne<lb/>
Zweifel nur von ihren Standesgenoſſen in der Gemeinde<lb/>
der Curien gerichtet, und waren gegen Einkerkerung<lb/>
und Verurtheilung zum Tode in dem Sinn geſichert<lb/>
wie es in den goldenen Zeiten der Verfaſſung jeder Qui-<lb/>
rite war.</p><lb/><p>In der Verfaſſung und Unabhaͤngigkeit der Gerichte,<lb/>
darin daß jeder von Gleichen gerichtet werde, ſetzten die<lb/>
alten Voͤlker, wie die germaniſchen, das Weſen der<lb/>
Freyheit. Daher konnten die Makedonier ſich frey nen-<lb/>
nen, wiewohl ſie Koͤnigen gehorchten deren Macht in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[13/0029]
dieſe Beſchraͤnkungen ſind es die uns zur Kenntniß der ur-
ſpruͤnglichen Verfaſſung zuruͤckfuͤhren.
Geldbußen ſprachen die Conſuln noch waͤhrend eines
großen Theils dieſes Zeitraums ohne Appellation an das
Volk aus: und auch das valeriſche Geſetz wird richtiger
mit Dionyſius auf die richterliche neben der ſouverai-
nen Gewalt der Conſuln, als auf die letzte allein ge-
deutet werden. Noch immer blieb ſo das conſulariſche
Gericht die erſte Inſtanz fuͤr die Plebejer: ihre eigene
Gemeinde richtete nur auf Appellation: doch war da-
durch, und durch den geheiligten tribuniciſchen Schutz
der Blutbann uͤber Plebejer der Gemeinde der Tribus
uͤbergeben. Alle Rechte welche das Volk allmaͤhlich
erwarb waren ſchon fruͤher, ja gleich alt mit Rom, in
der Patricier Beſitz: nur auf der Plebs laſten Dictatur
und Conſulat, nur ſie bedingt ſich die Provocation, ſie
ſtrebt bis in das fuͤnfte Jahrhundert nur nach Erlan-
gung derſelben Rechte, durch welche der erſte Stand
von jeher frey war: und ſo wurden die Patricier ohne
Zweifel nur von ihren Standesgenoſſen in der Gemeinde
der Curien gerichtet, und waren gegen Einkerkerung
und Verurtheilung zum Tode in dem Sinn geſichert
wie es in den goldenen Zeiten der Verfaſſung jeder Qui-
rite war.
In der Verfaſſung und Unabhaͤngigkeit der Gerichte,
darin daß jeder von Gleichen gerichtet werde, ſetzten die
alten Voͤlker, wie die germaniſchen, das Weſen der
Freyheit. Daher konnten die Makedonier ſich frey nen-
nen, wiewohl ſie Koͤnigen gehorchten deren Macht in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/29>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.