Nähe der Stadt behauptete. Auch wurden die verlohr- nen Kastelle von den folgenden Militartribunen (354) wie- der erobert, oder hergestellt, während Camillus und ein anderer Tribun die Niederlage des vorigen Jahrs an den Faliskern und Capenaten durch Verheerung ihres Landes bis an die Mauern der Städte rächten. Zwey Jahre nach- her (356), als die Römer ebenfalls in zwey Lägern vor Veji standen, kamen dieselben Völker aufs neue zum Ent- satz. Aber wäre auch der Wahnsinn des Sergius und Virginius bey römischen Befehlshabern nicht eine sehr seltene Ausartung gewesen, die Strafe, welche das Volk über sie ausgesprochen hatte, würde doch die Wiederho- lung des Vergehens unmöglich gemacht haben. Wäh- rend die Verbündeten das kleinere Lager bestürmten, wur- den sie von der römischen Hauptarmee umgangen und ge- schlagen: dann die Vejenter in die Stadt zurückgewor- fen; eine Menge von ihnen ward vor den furchtsam ge- schlossenen Thoren den verfolgenden Siegern aufgeopfert. Dies war der erste Sieg plebejischer Militartribunen. Das folgende Jahr verging thatenlos, im zweyten streifte ein anderes verbündetes etruskisches Volk, die Tarqui- nienser, ohne Erfolg für Vejis Befreyung und nicht un- gestraft in das römische Gebiet. Der Feldzug des Jahrs 359, in dem Veji fiel, begann nicht mit verheissenden Aussichten für Rom. Die Militartribunen Cn. Genu- cius und L. Titinius hatten einen Einfall in das Gebiet der Capenaten und Falisker unternommen; wahrscheinlich um sie durch eigne Gefahr, während der kurzen Sommer- jahrszeit welche auch diese Völker dem Kriege nur noch
Naͤhe der Stadt behauptete. Auch wurden die verlohr- nen Kaſtelle von den folgenden Militartribunen (354) wie- der erobert, oder hergeſtellt, waͤhrend Camillus und ein anderer Tribun die Niederlage des vorigen Jahrs an den Faliskern und Capenaten durch Verheerung ihres Landes bis an die Mauern der Staͤdte raͤchten. Zwey Jahre nach- her (356), als die Roͤmer ebenfalls in zwey Laͤgern vor Veji ſtanden, kamen dieſelben Voͤlker aufs neue zum Ent- ſatz. Aber waͤre auch der Wahnſinn des Sergius und Virginius bey roͤmiſchen Befehlshabern nicht eine ſehr ſeltene Ausartung geweſen, die Strafe, welche das Volk uͤber ſie ausgeſprochen hatte, wuͤrde doch die Wiederho- lung des Vergehens unmoͤglich gemacht haben. Waͤh- rend die Verbuͤndeten das kleinere Lager beſtuͤrmten, wur- den ſie von der roͤmiſchen Hauptarmee umgangen und ge- ſchlagen: dann die Vejenter in die Stadt zuruͤckgewor- fen; eine Menge von ihnen ward vor den furchtſam ge- ſchloſſenen Thoren den verfolgenden Siegern aufgeopfert. Dies war der erſte Sieg plebejiſcher Militartribunen. Das folgende Jahr verging thatenlos, im zweyten ſtreifte ein anderes verbuͤndetes etruskiſches Volk, die Tarqui- nienſer, ohne Erfolg fuͤr Vejis Befreyung und nicht un- geſtraft in das roͤmiſche Gebiet. Der Feldzug des Jahrs 359, in dem Veji fiel, begann nicht mit verheiſſenden Ausſichten fuͤr Rom. Die Militartribunen Cn. Genu- cius und L. Titinius hatten einen Einfall in das Gebiet der Capenaten und Falisker unternommen; wahrſcheinlich um ſie durch eigne Gefahr, waͤhrend der kurzen Sommer- jahrszeit welche auch dieſe Voͤlker dem Kriege nur noch
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Naͤhe der Stadt behauptete. Auch wurden die verlohr-
nen Kaſtelle von den folgenden Militartribunen (354) wie-
der erobert, oder hergeſtellt, waͤhrend Camillus und ein
anderer Tribun die Niederlage des vorigen Jahrs an den
Faliskern und Capenaten durch Verheerung ihres Landes
bis an die Mauern der Staͤdte raͤchten. Zwey Jahre nach-
her (356), als die Roͤmer ebenfalls in zwey Laͤgern vor
Veji ſtanden, kamen dieſelben Voͤlker aufs neue zum Ent-
ſatz. Aber waͤre auch der Wahnſinn des Sergius und
Virginius bey roͤmiſchen Befehlshabern nicht eine ſehr
ſeltene Ausartung geweſen, die Strafe, welche das Volk
uͤber ſie ausgeſprochen hatte, wuͤrde doch die Wiederho-
lung des Vergehens unmoͤglich gemacht haben. Waͤh-
rend die Verbuͤndeten das kleinere Lager beſtuͤrmten, wur-
den ſie von der roͤmiſchen Hauptarmee umgangen und ge-
ſchlagen: dann die Vejenter in die Stadt zuruͤckgewor-
fen; eine Menge von ihnen ward vor den furchtſam ge-
ſchloſſenen Thoren den verfolgenden Siegern aufgeopfert.
Dies war der erſte Sieg plebejiſcher Militartribunen.
Das folgende Jahr verging thatenlos, im zweyten ſtreifte
ein anderes verbuͤndetes etruskiſches Volk, die Tarqui-
nienſer, ohne Erfolg fuͤr Vejis Befreyung und nicht un-
geſtraft in das roͤmiſche Gebiet. Der Feldzug des Jahrs
359, in dem Veji fiel, begann nicht mit verheiſſenden
Ausſichten fuͤr Rom. Die Militartribunen Cn. Genu-
cius und L. Titinius hatten einen Einfall in das Gebiet der
Capenaten und Falisker unternommen; wahrſcheinlich
um ſie durch eigne Gefahr, waͤhrend der kurzen Sommer-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/242>, abgerufen am 23.11.2024.
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