Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

brachte die Feldherrn mit dem fast entwöhnten Triumph
nach Rom zurück. In den beyden folgenden Jahren ruh-
ten diese Kriege, durch die waltende Gunst des Schicksals
welches Rom beschirmte, da ein Einbruch der Aequer,
während das Capitol in feindlicher Gewalt war, das Da-
seyn der Republik in vielleicht rettungslose Gefahr ge-
bracht haben würde. Im Jahr 295 warf Antium das
Joch ab, und zugleich überraschte ein äquisches Heer
Tusculum, oder die Burg dieser Stadt: denn nach Li-
vius gelang es auch den Tusculanern das weitere Ein-
dringen einer nicht zahlreichen feindlichen Schaar zu
wehren, bis römische Hülfe eintraf. Jenen Verlust
entschädigten volskische Siege nicht, wenn sie auch wohl
bewährt wären: und ein Mährchen der jüngeren Annali-
sten dürfen wir es nennen (der älteren Stillschweigen wis-
sen wir durch Livius), wenn erzählt wird, wie der Abfall
Antiums nach schneller Wiedereroberung gestraft worden
sey; denn von jener Zeit an, so lange es freye Volsker
gab, besteht diese Stadt feindlich und unabhängig gegen
Rom. Die Besatzung der Burg von Tusculum ward im
Angesicht einer äquischen Macht durch Hunger zur Ueber-
gabe gezwungen, aber ein anderes römisches Heer erwar-
tete die wehrlos entlassenen auf ihrem Heimwege und er-
würgte sie, als nicht durch den Vertrag gebunden, wel-
cher mit den Tusculanern geschlossen sey, nicht mit den
Römern die sich dort nur als Hülfsvölker befänden. Zu
den historisch sehr verdächtigen Sagen 91) gehört, daß

91) Nach den capitolinischen Fasten triumphirten die Consuln
Q. Fabius und L. Cornelius, -- mit deren Nahmen wir

brachte die Feldherrn mit dem faſt entwoͤhnten Triumph
nach Rom zuruͤck. In den beyden folgenden Jahren ruh-
ten dieſe Kriege, durch die waltende Gunſt des Schickſals
welches Rom beſchirmte, da ein Einbruch der Aequer,
waͤhrend das Capitol in feindlicher Gewalt war, das Da-
ſeyn der Republik in vielleicht rettungsloſe Gefahr ge-
bracht haben wuͤrde. Im Jahr 295 warf Antium das
Joch ab, und zugleich uͤberraſchte ein aͤquiſches Heer
Tusculum, oder die Burg dieſer Stadt: denn nach Li-
vius gelang es auch den Tusculanern das weitere Ein-
dringen einer nicht zahlreichen feindlichen Schaar zu
wehren, bis roͤmiſche Huͤlfe eintraf. Jenen Verluſt
entſchaͤdigten volskiſche Siege nicht, wenn ſie auch wohl
bewaͤhrt waͤren: und ein Maͤhrchen der juͤngeren Annali-
ſten duͤrfen wir es nennen (der aͤlteren Stillſchweigen wiſ-
ſen wir durch Livius), wenn erzaͤhlt wird, wie der Abfall
Antiums nach ſchneller Wiedereroberung geſtraft worden
ſey; denn von jener Zeit an, ſo lange es freye Volsker
gab, beſteht dieſe Stadt feindlich und unabhaͤngig gegen
Rom. Die Beſatzung der Burg von Tusculum ward im
Angeſicht einer aͤquiſchen Macht durch Hunger zur Ueber-
gabe gezwungen, aber ein anderes roͤmiſches Heer erwar-
tete die wehrlos entlaſſenen auf ihrem Heimwege und er-
wuͤrgte ſie, als nicht durch den Vertrag gebunden, wel-
cher mit den Tusculanern geſchloſſen ſey, nicht mit den
Roͤmern die ſich dort nur als Huͤlfsvoͤlker befaͤnden. Zu
den hiſtoriſch ſehr verdaͤchtigen Sagen 91) gehoͤrt, daß

91) Nach den capitoliniſchen Faſten triumphirten die Conſuln
Q. Fabius und L. Cornelius, — mit deren Nahmen wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="94"/>
brachte die Feldherrn mit dem fa&#x017F;t entwo&#x0364;hnten Triumph<lb/>
nach Rom zuru&#x0364;ck. In den beyden folgenden Jahren ruh-<lb/>
ten die&#x017F;e Kriege, durch die waltende Gun&#x017F;t des Schick&#x017F;als<lb/>
welches Rom be&#x017F;chirmte, da ein Einbruch der Aequer,<lb/>
wa&#x0364;hrend das Capitol in feindlicher Gewalt war, das Da-<lb/>
&#x017F;eyn der Republik in vielleicht rettungslo&#x017F;e Gefahr ge-<lb/>
bracht haben wu&#x0364;rde. Im Jahr 295 warf Antium das<lb/>
Joch ab, und zugleich u&#x0364;berra&#x017F;chte ein a&#x0364;qui&#x017F;ches Heer<lb/>
Tusculum, oder die Burg die&#x017F;er Stadt: denn nach Li-<lb/>
vius gelang es auch den Tusculanern das weitere Ein-<lb/>
dringen einer nicht zahlreichen feindlichen Schaar zu<lb/>
wehren, bis <choice><sic>ro&#x0364;mifche</sic><corr>ro&#x0364;mi&#x017F;che</corr></choice> Hu&#x0364;lfe eintraf. Jenen Verlu&#x017F;t<lb/>
ent&#x017F;cha&#x0364;digten volski&#x017F;che Siege nicht, wenn &#x017F;ie auch wohl<lb/>
bewa&#x0364;hrt wa&#x0364;ren: und ein Ma&#x0364;hrchen der ju&#x0364;ngeren Annali-<lb/>
&#x017F;ten du&#x0364;rfen wir es nennen (der a&#x0364;lteren Still&#x017F;chweigen wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wir durch Livius), wenn erza&#x0364;hlt wird, wie der Abfall<lb/>
Antiums nach &#x017F;chneller Wiedereroberung ge&#x017F;traft worden<lb/>
&#x017F;ey; denn von jener Zeit an, &#x017F;o lange es freye Volsker<lb/>
gab, be&#x017F;teht die&#x017F;e Stadt feindlich und unabha&#x0364;ngig gegen<lb/>
Rom. Die Be&#x017F;atzung der Burg von Tusculum ward im<lb/>
Ange&#x017F;icht einer a&#x0364;qui&#x017F;chen Macht durch Hunger zur Ueber-<lb/>
gabe gezwungen, aber ein anderes ro&#x0364;mi&#x017F;ches Heer erwar-<lb/>
tete die wehrlos entla&#x017F;&#x017F;enen auf ihrem Heimwege und er-<lb/>
wu&#x0364;rgte &#x017F;ie, als nicht durch den Vertrag gebunden, wel-<lb/>
cher mit den Tusculanern ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey, nicht mit den<lb/>
Ro&#x0364;mern die &#x017F;ich dort nur als Hu&#x0364;lfsvo&#x0364;lker befa&#x0364;nden. Zu<lb/>
den hi&#x017F;tori&#x017F;ch &#x017F;ehr verda&#x0364;chtigen Sagen <note xml:id="note-0110" next="#note-0111" place="foot" n="91)">Nach den capitolini&#x017F;chen Fa&#x017F;ten triumphirten die Con&#x017F;uln<lb/>
Q. Fabius und L. Cornelius, &#x2014; mit deren Nahmen wir</note> geho&#x0364;rt, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0110] brachte die Feldherrn mit dem faſt entwoͤhnten Triumph nach Rom zuruͤck. In den beyden folgenden Jahren ruh- ten dieſe Kriege, durch die waltende Gunſt des Schickſals welches Rom beſchirmte, da ein Einbruch der Aequer, waͤhrend das Capitol in feindlicher Gewalt war, das Da- ſeyn der Republik in vielleicht rettungsloſe Gefahr ge- bracht haben wuͤrde. Im Jahr 295 warf Antium das Joch ab, und zugleich uͤberraſchte ein aͤquiſches Heer Tusculum, oder die Burg dieſer Stadt: denn nach Li- vius gelang es auch den Tusculanern das weitere Ein- dringen einer nicht zahlreichen feindlichen Schaar zu wehren, bis roͤmiſche Huͤlfe eintraf. Jenen Verluſt entſchaͤdigten volskiſche Siege nicht, wenn ſie auch wohl bewaͤhrt waͤren: und ein Maͤhrchen der juͤngeren Annali- ſten duͤrfen wir es nennen (der aͤlteren Stillſchweigen wiſ- ſen wir durch Livius), wenn erzaͤhlt wird, wie der Abfall Antiums nach ſchneller Wiedereroberung geſtraft worden ſey; denn von jener Zeit an, ſo lange es freye Volsker gab, beſteht dieſe Stadt feindlich und unabhaͤngig gegen Rom. Die Beſatzung der Burg von Tusculum ward im Angeſicht einer aͤquiſchen Macht durch Hunger zur Ueber- gabe gezwungen, aber ein anderes roͤmiſches Heer erwar- tete die wehrlos entlaſſenen auf ihrem Heimwege und er- wuͤrgte ſie, als nicht durch den Vertrag gebunden, wel- cher mit den Tusculanern geſchloſſen ſey, nicht mit den Roͤmern die ſich dort nur als Huͤlfsvoͤlker befaͤnden. Zu den hiſtoriſch ſehr verdaͤchtigen Sagen 91) gehoͤrt, daß 91) Nach den capitoliniſchen Faſten triumphirten die Conſuln Q. Fabius und L. Cornelius, — mit deren Nahmen wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/110
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/110>, abgerufen am 09.05.2024.