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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Auf den Landtagen der Latiner, wo die Häupter, viel-
leicht der gesammte Adel ihrer Städte zusammenkamen,
im Hain der Ferentina, wie unsre Vorväter sich unter den
Eichen versammelten, hatte Rom durch das Bündniß des
Servius Stimme, der die vorherrschende aus ältern
Kriegen gefürchtete Macht vorzügliche Bedeutung gab.
Tarquinius erweiterte seinen Einfluß durch persönliche
Verbindungen, durch Verschwiegerung mit dem Fürsten
oder Dictator von Tusculum Octavius Mamilius; und es
scheint daß die Latiner einem verwüstenden, für eine
Verbindung vieler zum Theil entlegener Städte gefährli-
chen und wenig Vortheil darbietenden Kriege die freywil-
lige Unterwerfung unter Roms Hegemonie und Theil-
nahme an Kriegen, welche Beute und Eroberung darbo-
ten, vorgezogen haben. Der Widerstand des Oberhaupts
von Aricia zog ihm den Tod zu, und beseitigte jeden Wi-
derspruch gegen den Abschluß eines freywilligen Bündnis-
ses wodurch Rom Haupt des Latinischen Volks ward.
Diesem sollen schon damals die Herniker beygetreten seyn,
und auch die Volsker von Eceträ und Antium, wenn nicht
diese beyden Städte damals noch latinisch waren, und
erst später in die Gewalt der Volsker geriethen. Ursprüng-
lich wären sieben und vierzig Städte verbündet gewe-
sen 66), welche gemeinschaftlich den Tempel des Jupiter
Latiaris auf dem Albaner Berge stifteten, und sich dort
jährlich zu einem gemeinsamen Opfer und Fest, den Lati-
nischen Ferien, versammelten. Zu diesem lieferte jede
Stadt ein ihr angewiesenes Theil Lämmer, Milch, Käse,

66) Dionysius IV. c. 49.

Auf den Landtagen der Latiner, wo die Haͤupter, viel-
leicht der geſammte Adel ihrer Staͤdte zuſammenkamen,
im Hain der Ferentina, wie unſre Vorvaͤter ſich unter den
Eichen verſammelten, hatte Rom durch das Buͤndniß des
Servius Stimme, der die vorherrſchende aus aͤltern
Kriegen gefuͤrchtete Macht vorzuͤgliche Bedeutung gab.
Tarquinius erweiterte ſeinen Einfluß durch perſoͤnliche
Verbindungen, durch Verſchwiegerung mit dem Fuͤrſten
oder Dictator von Tuſculum Octavius Mamilius; und es
ſcheint daß die Latiner einem verwuͤſtenden, fuͤr eine
Verbindung vieler zum Theil entlegener Staͤdte gefaͤhrli-
chen und wenig Vortheil darbietenden Kriege die freywil-
lige Unterwerfung unter Roms Hegemonie und Theil-
nahme an Kriegen, welche Beute und Eroberung darbo-
ten, vorgezogen haben. Der Widerſtand des Oberhaupts
von Aricia zog ihm den Tod zu, und beſeitigte jeden Wi-
derſpruch gegen den Abſchluß eines freywilligen Buͤndniſ-
ſes wodurch Rom Haupt des Latiniſchen Volks ward.
Dieſem ſollen ſchon damals die Herniker beygetreten ſeyn,
und auch die Volsker von Ecetraͤ und Antium, wenn nicht
dieſe beyden Staͤdte damals noch latiniſch waren, und
erſt ſpaͤter in die Gewalt der Volsker geriethen. Urſpruͤng-
lich waͤren ſieben und vierzig Staͤdte verbuͤndet gewe-
ſen 66), welche gemeinſchaftlich den Tempel des Jupiter
Latiaris auf dem Albaner Berge ſtifteten, und ſich dort
jaͤhrlich zu einem gemeinſamen Opfer und Feſt, den Lati-
niſchen Ferien, verſammelten. Zu dieſem lieferte jede
Stadt ein ihr angewieſenes Theil Laͤmmer, Milch, Kaͤſe,

66) Dionyſius IV. c. 49.
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[296/0318] Auf den Landtagen der Latiner, wo die Haͤupter, viel- leicht der geſammte Adel ihrer Staͤdte zuſammenkamen, im Hain der Ferentina, wie unſre Vorvaͤter ſich unter den Eichen verſammelten, hatte Rom durch das Buͤndniß des Servius Stimme, der die vorherrſchende aus aͤltern Kriegen gefuͤrchtete Macht vorzuͤgliche Bedeutung gab. Tarquinius erweiterte ſeinen Einfluß durch perſoͤnliche Verbindungen, durch Verſchwiegerung mit dem Fuͤrſten oder Dictator von Tuſculum Octavius Mamilius; und es ſcheint daß die Latiner einem verwuͤſtenden, fuͤr eine Verbindung vieler zum Theil entlegener Staͤdte gefaͤhrli- chen und wenig Vortheil darbietenden Kriege die freywil- lige Unterwerfung unter Roms Hegemonie und Theil- nahme an Kriegen, welche Beute und Eroberung darbo- ten, vorgezogen haben. Der Widerſtand des Oberhaupts von Aricia zog ihm den Tod zu, und beſeitigte jeden Wi- derſpruch gegen den Abſchluß eines freywilligen Buͤndniſ- ſes wodurch Rom Haupt des Latiniſchen Volks ward. Dieſem ſollen ſchon damals die Herniker beygetreten ſeyn, und auch die Volsker von Ecetraͤ und Antium, wenn nicht dieſe beyden Staͤdte damals noch latiniſch waren, und erſt ſpaͤter in die Gewalt der Volsker geriethen. Urſpruͤng- lich waͤren ſieben und vierzig Staͤdte verbuͤndet gewe- ſen 66), welche gemeinſchaftlich den Tempel des Jupiter Latiaris auf dem Albaner Berge ſtifteten, und ſich dort jaͤhrlich zu einem gemeinſamen Opfer und Feſt, den Lati- niſchen Ferien, verſammelten. Zu dieſem lieferte jede Stadt ein ihr angewieſenes Theil Laͤmmer, Milch, Kaͤſe, 66) Dionyſius IV. c. 49.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/318>, abgerufen am 23.11.2024.