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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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künftige Größe bald allen klar. Er war der tapferste und
der beste seiner Altersgenossen, führte siegreich die Heere
des greisen Königs, und ward zur Belohnung zu seinem
Eidam auserkohren. Schon verwaltete er den Staat un-
ter des Königs Nahmen, und wie dieser sehr alt ward,
mochte es ihm gelingen das Joch der Unterthanen leichter
zu machen. Er war dem ganzen Volk theuer, als Tar-
quinius die tödtliche Wunde von der Hand der Meuchel-
mörder empfing. Mit einer List die im Morgenlande häu-
fig geübt worden ist ward ausgebreitet, die Wunde sey
nicht gefährlich, die Aerzte versprächen Genesung: inzwi-
schen wolle der König daß Servius an seiner Statt das
Reich verwalte. Das geschah weil sonst der Senat die
Verwaltung, als im Zwischenreich, an sich genommen
hätte, und die Wahl, wenn sie, wie es für uns ohne
Zweifel ist, von den Rittern entschieden ward, sich durch
die Uebermacht der Patricier gegen Servius erklärt haben
würde. Servius regierte nach dem Wunsch des Volks,
trotz dem Senat: seine Macht war bald so befestigt daß
der Tod des Königs nicht länger verheimlicht zu werden
brauchte. Später besaß er den Thron durch ausdrückliche
Wahl des Volks: aber schwerlich ehe er durch die Erwei-
terung der souverainen Gemeinde einer günstigen Entschei-
dung, die auch dem wahren Sinn der Nation entsprach,
sicher seyn konnte. Bis dahin ward er von den Patriciern
oft bedroht, und sie haben sich nie mit ihm ausgesöhnt.
Die Kriege dieses Königs sind bey weitem der unbedeu-
tendste Theil seiner Thaten: es wird eines ruhmvollen ge-
gen die Vejenter erwähnt, den Dionysius zu Triumphen

kuͤnftige Groͤße bald allen klar. Er war der tapferſte und
der beſte ſeiner Altersgenoſſen, fuͤhrte ſiegreich die Heere
des greiſen Koͤnigs, und ward zur Belohnung zu ſeinem
Eidam auserkohren. Schon verwaltete er den Staat un-
ter des Koͤnigs Nahmen, und wie dieſer ſehr alt ward,
mochte es ihm gelingen das Joch der Unterthanen leichter
zu machen. Er war dem ganzen Volk theuer, als Tar-
quinius die toͤdtliche Wunde von der Hand der Meuchel-
moͤrder empfing. Mit einer Liſt die im Morgenlande haͤu-
fig geuͤbt worden iſt ward ausgebreitet, die Wunde ſey
nicht gefaͤhrlich, die Aerzte verſpraͤchen Geneſung: inzwi-
ſchen wolle der Koͤnig daß Servius an ſeiner Statt das
Reich verwalte. Das geſchah weil ſonſt der Senat die
Verwaltung, als im Zwiſchenreich, an ſich genommen
haͤtte, und die Wahl, wenn ſie, wie es fuͤr uns ohne
Zweifel iſt, von den Rittern entſchieden ward, ſich durch
die Uebermacht der Patricier gegen Servius erklaͤrt haben
wuͤrde. Servius regierte nach dem Wunſch des Volks,
trotz dem Senat: ſeine Macht war bald ſo befeſtigt daß
der Tod des Koͤnigs nicht laͤnger verheimlicht zu werden
brauchte. Spaͤter beſaß er den Thron durch ausdruͤckliche
Wahl des Volks: aber ſchwerlich ehe er durch die Erwei-
terung der ſouverainen Gemeinde einer guͤnſtigen Entſchei-
dung, die auch dem wahren Sinn der Nation entſprach,
ſicher ſeyn konnte. Bis dahin ward er von den Patriciern
oft bedroht, und ſie haben ſich nie mit ihm ausgeſoͤhnt.
Die Kriege dieſes Koͤnigs ſind bey weitem der unbedeu-
tendſte Theil ſeiner Thaten: es wird eines ruhmvollen ge-
gen die Vejenter erwaͤhnt, den Dionyſius zu Triumphen

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[247/0269] kuͤnftige Groͤße bald allen klar. Er war der tapferſte und der beſte ſeiner Altersgenoſſen, fuͤhrte ſiegreich die Heere des greiſen Koͤnigs, und ward zur Belohnung zu ſeinem Eidam auserkohren. Schon verwaltete er den Staat un- ter des Koͤnigs Nahmen, und wie dieſer ſehr alt ward, mochte es ihm gelingen das Joch der Unterthanen leichter zu machen. Er war dem ganzen Volk theuer, als Tar- quinius die toͤdtliche Wunde von der Hand der Meuchel- moͤrder empfing. Mit einer Liſt die im Morgenlande haͤu- fig geuͤbt worden iſt ward ausgebreitet, die Wunde ſey nicht gefaͤhrlich, die Aerzte verſpraͤchen Geneſung: inzwi- ſchen wolle der Koͤnig daß Servius an ſeiner Statt das Reich verwalte. Das geſchah weil ſonſt der Senat die Verwaltung, als im Zwiſchenreich, an ſich genommen haͤtte, und die Wahl, wenn ſie, wie es fuͤr uns ohne Zweifel iſt, von den Rittern entſchieden ward, ſich durch die Uebermacht der Patricier gegen Servius erklaͤrt haben wuͤrde. Servius regierte nach dem Wunſch des Volks, trotz dem Senat: ſeine Macht war bald ſo befeſtigt daß der Tod des Koͤnigs nicht laͤnger verheimlicht zu werden brauchte. Spaͤter beſaß er den Thron durch ausdruͤckliche Wahl des Volks: aber ſchwerlich ehe er durch die Erwei- terung der ſouverainen Gemeinde einer guͤnſtigen Entſchei- dung, die auch dem wahren Sinn der Nation entſprach, ſicher ſeyn konnte. Bis dahin ward er von den Patriciern oft bedroht, und ſie haben ſich nie mit ihm ausgeſoͤhnt. Die Kriege dieſes Koͤnigs ſind bey weitem der unbedeu- tendſte Theil ſeiner Thaten: es wird eines ruhmvollen ge- gen die Vejenter erwaͤhnt, den Dionyſius zu Triumphen

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/269>, abgerufen am 22.11.2024.