verschieden von den Etruskern, auch durch die Sprache, nennt: römische Dichter aber Aequer 61). Daß sie Bey- stand bey dem etruskischen Bunde suchten, beweißt ihre Mitverbündung nicht. Acht etruskische Völker rühmt Livius, welche Scipios Rüstungen freygebig förderten: Cäre, Tarquinii, Populonia, Volaterrä, Arretium, Perusia, Clusium, Rusellä 62); früher nennt er Cor- tona als einen der Hauptorte 63). Zu den drey fehlen- den gehörten unstreitig Veji und Volsinii. Die zwölfte Stadt ist nun natürlich die zweifelhafteste. Vetulonii scheint es mir in der historischen Zeit nicht gewesen zu seyn; ihre Größe gehört in die mythische; in der Ge- schichte Roms wird ihrer nie im Kriege oder im Frieden gedacht. Ist die Ortsbestimmung richtig welche sie sehr nahe an Populonia legt, so mag sie, wie Himera in Thermä, in diese Stadt übergegangen seyn.
Capena dagegen erscheint in der römischen Ge- schichte als ein souverainer Ort; als Volk führen die Capenaten Krieg und schließen Frieden mit Rom. An der Seeküste im südlichen Etrurien waren die Bul- cienter ein bedeutendes Volk, und von ihrer Stadt Cosa sind mächtige Ruinen erhalten, uralter Größe, und weit über das Maaß einer römischen Colonie. Man möchte wegen des eigenthümlichen von dem der Stadt verschiede- nen Nahmen des Volks ahnden, sie wären ältere Bewoh- ner der Gegend welche sich gegen die etruskische Erobe-
61) Virgil und Silius: Aequosque Faliscos.
62) Livius XXVIII. c. 45.
63)IX. c. 37.
verſchieden von den Etruskern, auch durch die Sprache, nennt: roͤmiſche Dichter aber Aequer 61). Daß ſie Bey- ſtand bey dem etruskiſchen Bunde ſuchten, beweißt ihre Mitverbuͤndung nicht. Acht etruskiſche Voͤlker ruͤhmt Livius, welche Scipios Ruͤſtungen freygebig foͤrderten: Caͤre, Tarquinii, Populonia, Volaterraͤ, Arretium, Peruſia, Cluſium, Ruſellaͤ 62); fruͤher nennt er Cor- tona als einen der Hauptorte 63). Zu den drey fehlen- den gehoͤrten unſtreitig Veji und Volſinii. Die zwoͤlfte Stadt iſt nun natuͤrlich die zweifelhafteſte. Vetulonii ſcheint es mir in der hiſtoriſchen Zeit nicht geweſen zu ſeyn; ihre Groͤße gehoͤrt in die mythiſche; in der Ge- ſchichte Roms wird ihrer nie im Kriege oder im Frieden gedacht. Iſt die Ortsbeſtimmung richtig welche ſie ſehr nahe an Populonia legt, ſo mag ſie, wie Himera in Thermaͤ, in dieſe Stadt uͤbergegangen ſeyn.
Capena dagegen erſcheint in der roͤmiſchen Ge- ſchichte als ein ſouverainer Ort; als Volk fuͤhren die Capenaten Krieg und ſchließen Frieden mit Rom. An der Seekuͤſte im ſuͤdlichen Etrurien waren die Bul- cienter ein bedeutendes Volk, und von ihrer Stadt Coſa ſind maͤchtige Ruinen erhalten, uralter Groͤße, und weit uͤber das Maaß einer roͤmiſchen Colonie. Man moͤchte wegen des eigenthuͤmlichen von dem der Stadt verſchiede- nen Nahmen des Volks ahnden, ſie waͤren aͤltere Bewoh- ner der Gegend welche ſich gegen die etruskiſche Erobe-
61) Virgil und Silius: Aequosque Faliscos.
62) Livius XXVIII. c. 45.
63)IX. c. 37.
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verſchieden von den Etruskern, auch durch die Sprache,
nennt: roͤmiſche Dichter aber Aequer 61). Daß ſie Bey-
ſtand bey dem etruskiſchen Bunde ſuchten, beweißt ihre
Mitverbuͤndung nicht. Acht etruskiſche Voͤlker ruͤhmt
Livius, welche Scipios Ruͤſtungen freygebig foͤrderten:
Caͤre, Tarquinii, Populonia, Volaterraͤ, Arretium,
Peruſia, Cluſium, Ruſellaͤ 62); fruͤher nennt er Cor-
tona als einen der Hauptorte 63). Zu den drey fehlen-
den gehoͤrten unſtreitig Veji und Volſinii. Die zwoͤlfte
Stadt iſt nun natuͤrlich die zweifelhafteſte. Vetulonii
ſcheint es mir in der hiſtoriſchen Zeit nicht geweſen zu
ſeyn; ihre Groͤße gehoͤrt in die mythiſche; in der Ge-
ſchichte Roms wird ihrer nie im Kriege oder im Frieden
gedacht. Iſt die Ortsbeſtimmung richtig welche ſie ſehr
nahe an Populonia legt, ſo mag ſie, wie Himera in
Thermaͤ, in dieſe Stadt uͤbergegangen ſeyn.
Capena dagegen erſcheint in der roͤmiſchen Ge-
ſchichte als ein ſouverainer Ort; als Volk fuͤhren die
Capenaten Krieg und ſchließen Frieden mit Rom.
An der Seekuͤſte im ſuͤdlichen Etrurien waren die Bul-
cienter ein bedeutendes Volk, und von ihrer Stadt Coſa
ſind maͤchtige Ruinen erhalten, uralter Groͤße, und weit
uͤber das Maaß einer roͤmiſchen Colonie. Man moͤchte
wegen des eigenthuͤmlichen von dem der Stadt verſchiede-
nen Nahmen des Volks ahnden, ſie waͤren aͤltere Bewoh-
ner der Gegend welche ſich gegen die etruskiſche Erobe-
61) Virgil und Silius: Aequosque Faliscos.
62) Livius XXVIII. c. 45.
63) IX. c. 37.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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