die Apokalypse zu bekehren. Da aber niemand, wenn er über funfzig Jahre alt ist, sein System zu ändern pflegt, so sind diese Dispute so unglück- lich ausgeschlagen, daß Sebaldus, anstatt bekehrt zu werden, in seinen Meinungen vielmehr be- stärkt worden ist.
Verschiedene dieser seiner Freunde haben ihm beweisen wollen, daß von einigen Wahrheiten, die er für ungezweifelt hält, nach den Sätzen der Crusiusschen Philosophie gerade das Gegentheil folgen würde. Sie sind aber ganz an ihm irre geworden, da er auf eine eigne, ihm geläufige Wei- se, wider ihr Vermuthen, alles aus der Crusius- schen Philosophie bewiesen hat, was sie mein- ten, nur aus der Wolfischen oder Dariesschen, oder Federschen, oder wer weiß welcher Philoso- phie, folgern zu können.
Einige
die Apokalypſe zu bekehren. Da aber niemand, wenn er uͤber funfzig Jahre alt iſt, ſein Syſtem zu aͤndern pflegt, ſo ſind dieſe Diſpute ſo ungluͤck- lich ausgeſchlagen, daß Sebaldus, anſtatt bekehrt zu werden, in ſeinen Meinungen vielmehr be- ſtaͤrkt worden iſt.
Verſchiedene dieſer ſeiner Freunde haben ihm beweiſen wollen, daß von einigen Wahrheiten, die er fuͤr ungezweifelt haͤlt, nach den Saͤtzen der Cruſiusſchen Philoſophie gerade das Gegentheil folgen wuͤrde. Sie ſind aber ganz an ihm irre geworden, da er auf eine eigne, ihm gelaͤufige Wei- ſe, wider ihr Vermuthen, alles aus der Cruſius- ſchen Philoſophie bewieſen hat, was ſie mein- ten, nur aus der Wolfiſchen oder Dariesſchen, oder Federſchen, oder wer weiß welcher Philoſo- phie, folgern zu koͤnnen.
Einige
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[169[168]/0183]
die Apokalypſe zu bekehren. Da aber niemand,
wenn er uͤber funfzig Jahre alt iſt, ſein Syſtem
zu aͤndern pflegt, ſo ſind dieſe Diſpute ſo ungluͤck-
lich ausgeſchlagen, daß Sebaldus, anſtatt bekehrt
zu werden, in ſeinen Meinungen vielmehr be-
ſtaͤrkt worden iſt.
Verſchiedene dieſer ſeiner Freunde haben ihm
beweiſen wollen, daß von einigen Wahrheiten,
die er fuͤr ungezweifelt haͤlt, nach den Saͤtzen der
Cruſiusſchen Philoſophie gerade das Gegentheil
folgen wuͤrde. Sie ſind aber ganz an ihm irre
geworden, da er auf eine eigne, ihm gelaͤufige Wei-
ſe, wider ihr Vermuthen, alles aus der Cruſius-
ſchen Philoſophie bewieſen hat, was ſie mein-
ten, nur aus der Wolfiſchen oder Dariesſchen,
oder Federſchen, oder wer weiß welcher Philoſo-
phie, folgern zu koͤnnen.
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 169[168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/183>, abgerufen am 16.02.2025.
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