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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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stimmte Nothwendigkeit für den Grund der Mo-
ral, oder ein hobbesischer Krieg aller gegen alle,
für den Grund des Rechts des Natur gelten
soll; wenn verstandloses Gefühl über philosophi-
sche Wahrheit entscheiden, und verwirrtes Träu-
men einer angebrannten Einbildungskraft, der
höchste Schwung der Dichterey seyn soll; wenn
besonders dabey die Worte: -- ,'ch muß dir sa-
"gen, liebes Publikum! -- lieber Autor hör'
"an! -- Lieber Leser merk' dirs!
-- und andere
solche Floskelchen gebraucht werden, worauf sich
diejenigen etwas einbilden, die sich auf sonst nichts
etwas einbilden können: so wird man, wenn man
nicht etwan sicher weiß, welcher andere Geck
die Feder geführt habe, nicht unwahrscheinlich
schließen können, daß der Rambold dahinter-
stecke.

Sebal-
L 5



ſtimmte Nothwendigkeit fuͤr den Grund der Mo-
ral, oder ein hobbeſiſcher Krieg aller gegen alle,
fuͤr den Grund des Rechts des Natur gelten
ſoll; wenn verſtandloſes Gefuͤhl uͤber philoſophi-
ſche Wahrheit entſcheiden, und verwirrtes Traͤu-
men einer angebrannten Einbildungskraft, der
hoͤchſte Schwung der Dichterey ſeyn ſoll; wenn
beſonders dabey die Worte: — ‚’ch muß dir ſa-
„gen, liebes Publikum! — lieber Autor hoͤr’
„an! — Lieber Leſer merk’ dirs!
— und andere
ſolche Floskelchen gebraucht werden, worauf ſich
diejenigen etwas einbilden, die ſich auf ſonſt nichts
etwas einbilden koͤnnen: ſo wird man, wenn man
nicht etwan ſicher weiß, welcher andere Geck
die Feder gefuͤhrt habe, nicht unwahrſcheinlich
ſchließen koͤnnen, daß der Rambold dahinter-
ſtecke.

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[167[166]/0181] ſtimmte Nothwendigkeit fuͤr den Grund der Mo- ral, oder ein hobbeſiſcher Krieg aller gegen alle, fuͤr den Grund des Rechts des Natur gelten ſoll; wenn verſtandloſes Gefuͤhl uͤber philoſophi- ſche Wahrheit entſcheiden, und verwirrtes Traͤu- men einer angebrannten Einbildungskraft, der hoͤchſte Schwung der Dichterey ſeyn ſoll; wenn beſonders dabey die Worte: — ‚’ch muß dir ſa- „gen, liebes Publikum! — lieber Autor hoͤr’ „an! — Lieber Leſer merk’ dirs!— und andere ſolche Floskelchen gebraucht werden, worauf ſich diejenigen etwas einbilden, die ſich auf ſonſt nichts etwas einbilden koͤnnen: ſo wird man, wenn man nicht etwan ſicher weiß, welcher andere Geck die Feder gefuͤhrt habe, nicht unwahrſcheinlich ſchließen koͤnnen, daß der Rambold dahinter- ſtecke. Sebal- L 5

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 167[166]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/181>, abgerufen am 02.05.2024.