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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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mung in das geistliche Magazin eingerückt zu
werden.

Unter diesen Gesprächen, fuhr ein Wagen vor
die Thüre, aus welchem der Hr. von Haberwald
halbbetrunken heraustaumelte. Die Frau Ger-
trudtinn
wollte mit solchem Weltkinde nichts zu
thun haben, ließ sich also vom Sebaldus in den
Garten führen, ehe der Herr von Haberwald
heraufkam.

Dieser, nachdem er sich mit seiner Flasche Wein
erfrischt hatte, legte sich in den Lehnstuhl und
fieng an zu schwatzen:

,Jch komme da vom Landtage zurück, wo der
"Sechs und zwanziger geflossen ist, und denn hatte
"der Prälat von *** ein Ohmchen Neuner,
"so just für 'nen Kenner. Doch haben wir auch
"übers Landes Beste die Köpfe zusammengesteckt,
"denn so wahr ich lebe, Nachbar Säugling, was
"mich betrift, ich habe Verstand für zwey, wenn
"ich getrunken habe. -- Ja nun, was wollte ich
"doch sagen, -- der Landtag war aus, so muß
"man doch auch 'n bischen sehen, wie 's zu
"Hause aussieht -- so fahren wir denn zurück und
"ich komme heute um halb eilfe nach *** da hab'
"ich im rothen Löwen, bey dem putzigen Wir-

"the
Dritter Theil. K



mung in das geiſtliche Magazin eingeruͤckt zu
werden.

Unter dieſen Geſpraͤchen, fuhr ein Wagen vor
die Thuͤre, aus welchem der Hr. von Haberwald
halbbetrunken heraustaumelte. Die Frau Ger-
trudtinn
wollte mit ſolchem Weltkinde nichts zu
thun haben, ließ ſich alſo vom Sebaldus in den
Garten fuͤhren, ehe der Herr von Haberwald
heraufkam.

Dieſer, nachdem er ſich mit ſeiner Flaſche Wein
erfriſcht hatte, legte ſich in den Lehnſtuhl und
fieng an zu ſchwatzen:

‚Jch komme da vom Landtage zuruͤck, wo der
„Sechs und zwanziger gefloſſen iſt, und denn hatte
„der Praͤlat von *** ein Ohmchen Neuner,
„ſo juſt fuͤr ’nen Kenner. Doch haben wir auch
„uͤbers Landes Beſte die Koͤpfe zuſammengeſteckt,
„denn ſo wahr ich lebe, Nachbar Saͤugling, was
„mich betrift, ich habe Verſtand fuͤr zwey, wenn
„ich getrunken habe. — Ja nun, was wollte ich
„doch ſagen, — der Landtag war aus, ſo muß
„man doch auch ’n bischen ſehen, wie ’s zu
„Hauſe ausſieht — ſo fahren wir denn zuruͤck und
„ich komme heute um halb eilfe nach *** da hab’
„ich im rothen Loͤwen, bey dem putzigen Wir-

„the
Dritter Theil. K
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[143[142]/0157] mung in das geiſtliche Magazin eingeruͤckt zu werden. Unter dieſen Geſpraͤchen, fuhr ein Wagen vor die Thuͤre, aus welchem der Hr. von Haberwald halbbetrunken heraustaumelte. Die Frau Ger- trudtinn wollte mit ſolchem Weltkinde nichts zu thun haben, ließ ſich alſo vom Sebaldus in den Garten fuͤhren, ehe der Herr von Haberwald heraufkam. Dieſer, nachdem er ſich mit ſeiner Flaſche Wein erfriſcht hatte, legte ſich in den Lehnſtuhl und fieng an zu ſchwatzen: ‚Jch komme da vom Landtage zuruͤck, wo der „Sechs und zwanziger gefloſſen iſt, und denn hatte „der Praͤlat von *** ein Ohmchen Neuner, „ſo juſt fuͤr ’nen Kenner. Doch haben wir auch „uͤbers Landes Beſte die Koͤpfe zuſammengeſteckt, „denn ſo wahr ich lebe, Nachbar Saͤugling, was „mich betrift, ich habe Verſtand fuͤr zwey, wenn „ich getrunken habe. — Ja nun, was wollte ich „doch ſagen, — der Landtag war aus, ſo muß „man doch auch ’n bischen ſehen, wie ’s zu „Hauſe ausſieht — ſo fahren wir denn zuruͤck und „ich komme heute um halb eilfe nach *** da hab’ „ich im rothen Loͤwen, bey dem putzigen Wir- „the Dritter Theil. K

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 143[142]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/157>, abgerufen am 25.11.2024.