"Christenthum wir bekommen möchten, wenn diese "Herren so fortfahren, wie sie angefangen haben.'
,Ey nun! versetzte Sebaldus, es könnte wohl ein "sehr christliches Christenthnm werden.' --
,Christlich? ja ein heidnisches Christenthum "wird es werden. Hören Sie wohl? heidnisch ist der "wahre Namen!'
,Mag es doch heißen, wie es will; das menschliche "Geschlecht wird durch eine Benennung weder glück- "lich noch unglücklich.'
,So? wenn Sie denn also meinen, so mögen die "Herren immer auf den Naturalismus fort arbeiten. "Jndifferentisten sind sie ohnedem schon. Auf die Art "könnten sie ziemlich fortschreiten. Zum Glücke aber, "setzte er mit einer weisen Miene hinzu, sind sie seichte "Köpfe, die sich in kurzem vor sich selbst scheuen, und "so wie in ihrer Philosophie, auch in ihrer Theologie, "auf dem halben Wege stehen bleiben.'
,Wenn es der Weg zur Wahrheit ist, so ists, mei- "nes Erachtens, kein geringes Verdienst, bis auf den "halben Weg zu kommen. Der Weg der Wahrheit "ist so steil und ungebahnt, daß der eine früh, und der "andere spät, ermüdet. Ein jeder gehe, so weit es ihm "seine Kräfte erlauben. Auch derjenige, der nur "einen einzigen Schritt fortgeht, auch derjenige, der
"nur
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”Chriſtenthum wir bekommen moͤchten, wenn dieſe ”Herren ſo fortfahren, wie ſie angefangen haben.‛
‚Ey nun! verſetzte Sebaldus, es koͤnnte wohl ein ”ſehr chriſtliches Chriſtenthnm werden.‛ —
‚Chriſtlich? ja ein heidniſches Chriſtenthum ”wird es werden. Hoͤren Sie wohl? heidniſch iſt der ”wahre Namen!‛
‚Mag es doch heißen, wie es will; das menſchliche ”Geſchlecht wird durch eine Benennung weder gluͤck- ”lich noch ungluͤcklich.‛
‚So? wenn Sie denn alſo meinen, ſo moͤgen die ”Herren immer auf den Naturaliſmus fort arbeiten. ”Jndifferentiſten ſind ſie ohnedem ſchon. Auf die Art ”koͤnnten ſie ziemlich fortſchreiten. Zum Gluͤcke aber, ”ſetzte er mit einer weiſen Miene hinzu, ſind ſie ſeichte ”Koͤpfe, die ſich in kurzem vor ſich ſelbſt ſcheuen, und ”ſo wie in ihrer Philoſophie, auch in ihrer Theologie, ”auf dem halben Wege ſtehen bleiben.‛
‚Wenn es der Weg zur Wahrheit iſt, ſo iſts, mei- ”nes Erachtens, kein geringes Verdienſt, bis auf den ”halben Weg zu kommen. Der Weg der Wahrheit ”iſt ſo ſteil und ungebahnt, daß der eine fruͤh, und der ”andere ſpaͤt, ermuͤdet. Ein jeder gehe, ſo weit es ihm ”ſeine Kraͤfte erlauben. Auch derjenige, der nur ”einen einzigen Schritt fortgeht, auch derjenige, der
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”Chriſtenthum wir bekommen moͤchten, wenn dieſe
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‚Ey nun! verſetzte Sebaldus, es koͤnnte wohl ein
”ſehr chriſtliches Chriſtenthnm werden.‛ —
‚Chriſtlich? ja ein heidniſches Chriſtenthum
”wird es werden. Hoͤren Sie wohl? heidniſch iſt der
”wahre Namen!‛
‚Mag es doch heißen, wie es will; das menſchliche
”Geſchlecht wird durch eine Benennung weder gluͤck-
”lich noch ungluͤcklich.‛
‚So? wenn Sie denn alſo meinen, ſo moͤgen die
”Herren immer auf den Naturaliſmus fort arbeiten.
”Jndifferentiſten ſind ſie ohnedem ſchon. Auf die Art
”koͤnnten ſie ziemlich fortſchreiten. Zum Gluͤcke aber,
”ſetzte er mit einer weiſen Miene hinzu, ſind ſie ſeichte
”Koͤpfe, die ſich in kurzem vor ſich ſelbſt ſcheuen, und
”ſo wie in ihrer Philoſophie, auch in ihrer Theologie,
”auf dem halben Wege ſtehen bleiben.‛
‚Wenn es der Weg zur Wahrheit iſt, ſo iſts, mei-
”nes Erachtens, kein geringes Verdienſt, bis auf den
”halben Weg zu kommen. Der Weg der Wahrheit
”iſt ſo ſteil und ungebahnt, daß der eine fruͤh, und der
”andere ſpaͤt, ermuͤdet. Ein jeder gehe, ſo weit es ihm
”ſeine Kraͤfte erlauben. Auch derjenige, der nur
”einen einzigen Schritt fortgeht, auch derjenige, der
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/91>, abgerufen am 05.07.2024.
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