Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775."du wirst eben so wohl in nichts verwandelt werden, "als ich und wir alle; drum laß uns noch eins trin- "ken. Denn (er sang) ,Unser leben währet kurz, "Es vergeht geschwinde.' Hiemit schenkte er ein volles Glas ein, und brachte es dem Er wollte eben in laute Klagen ausbrechen, als dern
”du wirſt eben ſo wohl in nichts verwandelt werden, ”als ich und wir alle; drum laß uns noch eins trin- ”ken. Denn (er ſang) ‚Unſer leben waͤhret kurz, ”Es vergeht geſchwinde.‛ Hiemit ſchenkte er ein volles Glas ein, und brachte es dem Er wollte eben in laute Klagen ausbrechen, als dern
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”du wirſt eben ſo wohl in nichts verwandelt werden,
”als ich und wir alle; drum laß uns noch eins trin-
”ken. Denn (er ſang)
‚Unſer leben waͤhret kurz,
”Es vergeht geſchwinde.‛
Hiemit ſchenkte er ein volles Glas ein, und brachte es dem
Sebaldus: ‚Da trink mit, auf der Babyloniſchen Hure
”Geſundheit!‛ Alle vier brachen in ein Pferdege-
laͤchter aus, und Sebaldus, der jetzt erſt merkte in
was fuͤr Geſellſchaft er war, ließ ſich durch kein Zure-
den aufhalten, ſondern eilte zur Thuͤr hinaus, und
ſchoͤpſte nicht eher wieder friſche Luft, bis er auf der
Straße war. Er empfand den ehrlichen Unwillen,
don ein kluger Mann allezeit empfindet, wenn er
merkt, daß er einer Geſellſchaft von Narren zum
Schauſpiele gedienet habe. Hiezu kam die Bekuͤm-
merniß uͤber ſeine nun mehrmals fehlgeſchlagene
Hoffnung, ſich die erſten Beduͤrfniſſe des Lebens zu
ſchaffen.
Er wollte eben in laute Klagen ausbrechen, als
ihm ſein geweſener Reiſegefaͤhrte begegnete. Derſelbe
war in einen guten tuchenen Rock gekleidet, gieng
mit niedergeſchlagenen Augen ernſthaft einher, in
Geſellſchaft, eines braunen von der Sonne verbraun-
ten Menſchen von widriger Miene, der in Reiſeklei-
dern
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