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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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worte. Der Probst aber wollte dieß nicht gestatten,
damit es nicht etwan in der Stadt ein Aufsehen ge-
ben möchte. Er ermahnte nur Ehrn Mackligium,
seinen Jnformator insgeheim zu vernehmen, ob er
wohl wirklich so gelehrt habe, und ihn für fernerer
Neuerung in der Lehre ernstlich zu warnen, in wei-
term Uebertretungsfall aber ihn ganz abzuschaffen.
Er versicherte, aus der Erfahrung zu haben, daß die
Hornviehseuche durchs Todschlagen der kranken Häup-
ter, und die Hete rodoxie durch Absetzen und Weg-
schaffen der irrigen Lehrer am sichersten vertilgt wür-
den, und daß, in beiden Fällen, alle anderen Mittel zu
weitläufig und überdieß zu unkräftig wären. Hiemit
nahmen die beiden Gäste Abschied.

Vierter Abschnitt.

Mackligius ließ den Sebaldus sofort rufen, und
fragte ihn über den Jnnhalt seiner am Sonn-
tage vor acht Tagen gehaltenen Predigt. Sebal-
dus
läugnete nicht, daß der Jnnhalt so gewesen, wie
ihn der Küster angegeben hatte. Der Archidiakonus
erstaunte zwar nicht wenig, weil er aber sonst mit sei-
nem Jnformator wohl zufrieden war, und auf so
leidliche Bedingungen nicht so bald einen andern zu

erhal-



worte. Der Probſt aber wollte dieß nicht geſtatten,
damit es nicht etwan in der Stadt ein Aufſehen ge-
ben moͤchte. Er ermahnte nur Ehrn Mackligium,
ſeinen Jnformator insgeheim zu vernehmen, ob er
wohl wirklich ſo gelehrt habe, und ihn fuͤr fernerer
Neuerung in der Lehre ernſtlich zu warnen, in wei-
term Uebertretungsfall aber ihn ganz abzuſchaffen.
Er verſicherte, aus der Erfahrung zu haben, daß die
Hornviehſeuche durchs Todſchlagen der kranken Haͤup-
ter, und die Hete rodoxie durch Abſetzen und Weg-
ſchaffen der irrigen Lehrer am ſicherſten vertilgt wuͤr-
den, und daß, in beiden Faͤllen, alle anderen Mittel zu
weitlaͤufig und uͤberdieß zu unkraͤftig waͤren. Hiemit
nahmen die beiden Gaͤſte Abſchied.

Vierter Abſchnitt.

Mackligius ließ den Sebaldus ſofort rufen, und
fragte ihn uͤber den Jnnhalt ſeiner am Sonn-
tage vor acht Tagen gehaltenen Predigt. Sebal-
dus
laͤugnete nicht, daß der Jnnhalt ſo geweſen, wie
ihn der Kuͤſter angegeben hatte. Der Archidiakonus
erſtaunte zwar nicht wenig, weil er aber ſonſt mit ſei-
nem Jnformator wohl zufrieden war, und auf ſo
leidliche Bedingungen nicht ſo bald einen andern zu

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[230/0242] worte. Der Probſt aber wollte dieß nicht geſtatten, damit es nicht etwan in der Stadt ein Aufſehen ge- ben moͤchte. Er ermahnte nur Ehrn Mackligium, ſeinen Jnformator insgeheim zu vernehmen, ob er wohl wirklich ſo gelehrt habe, und ihn fuͤr fernerer Neuerung in der Lehre ernſtlich zu warnen, in wei- term Uebertretungsfall aber ihn ganz abzuſchaffen. Er verſicherte, aus der Erfahrung zu haben, daß die Hornviehſeuche durchs Todſchlagen der kranken Haͤup- ter, und die Hete rodoxie durch Abſetzen und Weg- ſchaffen der irrigen Lehrer am ſicherſten vertilgt wuͤr- den, und daß, in beiden Faͤllen, alle anderen Mittel zu weitlaͤufig und uͤberdieß zu unkraͤftig waͤren. Hiemit nahmen die beiden Gaͤſte Abſchied. Vierter Abſchnitt. Mackligius ließ den Sebaldus ſofort rufen, und fragte ihn uͤber den Jnnhalt ſeiner am Sonn- tage vor acht Tagen gehaltenen Predigt. Sebal- dus laͤugnete nicht, daß der Jnnhalt ſo geweſen, wie ihn der Kuͤſter angegeben hatte. Der Archidiakonus erſtaunte zwar nicht wenig, weil er aber ſonſt mit ſei- nem Jnformator wohl zufrieden war, und auf ſo leidliche Bedingungen nicht ſo bald einen andern zu erhal-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/242>, abgerufen am 25.11.2024.