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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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Nothmünzen. Er hatte in der That viele Stück-
chen gestempeltes Blech, Zinn und Leder, nebst Stück-
chen von silbernen Tellern mit allerley Figuren. Er
sagte, mit erhabener Nase, er besitze nicht wenig solche
Münzen, die selbst der berühmte Klotz in seinem ge-
lehrten Werkchen de nummis obsidionalibus nicht ge-
kannt habe, und er hoffe in kurzem ein kapitales
Stück zu erhalten, nehmlich eine Nothmünze, in
einer der Festungen geschlagen, die der berühmte
Oberste Shandy durch seinen Feuerwerksmeister
Trim mit ledernen Kanonen beschießen ließ.

Jndem er so mit großem Eifer seine Seltenheiten
herausstrich, erblickte er von ungefähr an des Se-
baldus
Finger dessen Petschierring, worinn ein An-
ker gegraben war.*) Ey! rief er aus:

,Ey! Was für eine schöne Antike haben Sie da?

,Sebaldus versicherte ihn, daß der Ring sehr
modern sey, und von einem Petschierstecher in einer
kleinen Stadt in Thüringen sey gegraben worden.

Der Antiquar versetzte, mit sonderbar schlauer
Miene:

,Ja! ja! aber, ob er gleich modern ist, so möchte
"ich ihn doch wohl haben. Die Kamern --- von einer
"gewissen Farbe, --- von einem edlen Ziegelroth ---

gefal-
*) S. Wilhelmine S. 50.



Nothmuͤnzen. Er hatte in der That viele Stuͤck-
chen geſtempeltes Blech, Zinn und Leder, nebſt Stuͤck-
chen von ſilbernen Tellern mit allerley Figuren. Er
ſagte, mit erhabener Naſe, er beſitze nicht wenig ſolche
Muͤnzen, die ſelbſt der beruͤhmte Klotz in ſeinem ge-
lehrten Werkchen de nummis obſidionalibus nicht ge-
kannt habe, und er hoffe in kurzem ein kapitales
Stuͤck zu erhalten, nehmlich eine Nothmuͤnze, in
einer der Feſtungen geſchlagen, die der beruͤhmte
Oberſte Shandy durch ſeinen Feuerwerksmeiſter
Trim mit ledernen Kanonen beſchießen ließ.

Jndem er ſo mit großem Eifer ſeine Seltenheiten
herausſtrich, erblickte er von ungefaͤhr an des Se-
baldus
Finger deſſen Petſchierring, worinn ein An-
ker gegraben war.*) Ey! rief er aus:

‚Ey! Was fuͤr eine ſchoͤne Antike haben Sie da?

Sebaldus verſicherte ihn, daß der Ring ſehr
modern ſey, und von einem Petſchierſtecher in einer
kleinen Stadt in Thuͤringen ſey gegraben worden.

Der Antiquar verſetzte, mit ſonderbar ſchlauer
Miene:

‚Ja! ja! aber, ob er gleich modern iſt, ſo moͤchte
”ich ihn doch wohl haben. Die Kamern --- von einer
”gewiſſen Farbe, --- von einem edlen Ziegelroth ---

gefal-
*) S. Wilhelmine S. 50.
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[216/0228] Nothmuͤnzen. Er hatte in der That viele Stuͤck- chen geſtempeltes Blech, Zinn und Leder, nebſt Stuͤck- chen von ſilbernen Tellern mit allerley Figuren. Er ſagte, mit erhabener Naſe, er beſitze nicht wenig ſolche Muͤnzen, die ſelbſt der beruͤhmte Klotz in ſeinem ge- lehrten Werkchen de nummis obſidionalibus nicht ge- kannt habe, und er hoffe in kurzem ein kapitales Stuͤck zu erhalten, nehmlich eine Nothmuͤnze, in einer der Feſtungen geſchlagen, die der beruͤhmte Oberſte Shandy durch ſeinen Feuerwerksmeiſter Trim mit ledernen Kanonen beſchießen ließ. Jndem er ſo mit großem Eifer ſeine Seltenheiten herausſtrich, erblickte er von ungefaͤhr an des Se- baldus Finger deſſen Petſchierring, worinn ein An- ker gegraben war. *) Ey! rief er aus: ‚Ey! Was fuͤr eine ſchoͤne Antike haben Sie da? ‚Sebaldus verſicherte ihn, daß der Ring ſehr modern ſey, und von einem Petſchierſtecher in einer kleinen Stadt in Thuͤringen ſey gegraben worden. Der Antiquar verſetzte, mit ſonderbar ſchlauer Miene: ‚Ja! ja! aber, ob er gleich modern iſt, ſo moͤchte ”ich ihn doch wohl haben. Die Kamern --- von einer ”gewiſſen Farbe, --- von einem edlen Ziegelroth --- gefal- *) S. Wilhelmine S. 50.

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/228>, abgerufen am 22.11.2024.