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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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"Klage zu überreichen, welche dem Beklagten mit dem
"Bedeuten, sie in zween Tagen zu beantworten,
"fub poena praeclusi und daß alsdenn in conrumaciam
"wider ihn erkannt werde, zu communiciren sey, deß-
"gleichen daß derselbe auf nächste Session in vierzehn
"Tagen beschieden werde, um die alsdenn abzufassende
"Sentenz anzuhören." Dieser Meinung fielen alle
bey, und Sebaldus verfügte sich mit schwerem
Herzen nach Hause.

Die Klage des Fiscals lief in wenig Tagen ein, und
weil darin noch mehr auf die Ewigkeit der Höllenstra-
fen, als auf die gehaltene Predigt Rücksicht genom-
men war, so glaubten Sebaldus und Wilhelmine,
darin die Feder des D. Stauzius zu erkennen. Se-
baldus
beantwortete sie in den gesetzten zween Tagen
ausführlich, und Wilhelmine fügte noch einige An-
merkungen hinzu, die ihrer Meinung nach die Unschuld
ihrer Mannes so treffend bewiesen, daß sich auch nicht
das geringste nur mit einigem Scheine, dawider sa-
gen liesse. Die Verantwortung ward übergeben, und
Sebaldus schwebte indessen zwischen Furcht und Hof-
nung. An dem angesetzten Tage begab er sich nach
der Residenz. Er muste in dem Vorzimmer der Ses-
sionsstube eine halbe Stunde warten, unterdessen daß
über sein Schicksal gerathschlagt ward. Darauf ward

er
C 5



„Klage zu uͤberreichen, welche dem Beklagten mit dem
„Bedeuten, ſie in zween Tagen zu beantworten,
fub pœna præcluſi und daß alsdenn in conrumaciam
„wider ihn erkannt werde, zu communiciren ſey, deß-
„gleichen daß derſelbe auf naͤchſte Seſſion in vierzehn
„Tagen beſchieden werde, um die alsdenn abzufaſſende
„Sentenz anzuhoͤren.‟ Dieſer Meinung fielen alle
bey, und Sebaldus verfuͤgte ſich mit ſchwerem
Herzen nach Hauſe.

Die Klage des Fiscals lief in wenig Tagen ein, und
weil darin noch mehr auf die Ewigkeit der Hoͤllenſtra-
fen, als auf die gehaltene Predigt Ruͤckſicht genom-
men war, ſo glaubten Sebaldus und Wilhelmine,
darin die Feder des D. Stauzius zu erkennen. Se-
baldus
beantwortete ſie in den geſetzten zween Tagen
ausfuͤhrlich, und Wilhelmine fuͤgte noch einige An-
merkungen hinzu, die ihrer Meinung nach die Unſchuld
ihrer Mannes ſo treffend bewieſen, daß ſich auch nicht
das geringſte nur mit einigem Scheine, dawider ſa-
gen lieſſe. Die Verantwortung ward uͤbergeben, und
Sebaldus ſchwebte indeſſen zwiſchen Furcht und Hof-
nung. An dem angeſetzten Tage begab er ſich nach
der Reſidenz. Er muſte in dem Vorzimmer der Seſ-
ſionsſtube eine halbe Stunde warten, unterdeſſen daß
uͤber ſein Schickſal gerathſchlagt ward. Darauf ward

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C 5
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[41/0061] „Klage zu uͤberreichen, welche dem Beklagten mit dem „Bedeuten, ſie in zween Tagen zu beantworten, „fub pœna præcluſi und daß alsdenn in conrumaciam „wider ihn erkannt werde, zu communiciren ſey, deß- „gleichen daß derſelbe auf naͤchſte Seſſion in vierzehn „Tagen beſchieden werde, um die alsdenn abzufaſſende „Sentenz anzuhoͤren.‟ Dieſer Meinung fielen alle bey, und Sebaldus verfuͤgte ſich mit ſchwerem Herzen nach Hauſe. Die Klage des Fiscals lief in wenig Tagen ein, und weil darin noch mehr auf die Ewigkeit der Hoͤllenſtra- fen, als auf die gehaltene Predigt Ruͤckſicht genom- men war, ſo glaubten Sebaldus und Wilhelmine, darin die Feder des D. Stauzius zu erkennen. Se- baldus beantwortete ſie in den geſetzten zween Tagen ausfuͤhrlich, und Wilhelmine fuͤgte noch einige An- merkungen hinzu, die ihrer Meinung nach die Unſchuld ihrer Mannes ſo treffend bewieſen, daß ſich auch nicht das geringſte nur mit einigem Scheine, dawider ſa- gen lieſſe. Die Verantwortung ward uͤbergeben, und Sebaldus ſchwebte indeſſen zwiſchen Furcht und Hof- nung. An dem angeſetzten Tage begab er ſich nach der Reſidenz. Er muſte in dem Vorzimmer der Seſ- ſionsſtube eine halbe Stunde warten, unterdeſſen daß uͤber ſein Schickſal gerathſchlagt ward. Darauf ward er C 5

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/61>, abgerufen am 24.11.2024.