sers oder Philoparchiwohlunterrichteten Beam- ten etc.
Hieronymus erhielt also, als ein Laye, einen Vortheil der sonst nur der Geistlichkeit eigen war, nemlich er speisete den Geist seiner Mitbürger, und eignete sich dafür ihre Glücksgüter zu. Er ließ die eingetauschten Ochsen Hämmel und Schweine in seine Ställe treiben, und das eingetauschte Getraide auf seine Böden schütten, und verkaufte alles auf den Märkten des obengedachten Herzogthums für baares Geld, weil daselbst die blühendenden Manufacturen, und die dadurch verursachte Bevölkerung einen etwas höhern Preiß der Nahrungsmittel verursacht hatten. Man kennete ihn daselbst nicht unter dem Namen des Buchhändlers Hieronymus, aber der Namen des Korn- oder Viehhändlers Hieronymus, war bey den Müllern, Bäckern und Schlächtern daselbst, um desto bekannter.
Seine Nachbarn hatten selbst Aecker und Wiesen, aber zufrieden sich selbst zu nähren, baueten sie nicht mehr, als sie brauchten, noch weniger dachten sie daran, den Ueberfluß ihren Nachbarn weiter, als etwa bis in die nächste kleine Landstadt, zuzuführen. Es währete Jahre lang, bis durch die beladenen Wa- gen und durch die Heerden Vieh, die sie so oft aus
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ſers oder Philoparchiwohlunterrichteten Beam- ten ꝛc.
Hieronymus erhielt alſo, als ein Laye, einen Vortheil der ſonſt nur der Geiſtlichkeit eigen war, nemlich er ſpeiſete den Geiſt ſeiner Mitbuͤrger, und eignete ſich dafuͤr ihre Gluͤcksguͤter zu. Er ließ die eingetauſchten Ochſen Haͤmmel und Schweine in ſeine Staͤlle treiben, und das eingetauſchte Getraide auf ſeine Boͤden ſchuͤtten, und verkaufte alles auf den Maͤrkten des obengedachten Herzogthums fuͤr baares Geld, weil daſelbſt die bluͤhendenden Manufacturen, und die dadurch verurſachte Bevoͤlkerung einen etwas hoͤhern Preiß der Nahrungsmittel verurſacht hatten. Man kennete ihn daſelbſt nicht unter dem Namen des Buchhaͤndlers Hieronymus, aber der Namen des Korn- oder Viehhaͤndlers Hieronymus, war bey den Muͤllern, Baͤckern und Schlaͤchtern daſelbſt, um deſto bekannter.
Seine Nachbarn hatten ſelbſt Aecker und Wieſen, aber zufrieden ſich ſelbſt zu naͤhren, baueten ſie nicht mehr, als ſie brauchten, noch weniger dachten ſie daran, den Ueberfluß ihren Nachbarn weiter, als etwa bis in die naͤchſte kleine Landſtadt, zuzufuͤhren. Es waͤhrete Jahre lang, bis durch die beladenen Wa- gen und durch die Heerden Vieh, die ſie ſo oft aus
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ſers oder Philoparchi wohlunterrichteten Beam-
ten ꝛc.
Hieronymus erhielt alſo, als ein Laye, einen
Vortheil der ſonſt nur der Geiſtlichkeit eigen war,
nemlich er ſpeiſete den Geiſt ſeiner Mitbuͤrger, und
eignete ſich dafuͤr ihre Gluͤcksguͤter zu. Er ließ die
eingetauſchten Ochſen Haͤmmel und Schweine in
ſeine Staͤlle treiben, und das eingetauſchte Getraide
auf ſeine Boͤden ſchuͤtten, und verkaufte alles auf den
Maͤrkten des obengedachten Herzogthums fuͤr baares
Geld, weil daſelbſt die bluͤhendenden Manufacturen,
und die dadurch verurſachte Bevoͤlkerung einen etwas
hoͤhern Preiß der Nahrungsmittel verurſacht hatten.
Man kennete ihn daſelbſt nicht unter dem Namen des
Buchhaͤndlers Hieronymus, aber der Namen des
Korn- oder Viehhaͤndlers Hieronymus, war bey den
Muͤllern, Baͤckern und Schlaͤchtern daſelbſt, um deſto
bekannter.
Seine Nachbarn hatten ſelbſt Aecker und Wieſen,
aber zufrieden ſich ſelbſt zu naͤhren, baueten ſie nicht
mehr, als ſie brauchten, noch weniger dachten ſie
daran, den Ueberfluß ihren Nachbarn weiter, als
etwa bis in die naͤchſte kleine Landſtadt, zuzufuͤhren.
Es waͤhrete Jahre lang, bis durch die beladenen Wa-
gen und durch die Heerden Vieh, die ſie ſo oft aus
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/45>, abgerufen am 22.07.2024.
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