Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.würden. Diese tröstliche Hofnung hatte er aus ei- nem fleissigen Studium der prophetischen Bücher der Schrift, besonders der Apocalypse geschöpft, welches Studium er schon seit langen Jahren mit unablässi- gem Eifer getrieben hatte. Er war auf eine sehr sonderbare Weise darauf gekommen, diese Bücher vorzüglich zu studieren. Er hatte sich schon in seinen jüngern Jahren, durch sorgfältiges Nachdenken über- zeugt, daß der Willen Gottes, der unsre itzige und zukünftige Glückseligkeit bestimmt, wenn auch Gott für gut befunden habe ihn besonders zu offenbaren, dennoch auch nothwendig durch Vernunft müsse ein- gesehen werden können, und mit der Vernunft über- einstimmen müsse. Die einzige Offenbarung, die uns etwas ganz unbekanntes entdecken könnte, wor- auf die blosse Vernunft nie gefallen seyn würde, glaubte er, sey die prophetische Offenbarung von zu- künftigen Dingen, Nachdem er also bey sich über den Werth aller dogmatischen und moralischen Wahr- heiten einig war, indem er keine dogmatische Wahr- heiten für nöthig und nützlich hielt, als die auf das Verhalten der Menschen einen Einfluß haben, und sich mehr angelegen seyn ließ, alle moralische Gesetze Gottes auszuüben, als sie zu zergliedern oder zu umschreiben; so hatte er sich ganz dem Studium der prophe-
wuͤrden. Dieſe troͤſtliche Hofnung hatte er aus ei- nem fleiſſigen Studium der prophetiſchen Buͤcher der Schrift, beſonders der Apocalypſe geſchoͤpft, welches Studium er ſchon ſeit langen Jahren mit unablaͤſſi- gem Eifer getrieben hatte. Er war auf eine ſehr ſonderbare Weiſe darauf gekommen, dieſe Buͤcher vorzuͤglich zu ſtudieren. Er hatte ſich ſchon in ſeinen juͤngern Jahren, durch ſorgfaͤltiges Nachdenken uͤber- zeugt, daß der Willen Gottes, der unſre itzige und zukuͤnftige Gluͤckſeligkeit beſtimmt, wenn auch Gott fuͤr gut befunden habe ihn beſonders zu offenbaren, dennoch auch nothwendig durch Vernunft muͤſſe ein- geſehen werden koͤnnen, und mit der Vernunft uͤber- einſtimmen muͤſſe. Die einzige Offenbarung, die uns etwas ganz unbekanntes entdecken koͤnnte, wor- auf die bloſſe Vernunft nie gefallen ſeyn wuͤrde, glaubte er, ſey die prophetiſche Offenbarung von zu- kuͤnftigen Dingen, Nachdem er alſo bey ſich uͤber den Werth aller dogmatiſchen und moraliſchen Wahr- heiten einig war, indem er keine dogmatiſche Wahr- heiten fuͤr noͤthig und nuͤtzlich hielt, als die auf das Verhalten der Menſchen einen Einfluß haben, und ſich mehr angelegen ſeyn ließ, alle moraliſche Geſetze Gottes auszuuͤben, als ſie zu zergliedern oder zu umſchreiben; ſo hatte er ſich ganz dem Studium der prophe-
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nem fleiſſigen Studium der prophetiſchen Buͤcher der
Schrift, beſonders der Apocalypſe geſchoͤpft, welches
Studium er ſchon ſeit langen Jahren mit unablaͤſſi-
gem Eifer getrieben hatte. Er war auf eine ſehr
ſonderbare Weiſe darauf gekommen, dieſe Buͤcher
vorzuͤglich zu ſtudieren. Er hatte ſich ſchon in ſeinen
juͤngern Jahren, durch ſorgfaͤltiges Nachdenken uͤber-
zeugt, daß der Willen Gottes, der unſre itzige und
zukuͤnftige Gluͤckſeligkeit beſtimmt, wenn auch Gott
fuͤr gut befunden habe ihn beſonders zu offenbaren,
dennoch auch nothwendig durch Vernunft muͤſſe ein-
geſehen werden koͤnnen, und mit der Vernunft uͤber-
einſtimmen muͤſſe. Die einzige Offenbarung, die
uns etwas ganz unbekanntes entdecken koͤnnte, wor-
auf die bloſſe Vernunft nie gefallen ſeyn wuͤrde,
glaubte er, ſey die prophetiſche Offenbarung von zu-
kuͤnftigen Dingen, Nachdem er alſo bey ſich uͤber
den Werth aller dogmatiſchen und moraliſchen Wahr-
heiten einig war, indem er keine dogmatiſche Wahr-
heiten fuͤr noͤthig und nuͤtzlich hielt, als die auf das
Verhalten der Menſchen einen Einfluß haben, und
ſich mehr angelegen ſeyn ließ, alle moraliſche Geſetze
Gottes auszuuͤben, als ſie zu zergliedern oder zu
umſchreiben; ſo hatte er ſich ganz dem Studium der
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