Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773."Envoy zusenden wird, die Finesse davon einsehen, "und mit Esprit anworten können. Auch sind in dem "Mercure Nachrichten von den neuesten Opera comi- "ques und von den neuesten Almanacs, Modes und "Chansons, dadurch lernen sie, was izt in Paris du "b[o]n ton ist, zu loben. Hauptsächlich aber muß sie gute "Romanen mit ihnen lesen, als Hippolyte Comte de "Douglas, die Memoires d'une Dame de qualite qui "ne s'est point retiree du Monde, die Lettres d'une Re- "gieuse portugaise, u.s.w. damit die Fränlein beyzeiten ler- "nen, wie eine Affaire de Coeur geführet wird, und "damit sie die grace plus belle que la beaute lernen, "durch die unser Geschlecht über das männliche einen "so sichern Sieg zu erhalten weiß." Hier minaudirte sie aus dem rechten Augenwin- "Ja" versetzte die gnädige Frau, mit trübem Blicke, "Picard
„Envoy zuſenden wird, die Fineſſe davon einſehen, „und mit Eſprit anworten koͤnnen. Auch ſind in dem „Mercure Nachrichten von den neueſten Opera comi- „ques und von den neueſten Almanacs, Modes und „Chanſons, dadurch lernen ſie, was izt in Paris du „b[o]n ton iſt, zu loben. Hauptſaͤchlich aber muß ſie gute „Romanen mit ihnen leſen, als Hippolyte Comte de „Douglas, die Memoires d’une Dame de qualité qui „ne s’eſt point retirée du Monde, die Lettres d’une Re- „gieuſe portugaiſe, u.ſ.w. damit die Fraͤnlein beyzeiten ler- „nen, wie eine Affaire de Coeur gefuͤhret wird, und „damit ſie die grace plus belle que la beauté lernen, „durch die unſer Geſchlecht uͤber das maͤnnliche einen „ſo ſichern Sieg zu erhalten weiß.‟ Hier minaudirte ſie aus dem rechten Augenwin- „Ja‟ verſetzte die gnaͤdige Frau, mit truͤbem Blicke, „Picard
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„Envoy zuſenden wird, die Fineſſe davon einſehen,
„und mit Eſprit anworten koͤnnen. Auch ſind in dem
„Mercure Nachrichten von den neueſten Opera comi-
„ques und von den neueſten Almanacs, Modes und
„Chanſons, dadurch lernen ſie, was izt in Paris du
„bon ton iſt, zu loben. Hauptſaͤchlich aber muß ſie gute
„Romanen mit ihnen leſen, als Hippolyte Comte de
„Douglas, die Memoires d’une Dame de qualité qui
„ne s’eſt point retirée du Monde, die Lettres d’une Re-
„gieuſe portugaiſe, u.ſ.w. damit die Fraͤnlein beyzeiten ler-
„nen, wie eine Affaire de Coeur gefuͤhret wird, und
„damit ſie die grace plus belle que la beauté lernen,
„durch die unſer Geſchlecht uͤber das maͤnnliche einen
„ſo ſichern Sieg zu erhalten weiß.‟
Hier minaudirte ſie aus dem rechten Augenwin-
kel, in Ermangelung einer andern Mannsperſon, auf
ihren Gemahl, der dadurch beherzt gemacht, ſein Wort
„auch dazu geben wolte, und ſagte: Jmgleichen Gel-
„lerts Fabeln koͤnnten auch wohl mit den Kindern
„geleſen werden.‟
„Ja‟ verſetzte die gnaͤdige Frau, mit truͤbem Blicke,
und etwas geruͤmpfter Naſe: „Gellerts Fabeln gehen
„allenfalls an, aber andere deutſche Buͤcher muß ſie
„ſie nicht leſen laſſen, denn das deutſche Zeug nuͤtzt
„den Fraͤulein nichts, wenn ſie nach Hofe kommen,
„Picard
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