Bändgen, das ich mir der Welt vorzulegen getraute, immer sehr klein seyn.
Mag. Das Bändgen? Wer sich recht auf Pre- digtschreiben legt, hört vor dem dreyzehnten oder vierzehnten Bande nicht auf.
Seb. Wie? dreyzehn oder vierzehn Bände Pre- digten? dazu gehört mehr Herz als ich habe!
Mag. Freilich Sie haben viel Bedenklichkeiten. Wenn Sie eine Dedication an einen Patron zu ma- chen hätten, und sie könnten kein Buch schreiben, so dächten Sie auch wohl nicht daran, das erste beste Buch wieder drucken zu laßen, und es ihrem Gönner zuzueignen?
Seb. Jch dächte wenigstens, der Patron würde mir nur wenig dauken, wenn ich ihm austatt etwas neues, nur etwas aufgewärmtes vorsetzte.
Mag. Als wenn der Patron nicht zufrieden seyn müste, daß sein Namen vor dem Buche stehet, und als wenn er es auch noch würde lesen wollen! Gnug daß Jhnen mancher Journalist danken wird, daß Sie durch die neue Herausgabe, unserer Litteratur einen so großen Dienst geleistet haben. Und sie werden noch dazu als ein wichtiger Mann erscheinen, wenn Sie dem Buche eine Vorrede vorsetzen, um es durch ihren Namen der Welt anzupreisen.
Seb.
Baͤndgen, das ich mir der Welt vorzulegen getraute, immer ſehr klein ſeyn.
Mag. Das Baͤndgen? Wer ſich recht auf Pre- digtſchreiben legt, hoͤrt vor dem dreyzehnten oder vierzehnten Bande nicht auf.
Seb. Wie? dreyzehn oder vierzehn Baͤnde Pre- digten? dazu gehoͤrt mehr Herz als ich habe!
Mag. Freilich Sie haben viel Bedenklichkeiten. Wenn Sie eine Dedication an einen Patron zu ma- chen haͤtten, und ſie koͤnnten kein Buch ſchreiben, ſo daͤchten Sie auch wohl nicht daran, das erſte beſte Buch wieder drucken zu laßen, und es ihrem Goͤnner zuzueignen?
Seb. Jch daͤchte wenigſtens, der Patron wuͤrde mir nur wenig dauken, wenn ich ihm auſtatt etwas neues, nur etwas aufgewaͤrmtes vorſetzte.
Mag. Als wenn der Patron nicht zufrieden ſeyn muͤſte, daß ſein Namen vor dem Buche ſtehet, und als wenn er es auch noch wuͤrde leſen wollen! Gnug daß Jhnen mancher Journaliſt danken wird, daß Sie durch die neue Herausgabe, unſerer Litteratur einen ſo großen Dienſt geleiſtet haben. Und ſie werden noch dazu als ein wichtiger Mann erſcheinen, wenn Sie dem Buche eine Vorrede vorſetzen, um es durch ihren Namen der Welt anzupreiſen.
Seb.
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Baͤndgen, das ich mir der Welt vorzulegen getraute,
immer ſehr klein ſeyn.
Mag. Das Baͤndgen? Wer ſich recht auf Pre-
digtſchreiben legt, hoͤrt vor dem dreyzehnten oder
vierzehnten Bande nicht auf.
Seb. Wie? dreyzehn oder vierzehn Baͤnde Pre-
digten? dazu gehoͤrt mehr Herz als ich habe!
Mag. Freilich Sie haben viel Bedenklichkeiten.
Wenn Sie eine Dedication an einen Patron zu ma-
chen haͤtten, und ſie koͤnnten kein Buch ſchreiben, ſo
daͤchten Sie auch wohl nicht daran, das erſte beſte
Buch wieder drucken zu laßen, und es ihrem Goͤnner
zuzueignen?
Seb. Jch daͤchte wenigſtens, der Patron wuͤrde
mir nur wenig dauken, wenn ich ihm auſtatt etwas
neues, nur etwas aufgewaͤrmtes vorſetzte.
Mag. Als wenn der Patron nicht zufrieden ſeyn
muͤſte, daß ſein Namen vor dem Buche ſtehet, und
als wenn er es auch noch wuͤrde leſen wollen! Gnug
daß Jhnen mancher Journaliſt danken wird, daß
Sie durch die neue Herausgabe, unſerer Litteratur einen
ſo großen Dienſt geleiſtet haben. Und ſie werden noch
dazu als ein wichtiger Mann erſcheinen, wenn Sie
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/119>, abgerufen am 22.07.2024.
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