Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Erste Theil deß Frewden Spiegels Von dieser seligen Ruhe/ schreibt sehr lieblich S. Augu-Zeugnuß S. Deßgleichen schreibt auch Iohannes Lodouicus ViuesZeugnuß allein J
Der Erſte Theil deß Frewden Spiegels Von dieſer ſeligen Ruhe/ ſchreibt ſehr lieblich S. Augu-Zeugnuß S. Deßgleichen ſchreibt auch Iohannes Lodouicus ViuesZeugnuß allein J
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Der Erſte Theil deß Frewden Spiegels
Von dieſer ſeligen Ruhe/ ſchreibt ſehr lieblich S. Augu-
ſtinus in ſeinem Manuali: Es iſt (ſagt er) für war ein gewiſſe
Ruhe deß Hertzens/ wenn es ſich gantz hinwendet/ vnd eyn-
läßt in die Liebe Gottes/ mit Begierde/ vnd begeret nicht jr-
gendt etwas anders/ ſondern hat ſeine ſüſſeſelige Luſt/ vber
dem/ das es faſſet/ vnd findet in ſolcher Luſt ſeine Frewde.
Da es aber durch eytel vnd nichtige Gedancken/ oder ſonſt
durch andere Geſchäffte/ ein wenig von ſolcher Liebe wirde
abgezogen/ ſo eylets doch/ mit ſchneller groſſer Eyl/ wider
zu rück/ vnd hält es für ein Elendt/ daß es anders wohin
kompt/ da es ein weil verziehen vnnd harren ſoll. Denn
gleich wie der Menſch jeder Zeit/ alle Stunde vnd Augen-
blick/ der Göttlichen Gütigkeit geneußt vnd gebrauchet:
Alſo ſoll auch keine Zeit/ keine Stunde noch Augenblick hin-
gehen/ daß er nicht den lieben Gott in ſeinem Hertzen vnd
Gedächtnuß gegenwärtig habe.
Zeugnuß S.
Auguſtini in
Manual. cap.
29.
Deßgleichen ſchreibt auch Iohannes Lodouicus Viues
artig hievon/ vnd ſpricht: Das beſt vnd aller edleſte Werck
deß Menſchlichen Willens/ iſt in der Liebe. Die Liebe aber
hat Luſt vnd Begierde/ daß ſie den beliebten Schatz an ſich
bringe/ vnnd ſeiner genieſſe. Vnd wenn ſolchs deß Men-
ſchen Will erlanget/ als dann ruhet er/ vnd iſt jhm wol dar-
bey. Wie nun das jenige iſt/ das er liebet vnd begeret zu ge-
brauchen/ alſo wirdts jhm ein Gut ſeyn/ vnd alſo wirdt er
auch ſelbſt geſinnet ſeyn müſſen. Vollenkommen wol/ kan
jm nit ſeyn/ er genieſſe denn deß allerbeſten Gutes/ welches
die Breite ſeiner Liebe oder ſeiner Begierde ſättigen vnd er-
füllen möge. Nun kan aber nichts/ deñ allein Gott/ ſolche ſei-
ne Begierde erfüllen. Dann all andere Dinge (da deß Men-
ſchen Will vnd Begierde auch wol kan hingereitzt vnd hin-
gelencket werden) ſind zu ſchlim/ zu ſchwach/ zu kurtz/ zu vn-
beſtändig vnd zu gering. Darvmb iſt jhm vollkommen wol
allein
Zeugnuß
Iohannis Lu-
douici Viuis,
libr. 1. de verita-
te fidei Chri-
ſtianæ.
J
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