Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Leib/ welcher heisset Gottes Wort/ darinn eytel Kinder deß
Liechts formirt vnd gebildet werden. Endlich wie auch ein jeder
Gottseliger Christ in diesem mütterlichen Leibe für sich
schwanger gehet/ mit einem himmlischen Leben/ welchs er füh-
ret im Glauben/ vnnd sehnet sich darnach/ daß es kommen
möge auß dem Reich deß Glaubens/ in das Reich deß
Schauwens. Derwegen beschleust vnnd vmbgibt hie ein
schwanger Werck das andere/ vnnd ligt das eine/ im andern
verborgen: Gläubestu an Christum/ so ist das Reich Gottes
ins wendig in dir/ gleich wie das Leben ist im zarten Kindtlein/
Du aber verhälst dich in Gottes Wort (so öffentlich in der
Kirchen geprediget wirdt) nicht anders/ denn wie ein lebendig
Kindlein sich verhält in seiner Mutter Leibe: Was thut denn
die Christliche Kirche? Sie pilgrimirt vnd wallet auff der Er-
den mitten in den opificio naturae, vnd allenthalben mit der Lufft
vnd hohem Gebäuw deß Himmels vmbgeben. Da ist denn
das gantze Gebäuw Himmels vnnd der Erden/ wie eine
rundte Kugel. GOTT aber regiert das gantze Werck/ vnd
ist wie ein Hauptmutter/ die solche Geburt allenthalben be-
fördert.

Vnnd hieher dienet nicht wenig/ daß der grosse KönigGott selbst ver-
gleichet sich ei-
ner schwangern
Mutter.
Matth. 23.
Jesai. 66.
Jesai. 46.

Himmels vnnd der Erden/ sich einer Gluckhännen vergleicht/
vnd bey dem Propheten Jesaia spricht: Solt ich andere las-
sen die Mutter brechen/ vnnd selbst nicht auch geberen? Solt
ich andere lassen geberen/ vnnd selbst verschlossen blei-
ben? Jhr werdet von mir im Leibe getragen/
vnnd ligt mir in der
Mutter.

Wie
Nn iij

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Leib/ welcher heiſſet Gottes Wort/ darinn eytel Kinder deß
Liechts formirt vñ gebildet werdẽ. Endlich wie auch ein jeder
Gottſeliger Chriſt in dieſem mütterlichen Leibe für ſich
ſchwanger gehet/ mit einem him̃liſchen Leben/ welchs er füh-
ret im Glauben/ vnnd ſehnet ſich darnach/ daß es kommen
möge auß dem Reich deß Glaubens/ in das Reich deß
Schauwens. Derwegen beſchleuſt vnnd vmbgibt hie ein
ſchwanger Werck das andere/ vnnd ligt das eine/ im andern
verborgen: Gläubeſtu an Chriſtum/ ſo iſt das Reich Gottes
ins wendig in dir/ gleich wie das Leben iſt im zarten Kindtlein/
Du aber verhälſt dich in Gottes Wort (ſo öffentlich in der
Kirchen geprediget wirdt) nicht anders/ denn wie ein lebendig
Kindlein ſich verhält in ſeiner Mutter Leibe: Was thut deñ
die Chriſtliche Kirche? Sie pilgrimirt vñ wallet auff der Er-
den mittẽ in dẽ opificio naturæ, vñ allenthalben mit der Lufft
vnd hohem Gebäuw deß Himmels vmbgeben. Da iſt denn
das gantze Gebäuw Himmels vnnd der Erden/ wie eine
rundte Kugel. GOTT aber regiert das gantze Werck/ vnd
iſt wie ein Hauptmutter/ die ſolche Geburt allenthalben be-
fördert.

Vnnd hieher dienet nicht wenig/ daß der groſſe KönigGott ſelbſt ver-
gleichet ſich ei-
ner ſchwangern
Mutter.
Matth. 23.
Jeſai. 66.
Jeſai. 46.

Himmels vnnd der Erden/ ſich einer Gluckhäñen vergleicht/
vnd bey dem Propheten Jeſaia ſpricht: Solt ich andere laſ-
ſen die Mutter brechen/ vnnd ſelbſt nicht auch geberen? Solt
ich andere laſſen geberen/ vnnd ſelbſt verſchloſſen blei-
ben? Jhr werdet von mir im Leibe getragen/
vnnd ligt mir in der
Mutter.

Wie
Nn iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0303" n="285"/><fw place="top" type="header">Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.</fw><lb/>
Leib/ welcher hei&#x017F;&#x017F;et Gottes Wort/ darinn eytel Kinder deß<lb/>
Liechts formirt vñ gebildet werd&#x1EBD;. Endlich wie auch ein jeder<lb/>
Gott&#x017F;eliger Chri&#x017F;t in die&#x017F;em mütterlichen Leibe für &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chwanger gehet/ mit einem him&#x0303;li&#x017F;chen Leben/ welchs er füh-<lb/>
ret im Glauben/ vnnd &#x017F;ehnet &#x017F;ich darnach/ daß es kommen<lb/>
möge auß dem Reich deß Glaubens/ in das Reich deß<lb/>
Schauwens. Derwegen be&#x017F;chleu&#x017F;t vnnd vmbgibt hie ein<lb/>
&#x017F;chwanger Werck das andere/ vnnd ligt das eine/ im andern<lb/>
verborgen: Gläube&#x017F;tu an Chri&#x017F;tum/ &#x017F;o i&#x017F;t das Reich Gottes<lb/>
ins wendig in dir/ gleich wie das Leben i&#x017F;t im zarten Kindtlein/<lb/>
Du aber verhäl&#x017F;t dich in Gottes Wort (&#x017F;o öffentlich in der<lb/>
Kirchen geprediget wirdt) nicht anders/ denn wie ein lebendig<lb/>
Kindlein &#x017F;ich verhält in &#x017F;einer Mutter Leibe: Was thut deñ<lb/>
die Chri&#x017F;tliche Kirche? Sie pilgrimirt vñ wallet auff der Er-<lb/>
den mitt&#x1EBD; in d&#x1EBD; <hi rendition="#aq">opificio naturæ,</hi> vñ allenthalben mit der Lufft<lb/>
vnd hohem Gebäuw deß Himmels vmbgeben. Da i&#x017F;t denn<lb/>
das gantze Gebäuw Himmels vnnd der Erden/ wie eine<lb/>
rundte Kugel. GOTT aber regiert das gantze Werck/ vnd<lb/>
i&#x017F;t wie ein Hauptmutter/ die &#x017F;olche Geburt allenthalben be-<lb/>
fördert.</p><lb/>
            <p>Vnnd hieher dienet nicht wenig/ daß der gro&#x017F;&#x017F;e König<note place="right">Gott &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
gleichet &#x017F;ich ei-<lb/>
ner &#x017F;chwangern<lb/>
Mutter.<lb/>
Matth. 23.<lb/>
Je&#x017F;ai. 66.<lb/>
Je&#x017F;ai. 46.</note><lb/>
Himmels vnnd der Erden/ &#x017F;ich einer Gluckhäñen vergleicht/<lb/>
vnd bey dem Propheten Je&#x017F;aia &#x017F;pricht: Solt ich andere la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en die Mutter brechen/ vnnd &#x017F;elb&#x017F;t nicht auch geberen? Solt<lb/><hi rendition="#c">ich andere la&#x017F;&#x017F;en geberen/ vnnd &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en blei-<lb/>
ben? Jhr werdet von mir im Leibe getragen/<lb/>
vnnd ligt mir in der<lb/>
Mutter.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Nn iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0303] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. Leib/ welcher heiſſet Gottes Wort/ darinn eytel Kinder deß Liechts formirt vñ gebildet werdẽ. Endlich wie auch ein jeder Gottſeliger Chriſt in dieſem mütterlichen Leibe für ſich ſchwanger gehet/ mit einem him̃liſchen Leben/ welchs er füh- ret im Glauben/ vnnd ſehnet ſich darnach/ daß es kommen möge auß dem Reich deß Glaubens/ in das Reich deß Schauwens. Derwegen beſchleuſt vnnd vmbgibt hie ein ſchwanger Werck das andere/ vnnd ligt das eine/ im andern verborgen: Gläubeſtu an Chriſtum/ ſo iſt das Reich Gottes ins wendig in dir/ gleich wie das Leben iſt im zarten Kindtlein/ Du aber verhälſt dich in Gottes Wort (ſo öffentlich in der Kirchen geprediget wirdt) nicht anders/ denn wie ein lebendig Kindlein ſich verhält in ſeiner Mutter Leibe: Was thut deñ die Chriſtliche Kirche? Sie pilgrimirt vñ wallet auff der Er- den mittẽ in dẽ opificio naturæ, vñ allenthalben mit der Lufft vnd hohem Gebäuw deß Himmels vmbgeben. Da iſt denn das gantze Gebäuw Himmels vnnd der Erden/ wie eine rundte Kugel. GOTT aber regiert das gantze Werck/ vnd iſt wie ein Hauptmutter/ die ſolche Geburt allenthalben be- fördert. Vnnd hieher dienet nicht wenig/ daß der groſſe König Himmels vnnd der Erden/ ſich einer Gluckhäñen vergleicht/ vnd bey dem Propheten Jeſaia ſpricht: Solt ich andere laſ- ſen die Mutter brechen/ vnnd ſelbſt nicht auch geberen? Solt ich andere laſſen geberen/ vnnd ſelbſt verſchloſſen blei- ben? Jhr werdet von mir im Leibe getragen/ vnnd ligt mir in der Mutter. Gott ſelbſt ver- gleichet ſich ei- ner ſchwangern Mutter. Matth. 23. Jeſai. 66. Jeſai. 46. Wie Nn iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/303
Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/303>, abgerufen am 26.06.2024.