Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. wie Käse lassen gerinnen? Du hast mir Haut vnd Fleisch an-gezogen/ mit Beinen vnnd Adern hastu mich zusammen ge- fügt. Leben vnnd Wolthat hastu an mir gethan/ vnnd dein Auffsehen bewahret meinen Athem. der vbernatürli- chen Wideege- burt. Die vbernatürliche vnnd himmlische Widergeburt ge- wunderlichen Widergeburg. Johan. 3. Eine solche Gelegenheit hat es mit vnser Widergeburt/ das ist
Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. wie Käſe laſſen gerinnen? Du haſt mir Haut vnd Fleiſch an-gezogen/ mit Beinen vnnd Adern haſtu mich zuſammen ge- fügt. Leben vnnd Wolthat haſtu an mir gethan/ vnnd dein Auffſehen bewahret meinen Athem. der vbernatürli- chen Wideege- burt. Die vbernatürliche vnnd himmliſche Widergeburt ge- wunderlichen Widergeburg. Johan. 3. Eine ſolche Gelegenheit hat es mit vnſer Widergeburt/ das iſt
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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
wie Käſe laſſen gerinnen? Du haſt mir Haut vnd Fleiſch an-
gezogen/ mit Beinen vnnd Adern haſtu mich zuſammen ge-
fügt. Leben vnnd Wolthat haſtu an mir gethan/ vnnd dein
Auffſehen bewahret meinen Athem.
Die vbernatürliche vnnd himmliſche Widergeburt ge-
het viel wunderlicher zu/ vnd wirdt in dem geiſtlichen Mut-
terleibe/ nemlich mitten in dem Gedön/ Schall vnnd Regie-
rung deß Göttlichen Worts (wo daſſelbe mit ſeinen ange-
hängten zweyen Siegeln öffentlich regirt vnd waltet) durch
Krafft vnd Wirckung deß H. Geiſtes getrieben vnnd voll-
bracht. Denn die öffentliche Stimme/ öffentlich Predige
vnd öffentlicher Gebrauch deß Worts ſind wie ein brauſen-
der Winde/ der den Menſchen auff dem Felde dieſes Le-
bens allenthalben vberhupet/ beſchleußt/ vberfällt vnd eyn-
nimpt/ wie ein Gefängnuß vnd enger Mutter Leib/ daß der
Menſch nit weiß/ wie jhm iſt/ wirdt nun durchs Geſetz ge-
ſchmettert vnnd zu boden geſchlagen/ darnach durchs Eu-
angelion erquickt/ denn wider durchs Creutz niderge-
worffen vnnd gekräncket/ höret aber anders nichts auß
GOTTES Wort/ denn es müſſe ſo ſeyn. Diß Wort
höret er als ein Brauſen deß Windes/ vnd fühlet deß Win-
des mancherley Krafft vnnd Wirckung/ als Schrecken/
Angſt/ Troſt/ Freuwde/ vnd denn widervmb Trübſal vnnd
Elend. Aber die Vernunfft wirt hierüber beſtürtzt/ vnd gar
zur Närrin/ kan nicht verſtehen noch ergründen/ wo doch
der himmliſche Wind/ nemlich Gott/ mit ſolchen vnter-
ſchiedlichen Wirckungen durch das Brauſen ſeines Worts
herkom̃e/ was er damit meyne/ vnnd zu was Ende es letzlich
ſoll gerichtet ſeyn.
Eine ſolche Gelegenheit hat es mit vnſer Widergeburt/
wie auch der HErr Chriſtus in ſeinem Geſpräch mit Nico-
demo dahin ſihet/ vnd ſpricht/ was vom Geiſt geboren wirt/
das iſt
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