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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der erste Theil deß Frewden Spiegels.
gleich wie ein Rhordommel in der Wüsten/ Jch bin gleichPsal. 102.
Psal. 77.

wie ein Käutzlein in den verstöreten Stätten. Jch wache/ vnd
bin wie ein einsamer Vogel auff dem Dache. Meine Handt
ist deß Nachts außgereckt/ vnd läßt nicht ab/ Denn meine
Seele/ wil sich nicht trösten lassen.

Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser/ soAugustinus in
Soliloquijs, cap.

35.
Psal. 42.
Psal. 63.

schreyet meine Seele Gott zu dir/ Meine Seele dürstet nach
Gott/ nach dem lebendigen Gott/ wenn werde ich dahin kom-
men/ daß ich Gottes Angesicht schauwe. O Herr mein
Gott/ du Brunn deß Lebens/ du lebendige Wasserquelle/
wann soll ich kommen auß dem trocken vnd dürren Lande/ zu
den Strömen deiner Süssigkeit/ daß ich deine Krafft vnd
deine Herrligkeit sehe/ vnnd meinen Durst lesche mit dem
süssen edlen Wasser deiner Barmhertzigkeit? Mich dürstet
Herr/ mich dürstet nach dir lebendigen Gott. O wann
werde ich kommen Herr mein Gott/ daß ich für deinem
Angesicht erscheine?

Nun was bekümmerstu dich meine Seele/ vnd bist soTrost der See-
len mitten in
jrem Seufftzen.

vnrühig in mir? Jch weiß/ daß ich werde sehen den edlen
Tag/ ja den edlen Tag der Frewde vnd Frolockung/ auff
welchem wir werden frolocken vnd frölich seyn/ O der edlen
Zeit/ vnd deß herrlichen schönen Tages/ der von keinem A-
bendt weiß/ vnd hat keinen Vntergang/ an welchem ich wer-
de hören die Stimme deß Lobes/ die Stimm der Frolockung/
vnd der öffentlichen Bekänntnuß.

O deß edlen Tages/ da ich werde hören die frölicheDie gläubige
Seele/ tröstet
sich deß Tages
jhrer Erlösung/
vnd erfreuwet
sich vber jhre zu-
künfftige Herr-
ligkeit.
Luc. 19.
Johan. 16.

Stimm: Gehe hin in deines HErren Frewde/ Gehe hin in die
ewige Frewde/ in das Hauß deß Herren deines Gottes/
da grosse vnaußforschliche vnd wunderbarliche Geheim-
nuß sind/ welche man nicht kan alle zehlen. Gehe in die Frew-
de/ welche von keiner Trawrigkeit weiß/ sondern ist voll ewi-
ger Frolockung. Da ist eytel Guts vnd nichts Böses: Da ist

alles/
X

Der erſte Theil deß Frewden Spiegels.
gleich wie ein Rhordommel in der Wüſten/ Jch bin gleichPſal. 102.
Pſal. 77.

wie ein Käutzlein in den verſtöreten Stätten. Jch wache/ vnd
bin wie ein einſamer Vogel auff dem Dache. Meine Handt
iſt deß Nachts außgereckt/ vnd läßt nicht ab/ Denn meine
Seele/ wil ſich nicht tröſten laſſen.

Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſoAuguſtinus in
Soliloquijs, cap.

35.
Pſal. 42.
Pſal. 63.

ſchreyet meine Seele Gott zu dir/ Meine Seele dürſtet nach
Gott/ nach dem lebendigen Gott/ wenn werde ich dahin kom-
men/ daß ich Gottes Angeſicht ſchauwe. O Herr mein
Gott/ du Brunn deß Lebens/ du lebendige Waſſerquelle/
wann ſoll ich kommen auß dem trocken vnd dürren Lande/ zu
den Strömen deiner Süſſigkeit/ daß ich deine Krafft vnd
deine Herrligkeit ſehe/ vnnd meinen Durſt leſche mit dem
ſüſſen edlen Waſſer deiner Barmhertzigkeit? Mich dürſtet
Herr/ mich dürſtet nach dir lebendigen Gott. O wann
werde ich kommen Herr mein Gott/ daß ich für deinem
Angeſicht erſcheine?

Nun was bekümmerſtu dich meine Seele/ vnd biſt ſoTroſt der See-
len mitten in
jrem Seufftzen.

vnrühig in mir? Jch weiß/ daß ich werde ſehen den edlen
Tag/ ja den edlen Tag der Frewde vnd Frolockung/ auff
welchem wir werden frolocken vnd frölich ſeyn/ O der edlen
Zeit/ vnd deß herrlichen ſchönen Tages/ der von keinem A-
bendt weiß/ vnd hat keinen Vntergang/ an welchem ich wer-
de hören die Stimme deß Lobes/ die Stim̃ der Frolockung/
vnd der öffentlichen Bekänntnuß.

O deß edlen Tages/ da ich werde hören die frölicheDie gläubige
Seele/ tröſtet
ſich deß Tages
jhrer Erlöſung/
vnd erfreuwet
ſich vber jhre zu-
künfftige Herr-
ligkeit.
Luc. 19.
Johan. 16.

Stim̃: Gehe hin in deines HErren Frewde/ Gehe hin in die
ewige Frewde/ in das Hauß deß Herren deines Gottes/
da groſſe vnaußforſchliche vnd wunderbarliche Geheim-
nuß ſind/ welche man nicht kan alle zehlen. Gehe in die Frew-
de/ welche von keiner Trawrigkeit weiß/ ſondern iſt voll ewi-
ger Frolockung. Da iſt eytel Guts vnd nichts Böſes: Da iſt

alles/
X
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[161/0179] Der erſte Theil deß Frewden Spiegels. gleich wie ein Rhordommel in der Wüſten/ Jch bin gleich wie ein Käutzlein in den verſtöreten Stätten. Jch wache/ vnd bin wie ein einſamer Vogel auff dem Dache. Meine Handt iſt deß Nachts außgereckt/ vnd läßt nicht ab/ Denn meine Seele/ wil ſich nicht tröſten laſſen. Pſal. 102. Pſal. 77. Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſo ſchreyet meine Seele Gott zu dir/ Meine Seele dürſtet nach Gott/ nach dem lebendigen Gott/ wenn werde ich dahin kom- men/ daß ich Gottes Angeſicht ſchauwe. O Herr mein Gott/ du Brunn deß Lebens/ du lebendige Waſſerquelle/ wann ſoll ich kommen auß dem trocken vnd dürren Lande/ zu den Strömen deiner Süſſigkeit/ daß ich deine Krafft vnd deine Herrligkeit ſehe/ vnnd meinen Durſt leſche mit dem ſüſſen edlen Waſſer deiner Barmhertzigkeit? Mich dürſtet Herr/ mich dürſtet nach dir lebendigen Gott. O wann werde ich kommen Herr mein Gott/ daß ich für deinem Angeſicht erſcheine? Auguſtinus in Soliloquijs, cap. 35. Pſal. 42. Pſal. 63. Nun was bekümmerſtu dich meine Seele/ vnd biſt ſo vnrühig in mir? Jch weiß/ daß ich werde ſehen den edlen Tag/ ja den edlen Tag der Frewde vnd Frolockung/ auff welchem wir werden frolocken vnd frölich ſeyn/ O der edlen Zeit/ vnd deß herrlichen ſchönen Tages/ der von keinem A- bendt weiß/ vnd hat keinen Vntergang/ an welchem ich wer- de hören die Stimme deß Lobes/ die Stim̃ der Frolockung/ vnd der öffentlichen Bekänntnuß. Troſt der See- len mitten in jrem Seufftzen. O deß edlen Tages/ da ich werde hören die fröliche Stim̃: Gehe hin in deines HErren Frewde/ Gehe hin in die ewige Frewde/ in das Hauß deß Herren deines Gottes/ da groſſe vnaußforſchliche vnd wunderbarliche Geheim- nuß ſind/ welche man nicht kan alle zehlen. Gehe in die Frew- de/ welche von keiner Trawrigkeit weiß/ ſondern iſt voll ewi- ger Frolockung. Da iſt eytel Guts vnd nichts Böſes: Da iſt alles/ Die gläubige Seele/ tröſtet ſich deß Tages jhrer Erlöſung/ vnd erfreuwet ſich vber jhre zu- künfftige Herr- ligkeit. Luc. 19. Johan. 16. X

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/179>, abgerufen am 29.06.2024.