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Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

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wäldchens dritte Abtheilung.
ZWar ich weiß wol wen ich fliehe/ aber doch nicht wen ich
schützen/
Auch nicht weichem ich sol folgen: Ob der kluge Zesar siegt
Und Pompejen nieder schläget/ oder ob er unten liegt.
Keines unter diesen beyden wird der Römschen Freyheit
nützen.
Sat dives, qui sua sorte contentus.
NUr der Mensch stehet wol und ist ein reicher Mann/
Der sich mit seinem Glükk' allzeit vergnügen kan.
Quam diu Moses & Aaron fratres
manent, tamdiu floret Respublica.
Schupp. In aurorapag.
165.

SO lang sich Moses wird mit Aaron wol begehen/
So lang wird Jsrael in guter Wohlfahrt stehen.
Irrit a vaniloquae quid curas spicula linguae?
Latrantem curat ne alta Diana canem?

ES bleiben Sonn und Mond an ihren Himmelsstellen/
Gantz unbeweglich stehn/ wie sehr die Hund' auch bellen;
Der blauvergiffte Neid der tob' auch wie er wil/
Ein ädler Geist der lacht und schweigt zur Thorheit still.
Virtus pressa florescit.
ALsdenn wenn Herbsteszeit die Nordenwinde brausen/
Wenn Schlakk und Regen fällt/ wenn rauhe Lüffte
sausen/
Thut sich die Zimmetros' in ihrer Ziehr hervor/
Und hebet ihre Blüht' in schöner Lust empor;
So thut die Tugend auch: wenn Mißgunst/ Neid und
Hassen/
Mit ingesamter Macht ein Grollen auff sie fassen/
Und
L vij
waͤldchens dritte Abtheilung.
ZWar ich weiß wol wen ich fliehe/ aber doch nicht wen ich
ſchuͤtzen/
Auch nicht weichem ich ſol folgẽ: Ob der kluge Zeſar ſiegt
Und Pompejen nieder ſchlaͤget/ oder ob er unten liegt.
Keines unter dieſen beyden wird der Roͤmſchen Freyheit
nuͤtzen.
Sat dives, qui ſuâ ſorte contentus.
NUr der Menſch ſtehet wol und iſt ein reicher Mann/
Der ſich mit ſeinem Gluͤkk’ allzeit vergnuͤgen kan.
Quam diu Moſes & Aaron fratres
manent, tamdiu floret Reſpublica.
Schupp. In aurorapag.
165.

SO lang ſich Moſes wird mit Aaron wol begehen/
So lang wird Jſrael in guter Wohlfahrt ſtehen.
Irrit a vaniloquæ quid curas ſpicula linguæ?
Latrantem curat ne alta Diana canem?

ES bleiben Sonn und Mond an ihren Himmelsſtellen/
Gantz unbeweglich ſtehn/ wie ſehr die Hund’ auch bellẽ;
Der blauvergiffte Neid der tob’ auch wie er wil/
Ein aͤdler Geiſt der lacht und ſchweigt zur Thorheit ſtill.
Virtus preſſa floreſcit.
ALsdenn wenn Herbſteszeit die Nordenwinde brauſen/
Wenn Schlakk und Regen faͤllt/ wenn rauhe Luͤffte
ſauſen/
Thut ſich die Zimmetroſ’ in ihrer Ziehr hervor/
Und hebet ihre Bluͤht’ in ſchoͤner Luſt empor;
So thut die Tugend auch: wenn Mißgunſt/ Neid und
Haſſen/
Mit ingeſamter Macht ein Grollen auff ſie faſſen/
Und
L vij
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[219[229]/0255] waͤldchens dritte Abtheilung. ZWar ich weiß wol wen ich fliehe/ aber doch nicht wen ich ſchuͤtzen/ Auch nicht weichem ich ſol folgẽ: Ob der kluge Zeſar ſiegt Und Pompejen nieder ſchlaͤget/ oder ob er unten liegt. Keines unter dieſen beyden wird der Roͤmſchen Freyheit nuͤtzen. Sat dives, qui ſuâ ſorte contentus. NUr der Menſch ſtehet wol und iſt ein reicher Mann/ Der ſich mit ſeinem Gluͤkk’ allzeit vergnuͤgen kan. Quam diu Moſes & Aaron fratres manent, tamdiu floret Reſpublica. Schupp. In aurorapag. 165. SO lang ſich Moſes wird mit Aaron wol begehen/ So lang wird Jſrael in guter Wohlfahrt ſtehen. Irrit a vaniloquæ quid curas ſpicula linguæ? Latrantem curat ne alta Diana canem? ES bleiben Sonn und Mond an ihren Himmelsſtellen/ Gantz unbeweglich ſtehn/ wie ſehr die Hund’ auch bellẽ; Der blauvergiffte Neid der tob’ auch wie er wil/ Ein aͤdler Geiſt der lacht und ſchweigt zur Thorheit ſtill. Virtus preſſa floreſcit. ALsdenn wenn Herbſteszeit die Nordenwinde brauſen/ Wenn Schlakk und Regen faͤllt/ wenn rauhe Luͤffte ſauſen/ Thut ſich die Zimmetroſ’ in ihrer Ziehr hervor/ Und hebet ihre Bluͤht’ in ſchoͤner Luſt empor; So thut die Tugend auch: wenn Mißgunſt/ Neid und Haſſen/ Mit ingeſamter Macht ein Grollen auff ſie faſſen/ Und L vij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 219[229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/255>, abgerufen am 09.05.2024.