Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.wäldchens erste Abtheilung. Du kennst ja jenen ädlen HürtenDen hoch-gerühmten Filidor? Den Föbus selbst mit grünen Myrten Vor andern hat gebracht empor/ Der sich beflissen jederzeit Der alten Teutschen Redligkeit. Der nicht das Gifft im Hertzen heget/ Und gleichwol Zukkerworte redt/ Wie leyder itzo mancher pfleget Von dem mans nicht gemeinet hett' Ein solcher Geist ist bey ihm nicht: Der Mund des Hertzens Meinung spricht. Weßwegen ich ihm so verbunden/ Daß ich aus unverfälschtem Sinn'/ Jhm auffzuwarten alle Stunden/ Auch biß zum Tode willig bin. So lang' ich seh des Tages Schein/ Sol Filidor gerühmet seyn. Den schönsten Bokk wil ich verwetten/ Glaub mir/ mein Bruder Sylvius/ Wenn wir gleich solche Zungen hetten Wie jener grosse Thovilus/ So weren wir mit allem Recht' Jhn gnug zu preisen/ doch zu schlecht. Eskans ja niemand nicht verneinen/ Daß er des Stammes Ziehrligkeit; Ein ädles Licht der lieben Seinen; Ein Wohnhauß der Vollkommenheit; Ein Beyspiel wo man sattsam spührt/ Was einen ädlen Schäfer ziehtt. Als
waͤldchens erſte Abtheilung. Du kennſt ja jenen aͤdlen HuͤrtenDen hoch-geruͤhmten Filidor? Den Foͤbus ſelbſt mit gruͤnen Myrten Vor andern hat gebracht empor/ Der ſich befliſſen jederzeit Der alten Teutſchen Redligkeit. Der nicht das Gifft im Hertzen heget/ Und gleichwol Zukkerworte redt/ Wie leyder itzo mancher pfleget Von dem mans nicht gemeinet hett’ Ein ſolcher Geiſt iſt bey ihm nicht: Der Mund des Heꝛtzẽs Meinung ſpꝛicht. Weßwegen ich ihm ſo verbunden/ Daß ich aus unverfaͤlſchtem Sinn’/ Jhm auffzuwarten alle Stunden/ Auch biß zum Tode willig bin. So lang’ ich ſeh des Tages Schein/ Sol Filidor geruͤhmet ſeyn. Den ſchoͤnſten Bokk wil ich verwetten/ Glaub mir/ mein Bruder Sylvius/ Wenn wir gleich ſolche Zungen hetten Wie jener groſſe Thovilus/ So weren wir mit allem Recht’ Jhn gnug zu preiſen/ doch zu ſchlecht. Eskans ja niemand nicht verneinen/ Daß er des Stammes Ziehrligkeit; Ein aͤdles Licht der lieben Seinen; Ein Wohnhauß der Vollkommenheit; Ein Beyſpiel wo man ſattſam ſpuͤhrt/ Was einen aͤdlen Schaͤfer ziehtt. Als
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waͤldchens erſte Abtheilung.
Du kennſt ja jenen aͤdlen Huͤrten
Den hoch-geruͤhmten Filidor?
Den Foͤbus ſelbſt mit gruͤnen Myrten
Vor andern hat gebracht empor/
Der ſich befliſſen jederzeit
Der alten Teutſchen Redligkeit.
Der nicht das Gifft im Hertzen heget/
Und gleichwol Zukkerworte redt/
Wie leyder itzo mancher pfleget
Von dem mans nicht gemeinet hett’
Ein ſolcher Geiſt iſt bey ihm nicht:
Der Mund des Heꝛtzẽs Meinung ſpꝛicht.
Weßwegen ich ihm ſo verbunden/
Daß ich aus unverfaͤlſchtem Sinn’/
Jhm auffzuwarten alle Stunden/
Auch biß zum Tode willig bin.
So lang’ ich ſeh des Tages Schein/
Sol Filidor geruͤhmet ſeyn.
Den ſchoͤnſten Bokk wil ich verwetten/
Glaub mir/ mein Bruder Sylvius/
Wenn wir gleich ſolche Zungen hetten
Wie jener groſſe Thovilus/
So weren wir mit allem Recht’
Jhn gnug zu preiſen/ doch zu ſchlecht.
Eskans ja niemand nicht verneinen/
Daß er des Stammes Ziehrligkeit;
Ein aͤdles Licht der lieben Seinen;
Ein Wohnhauß der Vollkommenheit;
Ein Beyſpiel wo man ſattſam ſpuͤhrt/
Was einen aͤdlen Schaͤfer ziehtt.
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/141>, abgerufen am 27.07.2024. |