Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Sofonisbe. Wer sein begierlichs Fleisch im zaume kan er-halten/ Und seine böse Lust nicht über sich läst walten/ Der ist weit mächtiger/ und viel ein größrer Mann/ Als der/ der hohe Wäll' und Thürme fällen kan. Wie aber seltner Zeit ein guter Raht verfänget/ Bey dem/ der sein Gemüht' an süsse Lust ge- henget/ So gieng es hier auch zu: je mehr der (17) African Den jungen Fürsten strafft'/ je stärker fieng er an/ Und brandt' in heisser Gluht. Er geht mit tau- send Schmertzen/ Vom Scipio hinweg/ geht mit verwirrtem Hertzen Allein in sein Gezelt/ er klagt mit Weh und Ach/ Er weiß nicht was zu thun bey solcher schweren Sach'. Auf einer Seiten steht sein außerwehltes Leben/ Die schöne Sofonisb' an die er sich ergeben/ Und auf der anderen steht Rom sein Gegen- halt/ Das weitberühmte Rom mit seiner Kriegsge- walt. Zum letzten bricht er auß: So muß ich dich denn lassen! Du solst mir gleichwol nicht auf allen freyen Gassen/ Zu dein- und meiner Schmach herüm geführet seyn. Es
Sofoniſbe. Wer ſein begierlichs Fleiſch im zaume kan er-halten/ Und ſeine boͤſe Luſt nicht uͤber ſich laͤſt walten/ Der iſt weit maͤchtiger/ und viel ein groͤßrer Mann/ Als der/ der hohe Waͤll’ und Thuͤrme faͤllen kan. Wie aber ſeltner Zeit ein guter Raht verfaͤnget/ Bey dem/ der ſein Gemuͤht’ an ſuͤſſe Luſt ge- henget/ So gieng es hier auch zu: je mehr der (17) African Den jungen Fuͤrſten ſtrafft’/ je ſtaͤrker fieng er an/ Und brandt’ in heiſſer Gluht. Er geht mit tau- ſend Schmertzen/ Vom Scipio hinweg/ geht mit verwirꝛtem Hertzen Allein in ſein Gezelt/ er klagt mit Weh und Ach/ Er weiß nicht was zu thun bey ſolcher ſchweren Sach’. Auf einer Seiten ſteht ſein außerwehltes Leben/ Die ſchoͤne Sofonisb’ an die er ſich ergeben/ Und auf der anderen ſteht Rom ſein Gegen- halt/ Das weitberuͤhmte Rom mit ſeiner Kriegsge- walt. Zum letzten bricht er auß: So muß ich dich denn laſſen! Du ſolſt mir gleichwol nicht auf allen freyen Gaſſen/ Zu dein- und meiner Schmach heruͤm gefuͤhret ſeyn. Es
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Sofoniſbe.
Wer ſein begierlichs Fleiſch im zaume kan er-
halten/
Und ſeine boͤſe Luſt nicht uͤber ſich laͤſt walten/
Der iſt weit maͤchtiger/ und viel ein groͤßrer
Mann/
Als der/ der hohe Waͤll’ und Thuͤrme faͤllen
kan.
Wie aber ſeltner Zeit ein guter Raht verfaͤnget/
Bey dem/ der ſein Gemuͤht’ an ſuͤſſe Luſt ge-
henget/
So gieng es hier auch zu: je mehr der
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African
Den jungen Fuͤrſten ſtrafft’/ je ſtaͤrker fieng
er an/
Und brandt’ in heiſſer Gluht. Er geht mit tau-
ſend Schmertzen/
Vom Scipio hinweg/ geht mit verwirꝛtem
Hertzen
Allein in ſein Gezelt/ er klagt mit Weh und
Ach/
Er weiß nicht was zu thun bey ſolcher ſchweren
Sach’.
Auf einer Seiten ſteht ſein außerwehltes Leben/
Die ſchoͤne Sofonisb’ an die er ſich ergeben/
Und auf der anderen ſteht Rom ſein Gegen-
halt/
Das weitberuͤhmte Rom mit ſeiner Kriegsge-
walt.
Zum letzten bricht er auß: So muß ich dich denn
laſſen!
Du ſolſt mir gleichwol nicht auf allen freyen
Gaſſen/
Zu dein- und meiner Schmach heruͤm gefuͤhret
ſeyn.
Es
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