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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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die Kleopatra.
mit Stekknadeln gantz durchstochen. Als sie Augustus ins
Elende verjagete/ ist sie in der Ausflucht unterwegens gestor-
ben. Wie schon Num. 15. erwehnet.
18. Octavia ist des Römischen Rahtsherrns Octavius/
und der Ancharien Tochter/ und Keyser Augustus Schwester
gewesen/ ein schönes/ frommes und tugendhaftes Weibesbild.
Hat erstlich den C. Marcellus zum Ehgemahl gehabt/ hernach-
mals auf Gutsehen ihres Bruders Augustus/ dem Antonius
beygeleget und verheyrahtet worden. Dieser aber hat das from-
me Weib/ nach dem Kleopatra ihn gantz eingenommen/ ver-
stossen/ weswegen ihn Keyser Angustus bekrieget/ und so wol
zu Wasser als zu Lande geschlagen.
19. Siria ist eine grosse Hauptlandschafft in Asien/
gräntzet von Oosten an den grossen Weltfluß Eufrates/ von
Westen an das Mittelmeer und Aegypten/ von Norden an
Cilicien und Kappadocien/ und von Süden an Arabien. Be-
greifft das Fenicier-/ Palestiner-/ Jdumeer-/ Komagener-/
Samaritaner-/ Caelisirier und das Jüdische Land in sich.
Die Hauptflüsse in Sirien sind der Eufrates/ Krysorhoas
und Syngas; die berühmten Berge: der Karmel/ Kasius und
Libanon.
20. Fontejus war einer von Antoniens vornehm-
sten Kriegsbeampten/ und sein sonderlicher vertrauter
Freund.
21. Denn er beschenket sie mit gantzen König-
reichen
Als Antonius zu Rom mit dem Keyser Augustus
sich wieder vertragen/ (wie Num. 15. gemeldet) hat er nicht
lange zu Rom bey seiner keuschen Oetavien bleiben wollen/
sondern sich wiederüm in Asien begeben. Kaum aber war er
in Sirien ankommen/ da das geile Liebesfeur in seinem Her-
tzen gegen Cleopatra/ welches gleichsam wie in der Aschen/ die
Zeit hero verborgen gelegen/ durch unkeusche Gedanken und
unreine Begierde wieder aufgeblasen wurde. Fontejus muß
voraus und ihm seine Ergetzung von Alexandrien hohlen/ wel-
che sich auch nicht lange seumete/ sondern mit grossem Prachte
ihm entgegen zog. Als er sie nun aufs freundlichste empfan-
gen/ und sich mit Jhr nach seinem wunsche ergetzet/ hat er Jhr/
nur bloß seine hertzliche Liebe an den Tag zu geben viel kostbare
Geschenke verehret; ja gantze Länder und Königreiche/ unter
die Kleopatra.
mit Stekknadeln gantz durchſtochen. Als ſie Auguſtus ins
Elende verjagete/ iſt ſie in der Ausflucht unterwegens geſtor-
ben. Wie ſchon Num. 15. erwehnet.
18. Octavia iſt des Roͤmiſchen Rahtsherꝛns Octavius/
und der Ancharien Tochter/ und Keyſer Auguſtus Schweſter
geweſen/ ein ſchoͤnes/ frommes und tugendhaftes Weibesbild.
Hat erſtlich den C. Marcellus zum Ehgemahl gehabt/ hernach-
mals auf Gutſehen ihres Bruders Auguſtus/ dem Antonius
beygeleget uñ verheyrahtet worden. Dieſer aber hat das from-
me Weib/ nach dem Kleopatra ihn gantz eingenommen/ ver-
ſtoſſen/ weswegen ihn Keyſer Anguſtus bekrieget/ und ſo wol
zu Waſſer als zu Lande geſchlagen.
19. Siria iſt eine groſſe Hauptlandſchafft in Aſien/
graͤntzet von Ooſten an den groſſen Weltfluß Eufrates/ von
Weſten an das Mittelmeer und Aegypten/ von Norden an
Cilicien und Kappadocien/ und von Suͤden an Arabien. Be-
greifft das Fenicier-/ Paleſtiner-/ Jdumeer-/ Komagener-/
Samaritaner-/ Caeliſirier und das Juͤdiſche Land in ſich.
Die Hauptfluͤſſe in Sirien ſind der Eufrates/ Kryſorhoas
und Syngas; die beruͤhmten Berge: der Karmel/ Kaſius und
Libanon.
20. Fontejus war einer von Antoniens vornehm-
ſten Kriegsbeampten/ und ſein ſonderlicher vertrauter
Freund.
21. Denn er beſchenket ſie mit gantzen Koͤnig-
reichen
Als Antonius zu Rom mit dem Keyſer Auguſtus
ſich wieder vertragen/ (wie Num. 15. gemeldet) hat er nicht
lange zu Rom bey ſeiner keuſchen Oetavien bleiben wollen/
ſondern ſich wiederuͤm in Aſien begeben. Kaum aber war er
in Sirien ankommen/ da das geile Liebesfeur in ſeinem Her-
tzen gegen Cleopatra/ welches gleichſam wie in der Aſchen/ die
Zeit hero verborgen gelegen/ durch unkeuſche Gedanken und
unreine Begierde wieder aufgeblaſen wurde. Fontejus muß
voraus und ihm ſeine Ergetzung von Alexandrien hohlen/ wel-
che ſich auch nicht lange ſeumete/ ſondern mit groſſem Prachte
ihm entgegen zog. Als er ſie nun aufs freundlichſte empfan-
gen/ und ſich mit Jhr nach ſeinem wunſche ergetzet/ hat er Jhr/
nur bloß ſeine hertzliche Liebe an den Tag zu geben viel koſtbare
Geſchenke verehret; ja gantze Laͤnder und Koͤnigreiche/ unter
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[239/0311] die Kleopatra. ¹⁷. mit Stekknadeln gantz durchſtochen. Als ſie Auguſtus ins Elende verjagete/ iſt ſie in der Ausflucht unterwegens geſtor- ben. Wie ſchon Num. 15. erwehnet. ¹⁸. Octavia iſt des Roͤmiſchen Rahtsherꝛns Octavius/ und der Ancharien Tochter/ und Keyſer Auguſtus Schweſter geweſen/ ein ſchoͤnes/ frommes und tugendhaftes Weibesbild. Hat erſtlich den C. Marcellus zum Ehgemahl gehabt/ hernach- mals auf Gutſehen ihres Bruders Auguſtus/ dem Antonius beygeleget uñ verheyrahtet worden. Dieſer aber hat das from- me Weib/ nach dem Kleopatra ihn gantz eingenommen/ ver- ſtoſſen/ weswegen ihn Keyſer Anguſtus bekrieget/ und ſo wol zu Waſſer als zu Lande geſchlagen. ¹⁹. Siria iſt eine groſſe Hauptlandſchafft in Aſien/ graͤntzet von Ooſten an den groſſen Weltfluß Eufrates/ von Weſten an das Mittelmeer und Aegypten/ von Norden an Cilicien und Kappadocien/ und von Suͤden an Arabien. Be- greifft das Fenicier-/ Paleſtiner-/ Jdumeer-/ Komagener-/ Samaritaner-/ Caeliſirier und das Juͤdiſche Land in ſich. Die Hauptfluͤſſe in Sirien ſind der Eufrates/ Kryſorhoas und Syngas; die beruͤhmten Berge: der Karmel/ Kaſius und Libanon. ²⁰. Fontejus war einer von Antoniens vornehm- ſten Kriegsbeampten/ und ſein ſonderlicher vertrauter Freund. ²¹. Denn er beſchenket ſie mit gantzen Koͤnig- reichen Als Antonius zu Rom mit dem Keyſer Auguſtus ſich wieder vertragen/ (wie Num. 15. gemeldet) hat er nicht lange zu Rom bey ſeiner keuſchen Oetavien bleiben wollen/ ſondern ſich wiederuͤm in Aſien begeben. Kaum aber war er in Sirien ankommen/ da das geile Liebesfeur in ſeinem Her- tzen gegen Cleopatra/ welches gleichſam wie in der Aſchen/ die Zeit hero verborgen gelegen/ durch unkeuſche Gedanken und unreine Begierde wieder aufgeblaſen wurde. Fontejus muß voraus und ihm ſeine Ergetzung von Alexandrien hohlen/ wel- che ſich auch nicht lange ſeumete/ ſondern mit groſſem Prachte ihm entgegen zog. Als er ſie nun aufs freundlichſte empfan- gen/ und ſich mit Jhr nach ſeinem wunſche ergetzet/ hat er Jhr/ nur bloß ſeine hertzliche Liebe an den Tag zu geben viel koſtbare Geſchenke verehret; ja gantze Laͤnder und Koͤnigreiche/ unter wel-

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/311>, abgerufen am 23.11.2024.