Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische Damit das ädle Haus mög' ausgebreitet stehen/Damit man überal mag Söhn' und Töchter se- hen. Nur dieser bleibt allein ein hochberühmter Mann/ Meynt Er/ der nur' viel Frucht der Nachwelt schaffen kan. Ein kluger Gärtener der pflegt aufs allerbeste/ Den Baum/ der guten Ahrt der schön- und großer Aeste/ Bricht manches Reischen ab und Pfropfft es fleissig ein/ Damit die ädle Frucht nur mag vermehret seyn. Antonius der sagt/ daß nicht nur einer Franen/ Und ihrem sanften Schoß' ein solcher Schatz zu trauen/ Man müsse hie und da auf Beyschlaf sein be- dacht/ Damit der Edle Stamm mag werden fort ge- bracht. Er spricht/ das (23) Solon einst hab' ein Gesetz gegeben/ Daß ein geringer Mann mit Einer solte leben/ Nicht aber solch ein Herr und tapfrer Krieges- held/ Der über diesen Kreyß sein' hohe Thaten stellt. Er sprichtdaß (24) Herkules/ von welchem er ge- kommen/ Vielmehr als einer Magd hab' ihren Krantz ge- nommen/ Und nicht aus geiler Lust; nur sein so ädles Blut/ Zu Pflantzen hie und da/ daß theure Lebens gut. Also
Die verfuͤhreriſche Damit das aͤdle Haus moͤg’ ausgebreitet ſtehen/Damit man uͤberal mag Soͤhn’ und Toͤchter ſe- hen. Nur dieſer bleibt allein ein hochberuͤhmter Mann/ Meynt Er/ der nur’ viel Frucht der Nachwelt ſchaffen kan. Ein kluger Gaͤrtener der pflegt aufs allerbeſte/ Den Baum/ der guten Ahrt der ſchoͤn- und großer Aeſte/ Bricht manches Reischen ab und Pfropfft es fleiſſig ein/ Damit die aͤdle Frucht nur mag vermehret ſeyn. Antonius der ſagt/ daß nicht nur einer Franen/ Und ihrem ſanften Schoß’ ein ſolcher Schatz zu trauen/ Man muͤſſe hie und da auf Beyſchlaf ſein be- dacht/ Damit der Edle Stamm mag werden fort ge- bracht. Er ſpricht/ das (23) Solon einſt hab’ ein Geſetz gegeben/ Daß ein geringer Mann mit Einer ſolte leben/ Nicht aber ſolch ein Herr und tapfrer Krieges- held/ Der uͤber dieſen Kreyß ſein’ hohe Thaten ſtellt. Er ſprichtdaß (24) Herkules/ von welchem er ge- kommen/ Vielmehr als einer Magd hab’ ihren Krantz ge- nommen/ Und nicht aus geiler Luſt; nur ſein ſo aͤdles Blut/ Zu Pflantzen hie und da/ daß theure Lebens gut. Alſo
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Die verfuͤhreriſche
Damit das aͤdle Haus moͤg’ ausgebreitet ſtehen/
Damit man uͤberal mag Soͤhn’ und Toͤchter ſe-
hen.
Nur dieſer bleibt allein ein hochberuͤhmter
Mann/
Meynt Er/ der nur’ viel Frucht der Nachwelt
ſchaffen kan.
Ein kluger Gaͤrtener der pflegt aufs allerbeſte/
Den Baum/ der guten Ahrt der ſchoͤn- und großer
Aeſte/
Bricht manches Reischen ab und Pfropfft es
fleiſſig ein/
Damit die aͤdle Frucht nur mag vermehret ſeyn.
Antonius der ſagt/ daß nicht nur einer Franen/
Und ihrem ſanften Schoß’ ein ſolcher Schatz zu
trauen/
Man muͤſſe hie und da auf Beyſchlaf ſein be-
dacht/
Damit der Edle Stamm mag werden fort ge-
bracht.
Er ſpricht/ das
⁽²³⁾
Solon einſt hab’ ein Geſetz
gegeben/
Daß ein geringer Mann mit Einer ſolte leben/
Nicht aber ſolch ein Herr und tapfrer Krieges-
held/
Der uͤber dieſen Kreyß ſein’ hohe Thaten ſtellt.
Er ſprichtdaß
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Herkules/ von welchem er ge-
kommen/
Vielmehr als einer Magd hab’ ihren Krantz ge-
nommen/
Und nicht aus geiler Luſt; nur ſein ſo aͤdles
Blut/
Zu Pflantzen hie und da/ daß theure Lebens
gut.
Alſo
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/262>, abgerufen am 25.06.2024. |