Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische KLEOPATRA. WO man die Liebesbrunst lest in das Her- tze schleichen/ Da muß Vernunft und Witz/ Verstand und Tugend weichen; Gerüchte/ Gut und Blut/ steht alles in Gefahr; Der wird zu einem Thier/ der vor ein Mensche war. Ein Fünkchen geiler Lust befestigt sich und glim- met/ Und fasst im Hertzen Feur/ wo man denn nicht bald kömmet Und leschet diese Gluht/ und solchen Flammen wehrt/ Wird unvermerkter weiß' ein gantzer Mensch verzehrt. Hier ist es offenbar/ hier ist es klahr zu sehen/ Es wird (1) Antonius uns solches selbst gestehen; Er steht zum Beyspiel da. Ein jeder nehm' in acht/ Wo ihn die tolle Lieb' hat endlich hinge- bracht: ALs (2) Brut- und (3) Kassius schon beyderseits geschlagen/ Die Völker in dem Staub' und todt zur Erden lagen; Als in dem großen Rom das freye Regiment/ Allmählich niederfiel/ und nahm sein letztes End'/ Jst h iij
Die verfuͤhreriſche KLEOPATRA. WO man die Liebesbrunſt leſt in das Her- tze ſchleichen/ Da muß Vernunft und Witz/ Verſtand und Tugend weichen; Geruͤchte/ Gut und Blut/ ſteht alles in Gefahr; Der wird zu einem Thier/ der vor ein Menſche war. Ein Fuͤnkchen geiler Luſt befeſtigt ſich und glim- met/ Und faſſt im Hertzen Feur/ wo man denn nicht bald koͤmmet Und leſchet dieſe Gluht/ und ſolchen Flammen wehrt/ Wird unvermerkter weiß’ ein gantzer Menſch verzehrt. Hier iſt es offenbar/ hier iſt es klahr zu ſehen/ Es wird (1) Antonius uns ſolches ſelbſt geſtehen; Er ſteht zum Beyſpiel da. Ein jeder nehm’ in acht/ Wo ihn die tolle Lieb’ hat endlich hinge- bracht: ALs (2) Brut- und (3) Kaſſius ſchon beyderſeits geſchlagen/ Die Voͤlker in dem Staub’ und todt zur Erden lagen; Als in dem großen Rom das freye Regiment/ Allmaͤhlich niederfiel/ und nahm ſein letztes End’/ Jſt h iij
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Die verfuͤhreriſche
KLEOPATRA.
WO man die Liebesbrunſt leſt in das Her-
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Da muß Vernunft und Witz/ Verſtand
und Tugend weichen;
Geruͤchte/ Gut und Blut/ ſteht alles in Gefahr;
Der wird zu einem Thier/ der vor ein Menſche
war.
Ein Fuͤnkchen geiler Luſt befeſtigt ſich und glim-
met/
Und faſſt im Hertzen Feur/ wo man denn nicht
bald koͤmmet
Und leſchet dieſe Gluht/ und ſolchen Flammen
wehrt/
Wird unvermerkter weiß’ ein gantzer Menſch
verzehrt.
Hier iſt es offenbar/ hier iſt es klahr zu ſehen/
Es wird
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Antonius uns ſolches ſelbſt geſtehen;
Er ſteht zum Beyſpiel da. Ein jeder nehm’ in
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Wo ihn die tolle Lieb’ hat endlich hinge-
bracht:
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Kaſſius ſchon beyderſeits
geſchlagen/
Die Voͤlker in dem Staub’ und todt zur Erden
lagen;
Als in dem großen Rom das freye Regiment/
Allmaͤhlich niederfiel/ und nahm ſein letztes
End’/
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